Jugendarbeitslosigkeit - die Auswirkungen auf die Gesellschaft

  • Da ich sicher bin, daß die Auswirkungen der Jugendarbeitslosigkeit noch lange Auswirkungen auf das gesellschaftliche/wirtschaftliche wie individuelle Leben haben werden, möchte ich die Infos sammeln.


    Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Euch daran beteiligen würdet und habe jetzt ohne Prioritätensetzung erst einmal gesammelt.



    Auf individueller Ebene sehe ich:


    - fehlendes Einkommen
    - geringere Rentenanwartschaften
    - keine Möglichkeit selbst Rücklagen für das Alter anzusparen
    - unter Umständen kein Geld zur Absicherung existenzieller Risiken (Haftplichtversicherung , BU)
    - Demotivierung und psychische Probleme
    - mangelnde Planbarkeit des eigenen Lebens
    - eingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
    - bei länger andauernder Arbeitslosigkeit Veraltung der Kenntnisse
    - keine Möglichkeit das Studium durch Ferienjobs zu finanzieren




    Auf gesellschaftlicher/wirtschaftlicher Ebene:


    - Depolitisierung oder Hinwendung zu extremen Parteien
    - Erhöhung der Protest- und/oder Gewaltbereitschaft
    - höhere Kosten für die Gesellschaft für Überwachung und Polizei (das ich das kritisch betrachte, muß ich nicht ausführen)
    . bei umlagefinanzierten Sozialsystemen kann der Gesellschaftsvertrag kann nicht mehr bedient werden, da keine oder nur geringe
    Sozialversicherungsbeiträge gezahlt werden
    - Kosten der Ausbildung der Jugendlichen "zahlen sich nicht aus"
    - Fehlende Konsumkraft
    - evtl. Generationenkonflikt



    http://markusgaertner.wordpres…garbeiter-raus/#more-2298


    Ähnlich wie in den USA (18,5%) ist auchin Europain weiten Teilen des Kontinents die Arbeitslosigkeit unter den 16-24jährigen, die gerade ihren ersten oder zweiten Job haben auf das Doppelte des Gesamtwertes gestiegen - 20,2% gegenüber 9,9% in der EU. In Großbritannien hat die Arbeitslosenrate der Unter-25jährigen den höchsten Stand in 15 Jahren erreicht. In einzelnen Ländern erreicht die Beschäftigungslosigkeit in dieser sensiblen Altersgruppe albtraumartige Werte: Fast 27% in Italien, knapp über 30%in Ungarn, 34% in der slowakischen Republik.




    Bei diesem Link lohnt ein Blick auf die erschreckende Graphik Jugendarbeitslosenquote* in der EU27 nach Ländern im ersten


    Quartal 2009 welche kostenpflichtig ist und deshalb nicht hier reinkopiert werden kann.


    http://www.zeit.de/wirtschaft/2009-10/ju…gkeit-spanien-2


    In Spanien ist die Jugendarbeitslosigkeit höher als anderswo in Europa – am Bildungssystem wurde gespart. Auch Akademiker finden keine Stelle.




    http://www.ftd.de/politik/europa/:agenda…860.html?page=3


    Griechenland hat die höchste Arbeitslosenquote bei den unter 29-Jährigen in der EU. Jeder vierte griechische Jugendliche hat keinen Job, ganze Heere schlagen sich mit Zeitverträgen und schlecht bezahlten Gelegenheitsarbeiten durch. Das Phänomen ist so weit verbreitet, dass es schon ein Namen für diese Kohorten gibt: "Generation 700 Euro" . Denn so viel - oder so wenig - können die meisten nur verdienen.


    Sie leben deshalb noch bei ihren Eltern, eine eigene Wohnung können sie sich nicht leisten. "Wenn ich fertig bin, werde ich keinen Job im meinen Fach finden", sagt auch Athanasios. "In Griechenland kommen nur die Leute weiter, die einflussreiche Freunde in politischen Ämtern haben.
    Qualifikation spielt keine Rolle. Nicht mal mit einem Harvard-Diplom hat man in Athen eine Jobgarantie. "

  • Die Planbarkeit des eigenen Lebens habe ich mir schon lange abgewöhnt. Das ging noch zu DDR - Zeiten wo man an jedem Ort der Republik gut bezahlte Arbeit bekommen konnte. Aber heute ?


    Man ist 40 , Firma geht pleite und plötzlich findet man sich als Leiharbeiter mit 6,50 € wieder. Als Facharbeiter.Oder man hat ein haus gebaut und soll plötzlich 500 km umziehen.

  • DURAN, glaube mir Deine Problematik beschäftigt mich auch, aber ich möchte auch schauen, welche Veränderungen werden eine ganze Generation prägen, auf deren Schultern mal unsere Altersversorgung liegen soll.


    Ich glaube, daß derart hohe Arbeitslosigkeitquoten bei Jugendlichen besondere gesellschaftliche Sprengkraft haben und würde mich gerne stärker darauf konzentrieren.


    Der Mann mit 40 hatte andere Chancen erst mal einen Einstieg ins Arbeitsleben zu finden und Berufspraxis zu erwerben.




    http://www.zeit.de/online/2008…karriere-anpassung?page=1


    Bei den Unruhen handelt es sich nicht um Krawalle der üblichen
    Verdächtigen. Sie mögen die Situation ausgenutzt haben, ihre Urheber
    sind sie jedoch nicht. Gewaltsame Demonstrationen unzufriedener
    Jugendlicher hat es in den vergangenen Jahren mehrfach in Europa
    gegeben. Nach den Straßenschlachten in den französischen Banlieues
    entbrannte in Deutschland eine aufgeregte Debatte, ob sich ähnliche
    Entwicklungen auch hier ereignen könnten.


    In Griechenland gehen aber gerade nicht die Unterschichten auf die
    Straße - Jugendliche, die wegen ihrer Herkunft oder ihrer schlechten
    Bildung kaum noch Perspektiven sehen. Es sind vielmehr überwiegend
    Schüler und Studenten aus der Mittelschicht, die glauben, keine Zukunft
    mehr zu besitzen. Nach Angaben der Vereinigung der griechischen Lehrer
    sind derzeit 400 Schulen besetzt sowie fast alle Universitäten des
    Landes.


    Dass sich die Proteste hierzulande bislang in Grenzen halten, liegt vor
    allem an der pragmatischen Einstellung der jungen Generation. Es ist nur
    eine Minderheit, die ernsthaft über neue Formen der Arbeitsgestaltung
    und -verteilung nachdenkt.




    Studentenproteste in den USA
    http://www.nytimes.com/2010/03…on/05protests.html?ref=us


    Zunehmend ziehen junge New Yorker aus finanziellen Gründen zurück zu
    ihren Eltern
    http://www.nytimes.com/2010/03…singles.html?ref=nyregion

  • @: O.
    Jemineh


    Ich werde es gleich ändern. In den USA hat die Selbstfinanzierung des Studiums aber noch einen größeren Einfluß, da die Studiengebühren höher sind. Also bleiben nur Stipendien oder die Verschuldung für das Studium mittels Studentenkrediten. Etwas mit Bafög vergleichbares gibt es meines Wissens nach in den USA nicht.


    @ keepitshort


    Ich sehe die Situation in den USA etwas anders, aber verschiedene Blickwinkel erweitern das Spektrum.

  • Ziemlich rund dein Beitrag, Fragezeichen, was sollte man noch ergänzen?


    Allerdings sehe ich weniger eine Erhöhung der Protest- und/oder Gewaltbereitschaft, sondern eher eine Abstumpfung gepaart mit vermeintlicher Anpassung und einer zunehmenden Unselbstständigkeit, mindestens zeichnet sich das in der BRD ab, weil hier das Familiengefüge eben auch anders, weniger gefestigt ist, als z.B. im südeuropäischen Raum.


    Die sog. U25-Generation erhält kaum noch Ausbildungsplätze, wird in irgendwelchen EQJ-Maßnahmen "zwischengeparkt" oder gleich auf Ein-Euro-Ebene "vermittelt"; haben die Eltern Geld und reißt der Jugendliche nicht quasi über seinen Ausbildungsplatzmangel die ganze Familie in die Bedürftigkeit (auch so etwas gibt es), ist es noch aushaltbar - je nach Toleranz, Verständnis und monitärer Machbarkeit durch die Eltern.


    Der Rest dieser jungen Menschen allerdings darf bis zum 25 Lebensjahr nicht ausziehen; bringt über seine Bedürftigkeit, Eltern und Geschwister in Zwänge - vor allem dann, wenn nach der Ablehnung einer "Maßnahme" oder eines Ein-Euro-Job´s sofort eine 100 % Sanktion des Regelsatzes erfolgt (für 3 Monate) und im Wiederholungsfall innerhalb eines Jahres neben der 100 % Kürzung auch der Mietanteil wegfällt, den die Eltern und Geschwister - in Sippenhaft quasi - schultern müssen. Auch die Weigerung, eine völlig unzureichende und nicht angemessene Eingliederunsvereinbahrung zu unterschreiben, führt zu einer Sanktion.


    Sollten die Eltern ihrerseits ohnehin im Hartz IV-Bezug stehen z.B. als arbeitende, aber nicht ausreichend verdienende Aufstocker, gehört der Jugendliche mit Abschluss der 10 Klasse (kommt auf das Bundesland an) zu den Mitgliedern einer Bedarfsgemeinschaft mit der vollumfänglichen Verpflichtung zur Minimierung der sog. "Hilfebedürftigkeit"; da kommt es zu einigen Merkwürdigkeiten... der Jugendliche fällt z.B. mit dem Beginn der Ausbildung aus der Bedarfsgemeinschaft heraus, dennoch wird sein Einkommen zum Unterhalt der Eltern rechnerisch herangezogen - ausziehen darf der Jugendliche freilich nicht, wenn er sich nicht selbst unterhalten kann... oder aber... die Jugendlichen werden aufgrund des ALG II-Bezuges der Eltern von vornherein nicht von der BA, sondern von der ArGe oder zuständigen optierenden Kommune betreut - es besteht überdies kein Anspruch eine Ausbildung etwa der Arbeit (als Ungelernter) vorzuziehen; die Jugendlichen werden also schnell "fallengelassen". Oft genug zu schnell...


    Bereits im frühen Jugendalter, also vor dem 15.ten Lebensjahr werden die jungen Menschen über Anrechnungsmodalitäte z.B. aus einem Ferienjob konditioniert dahingehend, dass sich Arbeit nicht lohnt; der Freibetrag für U15 liegt derzeit bei 100 Euro monatlich - mit dem Überschuss aus eigener Arbeit muss der Jugendliche seine Bedarfsgemeinschaft "unterstützen".


    Im höher qualifizierten Segment sieht es auch nicht besser aus - Generation Praktikum ist in aller Munde und auch Fakt - bis da jemand nach dem Studium oder zwischendurch in´s "Verdienen" kommt, ist schnell das 30.ste Lebensjahr erreicht - dadurch verschiebt sich natürlich auch die ganze weitere Lebensplanung nach hinten.


    Viele junge Frauen flüchten sich angesichts der Aussichtslosigkeit auf eine Lehrstelle in die Aufgabe als Mutter - quasi die einzige Chance überhaupt ein selbstständiges Leben führen zu dürfen, weil dann vor dem 25. Lebensjahr das Elternhaus verlassen werden kann... die Aussicht etwa gut verheiratet, geborgen eine eigene Familie gründen zu können, schrumpft gen Null - weil durch den ohnehin brüchigen Freundes- und Bekanntenkreis eher Ehen und Verbindungen im eigenen Betroffenheitsrahmen geschlossen werden; diese sind wiederum wenig haltbar, weil junge Männer eigentlich nur allein überhaupt den Hauch einer Chance hätten, der Bedürftigkeitsspirale zu entrinnen - alleinstehend reichen ca. 800 Euro netto um von Hartz IV "wegzukommen" - mit Freundin/Frau und Kind müssen es schon um die 1.500 Euro netto sein - solche Löhne werden in vielen Städten auch in qualifizierten Handwerksberufen kaum noch gezahlt - mindestens nicht in den ersten Berufsjahren bzw. wenn das Unternehmen nicht im Arbeitgeberverband ist.


    Insgesamt zeichnet sich für mich eine Resignation der jungen Leute ab... sie tun gerade noch so viel, dass sie irgendwie durchs Leben kommen, wirken in vielen praktischen Belangen geradezu lebensuntüchtig und perfiderweise ist das auch keine Frage der Schichtzugehörigkeit oder des Bildungsgrades - selbst die Bafög-Foren- und Hilfeportale zeichnen da ein klares Bild - Abitur bestanden - Note gut... aber in Trotzhaltung alles klein schreibend... kaum fehlerfreie Rechtschreibung, nicht in der Lage einfachste Anträge auszufüllen, sich überhaupt für sich selbst stark zu machen... entsozialisierte "Spezialisten", kaum gewillt haltbare Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen - die Abhängigkeit zum Elternhaus für eine Art ewige Bequemlichkeit nutzend... und mit dem Mitleidbonus der "verlorenen Generation" ausgestattet... nur darauf programmiert entweder um jeden Preis Erfolg zu haben, beruflich weiterzukommen - oder aber irgendwie zu überleben. Beide Extreme sind gleichermaßen folgenreich.


    Die Gesellschaft steht quasi daneben und staunt über die Computerspezialisten, kalten Verkaufsprofis oder "Lebenskünstler" - sieht aber das Gefahrenpotential dahinter nicht - oder will es nicht sehen. Das Konfliktpotential spielt sich überwiegend hinter geschlossenen Türen ab, wenn die Eltern-Generation der 80-er Jahre, selbst auch schon "degeneriert" aber noch nicht ganz so unten, gleichsam hilflos nicht weiß, wie sie Fleiß in der Schule - um der Erfolgsaussichten willen überhaupt vermitteln kann, wenn doch die Realität so ganz anders aussieht, fühlen sich in der Elternrolle als Versager, sind aber gleichzeitig dazu verdammt, für das Unvermögen von etwa 30 Jahren Politik monitär aufzukommen, so sie denn können. Die Kraft und Zeit die Jugendlichen auch noch mental zu stärken fehlt angesichts eigener Zwänge, Jobbrüche und Existenzangst.


    Wenn sie nicht oder nicht mehr können, weil sie selbst am Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt sind, leben sie mit einem U25 auf Gedeih und Verderb in viel zu kleinen Wohnungen, haben keine Privatsphäre - ebenso wenig, wie die betroffenen Jugendlichen selbst - es setzt eine nachhaltige, weitere Versingelung ein, weil das Leben an einer ganzen Generation mehr oder weniger vorbeiläuft. Alles Weitere ist dann die Folge unserer allgemeinen Unstetigkeit - uns als sogenannte Flexibilität "verkauft" - wir arbeiten und wir konsumieren, damit wir nicht merken, wie armseelig unsere Lebensmaxime geworden ist - und die Generationen nach uns schauen es sich von uns ab und perfektionieren es...

    GLG Patou


    "Der Fluss, der über die Ufer tritt, wird gewalttätig genannt, das Ufer, das ihn eindämmt, aber nicht"
    Bertholt Brecht

    Einmal editiert, zuletzt von Patou ()

  • Vielen Dank für Deine Mühe und sehr differenzierte Analyse Patou. Im Gesamtkontext ist das sehr verständlich, ich möchte aber dennoch holzschnittartig einige Stichpunkte herausgreifen, um die Übersicht zu ergänzen. Falls Dir Punkte fehlen, bitte ergänze sie.


    Ich habe ein u.U. bei der sozialen Belastung eingeführt, da ich Menschen kenne, die ohne Not gerne bei ihren Eltern wohnen und im Glücksfall geht es den Eltern auch so. Aber es ist sicher angenehmer, sich frei dafür entscheiden zu können.


    - Abstumpfung gepaart mit vermeintlicher Anpassung und einer zunehmenden Unselbstständigkeit


    - Belastung des Familienzusammenhalts in u.U. in sozialer, in jedem Fall in materieller Hinsicht


    - evtl. Flucht in eine wenig stabile Ehe, um eine eigene Wohnung zu erhalten

  • Vielleicht wäre es auch sinnvoll farbig zu markieren, welche Elemente jugendspezifisch sind oder bei denen der Effekt stärker wirkt als bei Älteren mit anderen Einstiegsbedingungen. Die BU habe ich rot gefärbt, weil unter Umständen nur in der Jugend aufgrund des besseren Gesundheitszustandes überhaupt dafür die Möglichkeit besteht.


    Bei vielen Punkten bin ich wegen der Gewichtung/Einfärbung unsicher. Ich bitte um Anregung und Kritik. Die Farbe ist willkürlich und keine politische Äußerung (man muß hier ja vorsichtig sein :D ). Ich ändere sie bei Bedarf.


    Ich werde wegen des Zinseszinseffekts (zumindest wenn nicht alles hops geht :D ) dieses Element als jugendspezifisch ergänzt, da es mit einer längeren Dauer viel stärker auch bei kleinen regelmäßigen Anlagebeträgen zum tragen kommt.


    Auf individueller Ebene:


    - fehlendes Einkommen
    - geringere Rentenanwartschaften
    - keine Möglichkeit selbst Rücklagen für das Alter anzusparen und den Zinseszins zu nutzen
    - unter Umständen kein Geld zur Absicherung existenzieller Risiken (Haftplichtversicherung , BU)
    - Demotivierung und psychische Probleme
    - mangelnde Planbarkeit des eigenen Lebens
    -eingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
    - bei länger andauernder Arbeitslosigkeit Veraltung der Kenntnisse
    - keine Möglichkeit das Studium durch Ferienjobs zu finanzieren
    - Belastung des Familienzusammenhalts in u.U. in sozialer, in jedem Fall in materieller Hinsicht
    - evtl. Flucht in eine wenig stabile Ehe, um eine eigene Wohnung zu erhalten




    Auf gesellschaftlicher/wirtschaftlicher Ebene:


    - Depolitisierung oder Hinwendung zu extremen Parteien
    - Abstumpfung gepaart mit vermeintlicher Anpassung und einer zunehmenden Unselbstständigkeit
    - Erhöhung der Protest- und/oder Gewaltbereitschaft
    - höhere Kosten für die Gesellschaft für Überwachung und Polizei (das ich das kritisch betrachte, muß ich nicht ausführen)
    . bei umlagefinanzierten Sozialsystemen kann der Gesellschaftsvertrag kann nicht mehr bedient werden, da keine oder nur
    geringe Sozialversicherungsbeiträge gezahlt werden
    - Kosten der Ausbildung der Jugendlichen "zahlen sich nicht aus"

    - Fehlende Konsumkraft
    - evtl. Generationenkonflikt

  • Ach so - du sammelst Stichpunkte - ok...


    - evtl. Flucht in eine wenig stabile Ehe, um eine eigene Wohnung zu erhalten


    .. und - um überhaupt zeitnah selbstständig zu werden - oder gerade eben nicht selbstständig werden zu müssen


    Flucht in die eigene Familiengründung, ohne diese zu dieser Zeit wirklich zu wollen, um der Abhängigkeit des Elternhauses entrinnen aber auch um sich überhaupt selbst verwirklichen zu können (fehlende gesellschaftliche Anerkennung, zu geringes Selbstbewusstsein, Kompensation eines Mangels)


    Zunehmend mentale Verarmung - es wird nur noch für den Beruf notwendiges Wissen erworben und auch das mit immer weniger Motivation - dadurch Einschränkung der eigenen Entwicklung - die fehlende berufliche Perspektive muss betäubt werden über schnelle Beziehungswechsel,Onlinespiele, TV-Konsum, weil kaum andere Kompensationsmöglichkeiten erlernt worden sind (Gespräche, Aushalten können, Tagebuch führen, lesen, sich in der Natur aufhalten, Hilfsbereitschaft etc. pp.)

    GLG Patou


    "Der Fluss, der über die Ufer tritt, wird gewalttätig genannt, das Ufer, das ihn eindämmt, aber nicht"
    Bertholt Brecht

  • Ich bin über Zusammenhänge sehr dankbar Patou. :) Ich wollte sie nur mittels stichwortartiger Auflistung ergänzen, damit das Gesamtbild nicht verlorengeht und ganz unterschiedliche Sichtweisen einfließen können und sichtbar bleiben.


    Siehst Du Deine Stichpunkte als überwiegend jugendspezifisch? Die Flucht in die Ehe habe ich ja schon entsprechend rot markiert.


    Wie sehen die anderen Forenteilnehmer das?


  • Flucht in die eigene Familiengründung, ohne diese zu dieser Zeit wirklich zu wollen, um der Abhängigkeit des Elternhauses entrinnen aber auch um sich überhaupt selbst verwirklichen zu können (fehlende gesellschaftliche Anerkennung, zu geringes Selbstbewusstsein, Kompensation eines Mangels)


    Das ist glaube ich dann die Sache mit Heinson.

  • noch dazu :
    - durch zunehmenden Drogen - und Alkoholkonsum einer neuen No-Future-Generation steigende Kosten
    für das Gesundheitswesen bis zur Frühinvalidität

  • Thodie


    Ich habe die Sammlung ja nicht auf Deutschland und nicht auf Heinsohn beschränkt.


    Flucht in die Ehe gibt es auch aus anderen Gründen. Flucht vor der Überwachung und Kontrolle der Eltern bei Muslima. Flucht vor der winzigen Wohnung z.B. in Japan.


    goldie08


    Aufgrund der Gefahr der Frühinvaliditätfärbe ich den Punkt rot, es gibt aber auch Drogen- und Alkoholkonsum bei Älteren.


    Ich aktualisiere in Schüben, damit die Diskussion nicht ständig unterbrochen wird.

  • Ein sehr interessantes Thema. Falle ich mit meinen 22 Jahren auch noch unter die Bezeichnung Jugend? Wahrscheinlich schon ... Ok, dann mal mein Senf dazu:


    Man bekommt Knüppel zwischen die Beine geschmissen (von den meisten Sachbearbeitern, nicht von allen!), wenn man versucht, sich eine Existenz aufzubauen (Stichwort Selbstständigkeit).


    Gute Qualifikationen bringen in vielen Bereichen nichts mehr (schon gar keinen halbwegs vernünftig bezahlten Job) und bei der Suche nach einen Nebenjob, um sich zumindest halbwegs über Wasser halten zu können (amtsunabhängig, um nicht ständig seine Würde abgeben zu müssen), können die Qualifikationen sogar sehr hinderlich sein (Stichwort überqualifiziert, ich habe schonmal einen 400 Euro-Job mit genau der Begründung nicht bekommen *grrr*).


    Studium ist ohne Verschuldung (auch Bafög ist Verschuldung) für die meisten nicht mehr möglich.


    Viele AGs nutzen die Situation schamlos aus und locken junge Arbeitslose mit Übernahmeversprechen in unbezahlte Praktika, nur um sie, wenn der Bedarf nicht mehr besteht, von einem Tag auf den anderen wieder rauszuschmeißen.


    Zeitarbeitsfirmen und AGs bieten haarsträubende Arbeitskonditionen in dem Wissen, dass viele Jugendliche keine andere Wahl haben als zu akzeptieren (wurde mit mir auch versucht, mir wurde eine hoch qualifizierte Stelle angeboten für ein Gehalt, das sich auf unter 7 Euro / Stunde belief - brutto wohlgemerkt. Dazu kam noch, dass ich die Krankenkasse hätte wechseln müssen, um den Job zu bekommen.)


  • Siehst Du Deine Stichpunkte als überwiegend jugendspezifisch? Die Flucht in die Ehe habe ich ja schon entsprechend rot markiert.


    Oh je... da war ich wohl zu "kurz"... ja, ich denke schon, dass nicht mehr so wirklich geschaut wird, "was passt" - gerade für junge Menschen scheint der Partner eine Art "Allheilsbringerfunktion" einnehmen zu müssen, für alles, was im eigenen Leben fehlt bzw. nicht möglich gemacht werden kann... und das klappt natürlich nicht - wie sollte es auch?


    Ich weiß jetzt nicht, wie alt du bist, Fragezeichen - aber ich denke unsere Generation hatte schon gut zu kämpfen - mit dem Anspruch auch als Frau unabhängig zu sein, gutes Geld zu verdienen, Erfolg auch im Beruf zu haben... und dem Recht "Liebesehen" einzugehen - ich möchte es so umschreiben - die ehedem weggeworfenen BH´s und die vermeintliche Chance, Familie mit der Pille ins Unendliche zu schieben durch unsere Elterngeneration sind uns schon gut um die Ohren geflogen.


    Wir hatten aber auch noch die Chance, diesen Weg verhältnismäßig störungsfrei zu gehen... bei der jetzigen Generation junger Frauen sehe ich eher Aussichtslosigkeit - gleichzeitig aber wird ihnen abverlangt, was uns auch abverlangt wurde... nur eben befristet - einseitig flexibel (Arbeit auf Abruf) und ohne Anerkennung der Gesellschaft.... weder für den Job "draußen" noch für den Job als Mutter... Dazu kommt - Kinder gelten als Vermittlungshemmnis - junge Frauen aber können zumeist gar nicht auf Hilfe durch die Großeltern zählen, denn sie sind noch jung, wollen ihr eigenes Leben leben, haben Anforderungen und Zwänge im Beruf... da z.B. mit Kind eine Ausbildung zu absolvieren, kann man schon als Wunder werten, wenn das erfolgreich gelingt... Ich ziehe meinen Hut vor diesen Mädels, die das packen!


    Wenn man dann aber erfährt, dass man sich umsonst durch Prüfungen gequält hat - vielleicht viel zu wenig Zeit für das Kind hatte... und dann doch keinen auskömmlichen Job bekommt...


    Was bleibt denn da noch?


    Wenn ich jetzt schreiben würde, dass ich unter Emanzipation verstehe, dass jede Frau (und natürlich auch jeder Mann!) ihren eigenen Weg für sich finden muss und nicht, dass wir 24 Stunden am Tag alles perfekt abwickeln müssen... Beruf, Kinder, glückliche Beziehung, Haushalt, Zusammenhalt, Netzwerk etc. pp. wird das dann falsch verstanden?


    ... und ich glaube, das haben wir immer noch nicht drauf - wir funktionieren innerhalb der Gesellschaft - wenn aber die Gesellschaft Funktionen nicht anerkennt, wo ist denn da der Lebenssinn - wo die Motivation. Eigentlich bewegen wir uns immer noch wie Steinzeitmenschen... nur mit I-Pod.

    GLG Patou


    "Der Fluss, der über die Ufer tritt, wird gewalttätig genannt, das Ufer, das ihn eindämmt, aber nicht"
    Bertholt Brecht

  • Danke Silberwolf87 für Deine Schilderung, mit 22 Jahren gehörst Du in jedem Fall dazu. :)


    Ich werde alle Punkte aufnehmen, denn das ist ja sozusagen O-Ton :) nur mit der Rotfärbung habe ich Probleme, da ich viele Punkte nicht eindeutig auf junge Arbeitssuchende und Auszubildende/Studierende beschränkt sehe.


    - Studium ist ohne Verschuldung (auch Bafög ist Verschuldung) für die
    meisten nicht mehr möglich.
    Diesen Punkt würde ich wegen der viel heutigen schlechteren Jobchancen rot einfärben. In vielen Städten war allerdings auch früher ein Studium schwierig ohne sich zu verschulden, da die Zeit für Nebenjobs nicht ausreichte und die Mieten teuer waren.




    - Viele AGs nutzen die Situation schamlos aus und locken junge Arbeitslose
    mit Übernahmeversprechen in unbezahlte Praktika, nur um sie, wenn der
    Bedarf nicht mehr besteht, von einem Tag auf den anderen wieder
    rauszuschmeißen.
    Auch das war früher nicht so. Rot!


    Ich habe aber auch vor 10 Jahren Tutorien gehalten und Hiwi-Jobs studienbegleitend, die mit nicht mal 11 DM brutto entlohnt wurden. Und das waren qualifizierte Tätigkeiten und ich hatte eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufserfahrung. Auch bei der Arbeitsvermittlung gab es wenig gut oder vernünftig bezahlte Jobs. Irgendwie hatte sich in dem Sektor seit den 80er Jahren wenig verändert.
    Nur wegen der Farbe. :hae: ?)


    Ich bitte alle die Farbgebung am besten selbst vorzunehmen und dabei nicht inflationär zu sein. Am liebsten wären mir relativ kurze Stichpunkte im Anschluß an Eure Schilderung, damit ich Eure Sicht nicht verfälsche.

    Wir können ja in einem späteren Schritt dann noch einmal gemeinsam über die Farbgebung diskutieren.

  • Möglichst frühes Kinderkriegen bringt die ersehnte Selbständigkeit :
    Weg vom besch..eidenen Elternhaus in ne "eigene" Wohnung samt "Grundausstattung+Einkommen", Schulabschluß eh egal, soziale Sicherheit+Anerkennung !
    Bubis werden nebenher selbständige Einzelhändler mit lukrativen Aufstiegschancen von en Detail zu en Groß, oder machen ein Vertretungsbüro dieser Händler inner Kneipe auf - wenn was schiefgeht gibts eben eine weniger komfortable Bude ohne viel Ausgang, immer jedoch in vollkommener Sicherheit der Grundversorgung.
    Lebenslang gut versorgt.
    Wie Beamte.

    „Niemand ist verpflichtet sein Vermögen so zu verwalten oder seine Ertragsquellen so zu bewirtschaften, dass dem Staat darauf hohe Steuern zufließen."
    Preußisches Oberverwaltungsgericht 1906
    +: Die Sklaven "leiden"(=erfreuen sich) am sogenannten Stockholm-Syndrom.

  • Nimm "Alleinstehende Mutti" und "Drogie im Schneeballsystem" in die Liste 8)
    Es werden immer mehr ...
    - warum immer alles negativ sehen ? ;)

    „Niemand ist verpflichtet sein Vermögen so zu verwalten oder seine Ertragsquellen so zu bewirtschaften, dass dem Staat darauf hohe Steuern zufließen."
    Preußisches Oberverwaltungsgericht 1906
    +: Die Sklaven "leiden"(=erfreuen sich) am sogenannten Stockholm-Syndrom.

    Einmal editiert, zuletzt von Noma ()

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