Einkommen waehrend/nach der Krise

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich seit laengerer Zeit schon Mitleser dieses Forums bin, habe ich mich nun endlich angemeldet...


    Besonders interessiert mich Feedback zu einem Thema, dem meiner Meinung nach bisher nicht genuegend Aufmerksamkeit geschenkt wurde:


    Wie wohl die meisten hier glaube auch ich, dass wir am Anfang einer globalen Wirtschaftskrise stehen, vergleichbar mit der von 1929+ und 1970+. Mit der bislang gesehenen Korrektur am Aktienmarkt kann diese nicht zu Ende sein, letztlich hilft nur ein Paradigmenwechsel weg von Wachstum und hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die Antwort auf die Frage "wie kommen meine Familie und ich durch die Krise?", faellt sicher je nach persoenlichem Vermoegen, Einkommen, Beruf/Ausbildung, Famile/Umfeld etc. unterschiedlich aus. Klar ist aber, dass man versuchen muss,
    1) moeglichst viel an derzeitigem Vermoegen sicher durch die Krise zu bringen
    2) kuenftige Ausgaben auf das Wesentliche einzuschraenken
    3) weiterhin ein Einkommen zu erzielen, d.h. in und nach der Krise den Cash-Flow aufrechtzuerhalten


    Zu 1) findet man in diesen (und anderen Foren) mit Anlage in Gold und Silber viele gute Infos, 2) muss jeder mit sich selbst ausmachen.


    Aber zu Punkt 3) liest man wenig, obwohl sicher die hohe Arbeitslosigkeit/-unsicherheit eine Vielzahl von Leuten treffen wird. Mich persoenlich beschaeftigt diese Frage derzeit am meisten: Anders als mein Nickname vermuten laesst, bin ich nicht in der Finanzwelt zu Hause, sondern arbeite in der Forschung & Entwicklung bei einem groesseren Spezialmaschinen-Hersteller. Nach einem in der Geschichte des Unternehmens beispiellosen Auftragseinbruch wurden nun zuerst die Zeitarbeiter "freigestellt", eher frueher als spaeter wird Kurzarbeit kommen. Ich selbst habe gluecklicherweise eine relativ sichere Stelle, boesartig formuliert werde ich bei den letzten sein, die im Worst-Case-Fall das Licht ausmachen...


    Habt Ihr denn - realistische und umsetzbare - Ideen etwa zu einem krisensicheren Nebeneinkommen, sozusagen als Absicherung?


    Dass am Ende nur noch Bauern, Baecker, Metzger, Schlosser und Soldaten/Polizisten benoetigt werden, kann ich mir nicht vorstellen. Womit die Heerscharen von Arbeitslosen (darunter viele Akademiker, Spezialisten aus dem Immobilien-/Finanz-/Automobil-/Industriesektor, Angestellte des Noch-Mittelstands und derzeit gutgestellte Rentner) das ueber ihre Grundbeduerfnisse Hinausgehende verdienen werden/wollen, ist mir aber voellig unklar.


    Freue mich schon auf Antworten,


    Spargelernter

  • Naja, Handwerker können sich ja meist gut mit Schwarzarbeit über Wasser halten und 1€ Jobs gibts auch immer noch, da kann man ja zum ALG2 hinzuverdienen ("Bezahlung" meist 1,30 - 1,50€)... sicher alles nicht das gelbe vom Ei, aber mir fällt selber nicht viel ein. Online Handel bei Ebay etc. lohnt imho kaum noch und wird sicher auch zurückgehen.... :huh:

  • Herzlich willkommen im Forum!


    Also es kommt ganz darauf an, wie schlimm du die Krise und deren Ausmaße siehst. Aber egal wie es ausgeht: Wenn du dir Sorgen um dein Einkommen machst, dann lebe immer unter deinen Verhältnissen!
    Das soll heißen, dass z.b. deine Wohnung inkl. Nebenkosten, Strom+Gas+etc. nicht schon 50% deines Monatsgehaltes auffrisst. Du wirst, wenn wir denn in eine Rezession/Depression/Weltwirtschaftskrise/Totalzusammenbruch (bis jetzt noch unklar) schlittern, auf jeden Fall niemals ein so hohes Einkommensniveau erreichen wie deine derzeitige Arbeit bringt.
    Zum Thema Arbeit in einem zusammengebrochenen Umfeld sieh dich mal auf http://wolf.readinglitho.co.uk/ um, geht zwar um PeakOil, aber wenn hier alles zusammenbricht, herrschen ähnliche Zustände. In schlechten Zeiten werden auf jeden Fall "unnütze" Tätigkeiten (Callcenter, Banker, Marketing, sinnlose Dienstleistungen (Hundefriseur usw.), etc.) nicht benötigt werden.
    Im worst-case geht es nur noch ums Überleben, derjenige, der sich Luxus (Schnaps, Schokolade) leisten kann, wird sie auch erhalten. Das EInkommen muss ja nicht Geld sein, sondern Naturalien - im besten Falle selbst erwirtschaftet.
    Nach der Krise gehts entweder normal weiter wie davor - oder alles ist anders als je zuvor. Kann keiner sagen, lass dich überraschen.

  • Hallo,


    vielen Dank schonmal fuer die Antworten. Daraus laesst sich sehr gut mein Problem darlegen:


    Mittels Ebay werden sicher viele versuchen, durch Verkauf ihres Besitzes wieder zu Geld zu kommen: Da das meiste unnuetze Konsumgueter sind, wird in der Krise wenig damit zu verdienen sein, zumal mehr Verkaeufer als Kaeufer auftreten werden...


    Gold und Silber (alternativ auch Tabak, Alkohol, Nahrungsmittel etc.) sind ein Mittel, derzeit vorhandenes Vermoegen in die Zukunft zu ueberbetragen. Schoen, wenn man bereits jetzt ausreichend Vermoegen hat und das Uebertragen klappt, schlecht, wenn nicht bzw. wenn etwa der Staat die Spielregeln aendert. Ich habe oft den Eindruck, dass viele hier davon ausgehen, mit ein paar Muenzen Gold / Barren Silber nach der Krise fein raus zu sein und nie mehr arbeiten zu muessen. Es gibt derzeit auch noch viele Rentner, die der Meinung sind, nach ihrem arbeitsreichen Berufsleben ausgesorgt zu haben. Doch was wenn nicht? Dann waere es schoen, einen Plan B gehabt zu haben, um kuenftig Einkommen zu beziehen. Und genau darum geht es mir hier:


    Schwarzarbeit - doch was, wenn man nichts "Anstaendiges" gelernt hat?


    Gruesse,


    Spargelernter

  • doch was, wenn man nichts "Anstaendiges" gelernt hat?


    Dann fängt man am besten gleich damit an.


    Wenn es dicke kommt ist nicht entscheidend ob man z.B. ein Maurer ist, sondern ob man es kann.

    Demokratie ist die Diktatur der Dummen (Friedrich von Schiller)
    Das Grundprinzip der Parteien-Demokratie ist, die Bürger von der Macht fernzuhalten (Michael Winkler)
    Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird von ihr überrollt werden. 8o
    Wer Banken sein Geld überlässt, macht sich mitschuldig :!:

  • Also wenn es nicht ganz so dicke kommt werden wir uns mit irgendwelchen Gelegenheitsjobs über Wasser halten können. Falls es ganz dicke kommt enden wir alle als Tagelöhner in der Landwirtschaft (Feldarbeit, Holz hacken oder Kohle abbauen usw usw...) so wie der überwiegende Teil der Menschheit. ;(

  • Also wenn es nicht ganz so dicke kommt werden wir uns mit irgendwelchen Gelegenheitsjobs über Wasser halten können. Falls es ganz dicke kommt enden wir alle als Tagelöhner in der Landwirtschaft (Feldarbeit, Holz hacken oder Kohle abbauen usw usw...) so wie der überwiegende Teil der Menschheit. ;(

    Es wird sicher krass werden, aber die Fred-Feuerstein-Ära ist vorbei. Jeder wird seine Fähigkeiten einbringen können und müssen. Hundefrisöre, Banker und Nagelfeiler wird es allerdings nicht brauchen.

    Demokratie ist die Diktatur der Dummen (Friedrich von Schiller)
    Das Grundprinzip der Parteien-Demokratie ist, die Bürger von der Macht fernzuhalten (Michael Winkler)
    Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird von ihr überrollt werden. 8o
    Wer Banken sein Geld überlässt, macht sich mitschuldig :!:


  • Dann fängt man am besten gleich damit an.


    Wenn es dicke kommt ist nicht entscheidend ob man z.B. ein Maurer ist, sondern ob man es kann.


    <><><>
    so isses....
    bin z.B. auch kein Metzger aber wenn's dicke kommt traue ich mir schon zu ein Schaf oder einen Hasen eigenhändig zu schlachen. Würde dafür dann das beste Stück als Arbeitslohn einbehalten (altenativ auch 1 - 3 Oz Ag je nach Aufwand und Tiergrösse) 8) :D
    <><><>

  • ev.
    ..in günstigem Augenblick von EM nach Immobilie wechseln und vermieten.

    Hallo $cheinbar?,


    mir gefaellt auch die Idee besser, nicht selbst zu arbeiten sondern zum "richtigen" Zeitpunkt in "etwas" umzuschichten. Ob's funktionieren wird?


    3 Kommentare dazu:


    - Die angehaueften Staatsschulden (derzeit in D knapp 20.000 Euro pro Person, wird noch stark anwachsen) muessen letztlich vom Steuerzahler bezahlt werden. Was naemlich noch kaum jemand richtig begriffen hat: Nicht der Staat buergt fuer die Spareinlagen, sondern die Steuerzahler buergen fuer den Staat! Und dessen Ausgaben werden steigen, die Einnahmen jedoch zurueckgehen. Der Staat kann Steuern aber nur von a) Arbeitnehmern und b) "Besitzenden" eintreiben, denn der Rest hat nichts. Immobilien sind nun ein sehr "offensichtlicher" Besitz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Staat da (und bei Sparkonten, Aktien, Renten, etc.) nicht die Hand aufhalten wird. Ist Schwarzarbeit nicht ein Mittel, um sich bei a) zu druecken, und Edelmetalle ein - zu offensichtlicher [Blockierte Grafik: http://www.goldseiten-forum.de…ages/smilies/confused.png] - Ausweg fuer b)?


    - Die zentrale Frage ist dann der Zeitpunkt fuers Umschichten. Zu US-Immobilien habe ich unter
    http://www.economicrant.com/backissue-detail.php?id=27
    eine interessante Grafik dazu gefunden: Wenn man davon ausgeht, dass das Tief von 1980 wieder erreicht wird, dann steht noch etwa ein Faktor 3 im Hauspreis/Gold-Verhaeltnis aus, bis das Durchschnitts-US-Haus fuer 100 Unzen Gold verkauft wird. Das passt uebrigens nicht zu Eichelburg's "fuer 1 Unze Au bekomme ich bald ein Haus", aber das nur so am Rande :D


    - Ein anderes "etwas" waeren Aktien: Das Verhaeltnis DJ zu Gold liegt derzeit bei etwas ueber 10, war in den beiden vorhergehenden Krisen ja bei 2 und darunter. Ob's wieder soweit runter geht? Wenn man sich die Grafik im Anhang anschaut, kann man auch daran zweifeln...


    Also vielleicht doch lieber aktiv etwas machen, also darauf zu hoffen, dass Geld fuer einen arbeitet? Bin gespannt auf weitere Ideen...


    Gruesse, Spargelernter

  • Habt Ihr denn - realistische und umsetzbare - Ideen etwa zu einem krisensicheren Nebeneinkommen, sozusagen als Absicherung?


    Hallo Spargelernter,


    genau mit diesen Gedanken trage ich mich natürlich aus seit vielen Monaten/Jährchen. 8o


    Ich habe beispielsweise angefangen, meine Strick-, Häkel- und Nähkünste zu vervollkommnen. Und Neuerdings kann ich sogar schon Strümpfe stopfen. :thumbup: .


    Hab mir bei Aldi von einem Nähset-Angebot (100 Garne, Nadeln etc., etc.) gleich 5 Stück gekauft. Aber heimlich, da ich die Anfragen zu meinem geistigen Gesundheitszustand satt habe und darüber nichtmehr spreche :) :P :P 8) 8) .


    Weiß man´s, was kommt? Kann auf keinen Fall schaden, und zusätzlich zu dem ganzen anderen Plunder, der natürlich gesammelt und gehortet wird, gibt´s dann halt in der Krise "Pusteblume´s Nähkästchen".


    Viele Grüße und gutes Durchkommen @all. P.

  • 100 Unzen Gold für ein US-Haus? :D das muß wirklich ein Schnäppchen sein..
    Laut Berichten hier im Netz gab es zu Krisenzeiten tolle Immos oft schon für einige 100Gramm Gold...
    Mal auf die Performance gespannt sein, sollte physisches Material
    irgendwann nichtmehr anhand der Anzahl von Papier-formularen bewertet werden.
    Aber das ist natürlich alles wilde Spekulation worauf man sich nicht wirklich verlassen kann.


    und natürlich versuche ich auch so gut wie
    möglich, mich auch weiterhin über Wasser halten zu können, durch verschiedene tätigkeiten die ich beherrsche.
    Dem sehe ich auch relativ gelassen entgegen, da ich von Beruf Tischlermeister bin, und qualifizierte Handwerker immer gefragt waren.
    Für den Fall das es nicht komplett beschissen kommt überlege ich, demnächst die Ausbildung zum gerichtlich beeideten Sachverständigen zu machen,
    als Nebenverdienst.
    Wenn es doch sehr übel kommen sollte.....Mein Schwiegervater sowie auch mein Schwager haben einen Landwirtschaftsbetrieb..... 8)
    (Saatgut halte ich bereits auf Vorrat)
    In der Krise kommt es aber vor allem auf eines an: Flexibilität
    Auch in der Rolle des Schwarzmarkthändlers könnte ich mich vorstellen und bin schon ein Wenig darauf vorbereitet.
    Besonders gut gefällt mir an meiner persönlichen Situation, daß ich nicht Wehrpflichtig bin :whistling:


    Wer sich früh genug gedanken macht - hat sicher nen Vorteil. [smilie_blume]

  • Du wirst, wenn wir denn in eine Rezession/Depression/Weltwirtschaftskrise/Totalzusammenbruch (bis jetzt noch unklar) schlittern, auf jeden Fall niemals ein so hohes Einkommensniveau erreichen wie deine derzeitige Arbeit bringt.

    Ja, das duerfte der Normalfall sein. Ob unser derzeitiges Einkommensniveau im globalen Vergleich "gerecht" ist, kann jeder ja mal auf


    http://www.globalrichlist.com/


    testen. Ich habe nie verstanden, warum Waren (Autos, PCs, Fernseher etc) und in grober Naeherung auch Nahrungsmittel ueberall auf der Welt etwa gleich viel kosten, die Entlohnung aber so unterschiedlich ist. Ich kann mir vorstellen, dass sich dieses Ungleichgewicht im Laufe der Krise angleichen wird, insbesondere wenn unser "Flaggschiff Industrie" untergehen wird:


    Entwicklungslaender werden relativ zu Industrielaendern im Wohlstandsniveau steigen, das insgesamt aber fallen duerfte


    => Wir gehoeren "doppelt" zu den Verlierern (was man am seit Jahren stagnierenden/fallenden Realeinkommen Mittelschicht-abwaerts bereits sieht)

  • Es wird zu einer Umschichtung von den Kopfarbeitern zu den Handarbeitern kommen. Wohl dem, der beides kann. Als Schreibtischtäter mit 2 linken Händen müsste ich mir im Ernstfall wohl ein Plätzchen suchen, wo man mit relativ geringem Aufwand (Essen, Heizen, Kleidung) ein angenehmes Leben führen kann. Mein "Plan B" ist deshalb die Auswanderung auf eine Insel mit mildem Klima und funktionierender Landwirtschaft. Ich kann allerdings schlecht einschätzen, ob man auf Mallorca die Immobilien der englischen Banker für Peanuts bekommen wird oder ob so viele ähnlich denken und handeln wie ich. Dann wird es auf den Mittelmeerinseln eng.


    Die deutliche Outperformance von Gold gegenüber Silber könnte ein Indiz dafür sein, dass ich mit meinen Überlegungen nicht alleine bin. Ein paar Kilo Gold bekommt man im Handgepäck unter, für den gleichen Gegenwert in Silber braucht man mindestens ne Sackkarre.

  • Auskünfte geben in manchen Ländern nette Damen am Straßenrand....einfach freundlich.


    Schreibtischtätern wünsche ich die Imopotenz in die Hose...eine Kaste die niemand wirklich braucht.


    cu DL....und Handarbeit...naja


    :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:


    Gruss


    alibaba


    :thumbup:

    " Wo ich willkommen bin' lass ich mich nieder ,ansonsten geh ich wieder " ;)


    " jeden Morgen steht die Lüge als erste auf ,bis die Wahrheit ausgeschlafen hat " :D


    "Ich bin für mein Textinhalt verantwortlich ,nicht für das was du verstehst" 8o

  • Wenn es doch sehr übel kommen sollte.....Mein Schwiegervater sowie auch mein Schwager haben einen Landwirtschaftsbetrieb..... 8)
    (Saatgut halte ich bereits auf Vorrat)

    Ich denke ,wenn man auf dem Land lebt,ich auch,hat man schon mal eine rel. ausbaufähige Situation.
    Landwirtschaft ist mir auch nicht fremd,und wenn man gut in die Dorfgemeinschaft integriert ist,
    und man weiß an wen man sich wenden kann,läßt sich vieles machen.
    Eine Hand wäscht die andere!Das ist ganz normal.


    Tauschhandel u.Schwarzmarkt ist dann, denke ich, sowieso immer möglich,ergibt sich dann von selbst.


    Gruß
    Golden Mask

  • Auskünfte geben in manchen Ländern nette Damen am Straßenrand....einfach freundlich.


    Schreibtischtätern wünsche ich die Imopotenz in die Hose...eine Kaste die niemand wirklich braucht.


    cu DL....und Handarbeit...naja

    Ich hoffe, ich langweile nicht mit zu langen Beitraegen. Zu diesem Thema moechte ich aber doch noch Beobachtungen aus 2 Laendern mitteilen:


    In meinem Bekanntenkreise kenne ich einige (nehmen wir die Alleinstehenden, damit die Einkommensverhaeltnisse klarer sind), die als ungelernter Arbeiter/Verkaeuferin/Friseurin und einem Netto-Einkommen von sagen wir ~ 1000 Euro sich zur Zeit noch eine komfortable Mietwohnung (mit steigenden Nebenkosten), ein Auto, eine Fernreise pro Jahr, Haustiere, eine Schachtel Zigaretten pro Tag, allerlei Freizeitaktivitaeten und Elektronik-Schnickschnack leisten koennen. Wie, ist mir unklar, aber ich glaube nicht, dass das noch lange moeglich sein wird!


    Beruflich war ich mehrere Jahre in Lateinamerika, u.a. 2003 und zuletzt 2007 in Argentinien. Deren Selbstverstaendnis vor der Krise war, ein 1.-Welt-Land auf einem Kontinent von 3.-Welt-Laendern zu sein, und die Dollarbindung machte es auch fuer die Mittelschicht moeglich, zum Shoppen in die USA oder auf Kulturtrip nach Europa zu fliegen. Ich kann nur sagen: Aus und Vorbei! Das kann ein argentinischer Durchschnittsverdiener heute nicht mehr! Ich habe selten etwas Traurigeres gesehen, als ehemals gutsituierte Rentner, die fuers nackte Ueberleben betteln mussten!


    Ich habe mit Kollegen dort zusammengearbeitet, die, von Wirtschaftswachstum und dementsprechender Karriere ausgehend, einen (moderaten) Kredit aufgenommen hatten, etwa um sich ein Haus zu kaufen. Gemeinerweise wurden Kredite auf U$-Basis ausgestellt, Guthaben und Loehne jedoch in argentinischen Pesos. Selbst wer das Glueck hatte, in der Krise nicht arbeitslos zu werden (Arbeitslosenquote stieg bis auf 23%), konnte nach einer Waehrungsabwertung von 1:4 gegenueber dem "stabilen Dollar" diese Kredite nicht mehr bedienen, musste notverkaufen - aber die Hauspreise waren im Keller.


    Gut, dies ist jetzt nicht direkt mit der jetzigen Krise vergleichbar, wo alle Waehrungen abwerten (gegen Gold werden jetzt sicher alle sagen, ja), aber es macht doch deutlich, dass man ohne Kredite in der Krise sicherer ist.


    In 2003 waren dort - selbst in "besseren" Zeitungen - die Anzeigenseiten fuer Bordelle und Escort-Service mehrseitig. Mich jetzt bitte nicht in diese Ecke ruecken, aber Prostitution wird sicherlich ein (in Anzahl boomender, fuer die Frauen unprofitabler werdender) Geschaeftszweig werden, in den ich aber nicht investieren werde!


    Wer mal nach Buenos Aires kommen sollte und Spanisch spricht, dem empfehle ich unbedingt das dortige Museum zu Ursache & Ablauf der Wirtschaftskrise:
    http://www.comminit.com/es/node/41180/37


    Gruesse, Spargelernter

  • von Wirtschaftswachstum und dementsprechender Karriere ausgehend,


    Wenn man sich das Weihnachtsgeschäft angeschaut hat, dann scheinen die Deutschen davon auch noch mehrheitlich auszugehen. Wie Du schon selbst geschrieben hast, wissen viele hier gar nicht, wie gut es uns mehrheitlich im weltweiten Vergleich geht. Es wird konsumiert und geprotzt als seien Wohlstand und Arbeit für alle Zeiten garantiert. Da mein Bruder ähnlich charmant und direkt ist wie PL :) wurde mir schon in jungen Jahren deutlich gemacht, dass es von der Gesellschaft nicht für alle Zeiten toleriert werden wird, wenn Sesselpupser nach 8 Stunden Bleistift stemmen mit dem doppelten und Dreifachen dessen nach Hause gehen, was so ein Malocher in der Fabrik verdient. Ich habe deswegen immer deutlich unter meinen Möglichkeiten gelebt und mit Mitte 40 jetzt ausgesorgt. Ich kann nur jedem empfehlen, seine Konsumgewohnheiten in Vorbereitung auf härtere Zeiten anzupassen. Von daher kommt Dein Thread jetzt vielleicht für manchen ein bisschen spät, aber vielleicht kann man seinen Q7, seinen 2-Meter-Flachbildschirm, sein Vierthandy, seine 82er Bordeauxs oder was sonst noch an unnützem Zeug herumsteht zu Gold machen, solange es noch etwas dafür gibt.

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