Guter Artikel von W. Münchau in der heutigen FTD:
US-Hauspreise werden noch einmal um 20% zurückgehen; die härteste Phase der umfassenden Finanzkrise steht noch aus; € könnte auf 2$ steigen mit entsprechenden Folgen für Euro-Wirtschaft; in UK und Irland werden die Hauspreise auch noch deutlich weiter herunterkommen; Inflationsbekämpfung durch Fed kann man in einer solchen Situation völlig ausschliessen; Immobilienmärkte crashen nicht rasch wie z.B. Aktienmärkte, sondern sinken über Monate und Jahre hinweg einfach immer tiefer, weil die zahlungsunfähigen bzw. zahlungsunwilligen (da Hauspreise niedriger als Hypothek) Hausbesitzer stetig mehr werden.
Auszug:
Es handelt sich fast mit Sicherheit um den größten Knall bei den Hauspreisen in der amerikanischen Geschichte. In Irland, in Großbritannien und in Spanien werden wir in den nächsten Jahren genau dasselbe erleben.
In den USA haben wir eine gefährliche Spirale vom Häusermarkt in den Finanzsektor miterlebt. Je länger der Hauspreisverfall andauert, desto mehr Banken geraten in Schwierigkeiten. Die Ereignisse um Fannie und Freddie haben eine andere Geschichte in den Hintergrund rücken lassen: die Pleite der kalifornischen Hypothekenbank Indymac, die größte amerikanische Bankenpleite seit den 80er-Jahren. Die Kombination aus drohenden Bankpleiten und der sich anbahnenden Verstaatlichung von Freddie und Fannie bedeutet, dass ab jetzt der amerikanische Staat Teile der Kosten für den Hauspreisverfall tragen wird. Und diese Kosten sind extrem. Die Schulden von Freddie und Fannie belaufen sich auf ungefähr 5000 Mrd. $, ungefähr 40 Prozent der gesamten amerikanischen Staatsschulden. Wenn man Freddie und Fannie in die Staatsbilanz konsolidiert, dann liegt die amerikanische Schuldenquote bei rund 100 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt.
Gefahr noch immer unterschätzt
Das Grundproblem in den USA war eine Immobilienblase, die zu zwei- bis dreifachen Wertsteigerungen geführt hat, die jetzt rückläufig sind. Im Gegensatz zum Aktienmarkt reagieren Immobilienmärkte langsamer. Blasen bauen sich nicht durch einen Crash ab, sondern durch einen langsamen, mehrjährigen Verfall. Und damit ist auch die Dynamik dieser Krise bestimmt: Die erste Phase des Hauspreisverfalls ist noch relativ milde. Die nächste Phase wird ungleich härter. Die Ersparnisse neigen sich dem Ende zu, die Kreditlinien sind erschöpft, den Banken geht langsam die Luft aus.
Was wir erleben werden, ist ein massiver Schaden für den amerikanischen Staat und für das US-Finanzsystem. Die Notenbank wird in dieser Krise die Inflation völlig ignorieren und sich nur auf Wachstum und Finanzstabilität konzentrieren. Es werden noch viele Banken in Schwierigkeiten geraten. Das heißt: Die Zinsen bleiben niedrig, die Inflation steigt, und der Dollar wird weiter schwächeln, insbesondere gegenüber dem Euro. Ich würde mittlerweile nicht mehr einen Wechselkurs von eins zu zwei ausschließen. Und somit wirkt die Krise auch auf unsere viel zu exportabhängige Wirtschaft.
Die Kreditkrise wird von den Verantwortlichen - in den USA wie hierzulande - nach wie vor unterschätzt. Es ist die wahrscheinlich größte Finanzkrise aller Zeiten.
Wolfgang Münchau ist FTD- und FT-Kolumnist. Er leitet den Informationsdienst Eurointelligence.com.
http://www.ftd.de/meinung/leit…20Katastrophe/386072.html
mfG Goldcore