Zitat
Original von Earnie
Entscheidend ist, dass unser Geldsystem die Unwiederbringlichkeit nicht erneuerbarer Ressourcen nicht einpreist, wodurch sie grundsätzlich unterbewertet sind. ......
Manchmal glaube ich, das Nichtberücksichtigen der Unwiederbringlichkeit hat System, denn unsere Generation profitiert ganz massiv davon. Wir bewerten nur momentane Marktkräfte und wälzen das Problem der Unwiederbringlichkeit auf unsere Nachkommen ab: Diese müssen für ein Barrel Öl, ein Kilo Silber oder eine Unze Gold vermutlich wesentlich länger arbeiten als wir heute.
Selbstverständlich preist unser Wirtschaftssystem die "Unwiederbringlichkeit" von Rohstoffen ein, wobei der Begriff der Unwiederbringlichkeit so allgemein eigentlich Quatsch ist, weil innerhalb unseres Planeten (mal abgesehen von den paar Tonnen durch Raumschiffe) prinzipiell nichts verschwindet. Allenfalls verschwindet der Begriff einer Rohstoff-Lagerstätte (als bergbaulicher Begriff).
Primär entscheidend ist und bleibt immer das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Nachfrage dürfte wohl klar sein, wenn ich einen Rohstoff, ein Element, eine chemnische Verbindung nicht brauche, dann gibts auch keine Nachfrage und damit auch keinen Preis.
Interessanter ist das Angebot. Das Angebot entsteht auch bei Rohstoffen aus einer Fertigung, egal ob diese Fertigung nun Förderung oder Abbau einer Lagerstätte, Recycling oder Synthetisierung (Neuherstellung) eines Rohstoffes heißt.
Am Beispiel von Öl kann man das einigermaßen darstellen. Mit der sogenannten "Unwiederbringlichkeit" wird meistens gemeint, dass das Öl alle wird. So einfach ist das aber nicht, da Öl nicht so leicht, wie oft dargestellt , "alle" wird.
Die Öl-"Reserven" sind der teil der Ressourcen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit dem gegenwärtigen Preis gefördert werden können. Werden die weniger, steigt der Preis. PUNKT. Hier wird eindeutig "eingepreist". Mit dem steigenden Preis erhöhen sich aber die Reservern, da Lagerstätten, die vorher zu teuer für den Abbau waren, jetzt auf einmal innerhalb dieser Spanne liegen. (Zum Beispiel haben sich in 2005 die Öl-Reserven Kanadas in riesigem Umfang erhöht, weil der Abbau von Ölsanden auf einmal wirtschaftlich wurde. Jeder Fachmann weiß außerdem, dass eine Öllagerstätte nicht "leer" ist. Eine Öllagerstätte ist ja kein unterirdischer See, der leergepunpt wird, wie viele Leute trotz mehrjähriger Schulbildung glauben. Das Öl sitzt in winzig feinen Poren des Gesteins und nur ein Teil kommt von selbst heraus. Mit steigendem Preis werden deshalb sogenannte sekundäre und tertiäre Abbaumethoden, wie insitu-Verbrennung, chemische und mechanische Beeinflussung, usw. immer effektiver. Im Mineralbergbau werden dann zum Beispiel die alten Halden wieder aufs Neue "abgebaut" Es gibt ja sogar Vorstellungen alte Müllhalden "abzubauen").
Gleichzeitig hat der entstehende Preis wieder Auswirkungen auf die Nachfrage. Wenn der Ölpreis weiter so lustig steigt, womit man ja auf alle Fälle rechnen muss, wird der Bedarf sinken, weil bestimmte ölverbrauchende Technologien einfach zu teuer werden (Beispiel: das Autofahren mit Benzin wird irgendwann unerschwinglich). Hier wird deutlich eingepreist.
Gut, ich gebe es zu, Recycling könnte man mit irgendeinem Metall besser darstellen, da ist Öl etwas ungeeignet.
Aber die "Herstellung" von Rohstoffen läßt sich auch am Öl schon wieder zeigen. Es gibt schon heute Technologien, die aus alten Kunststoffen eben nicht wieder Abfalleimer oder Gartenbänke machen, sondern wieder ein "Erd"-öl. (Hat den Vorteil, dass mit der Polymerisation wieder ganz von vorn begonnen werden kann und die Verunreinigung bzw. die Vermischung verschiedener Kunststoffarten keine Rolle spielt) Natürlich im Moment deutlich zu teuer, wird aber mit steigendem Preis immer interessanter und würde auch mit anderen organischen Rohstoffen gehen.
Das bei dem Ganzen dann noch die "Arbeitskraft" Mensch in Form der Lohnkosten eine ständig wachsende Rolle spielt, brauche ich wohl nicht zu sagen. Dadurch wird das System noch komplizierter.
Wo ich persönlich ein großes Problem mit der "Unwiederbringlichkeit" habe, ist die Natur. Eine ausgestorbenes Tier und eine verschwundene Pflanze läßt sich schwer zurückbringen. Hier entstehen echte Verluste, die uns allen einmal schwerer im Magen liegen werden als das blöde Öl, welches ersetzbar ist. Da hilft dann wahrscheinlich auch keine Gentechnologie, weil man vielleicht die Pflanze oder das Tier wieder herstellen kann (so man überhaupt das Genmaterial hat), aber die Einbindung in das Ökosystem, die Reaktion auf die anderen Pflanzen und Tiere kann man nicht wieder heranzüchten.
Aber das hat wenig mit diesem Threat zu tun.
Oskar