In aller Kürze:
Butler glaubt, dass die Shortpositionen an der Comex "naked" sind, dass also ein paar große Adressen (die Shortposition konzentriert sich auf maximal 4 Verkäufer) Futures verkauft haben, obwohl sie das entsprechende Silber gar nicht besitzen und auch nicht durch zukünftige Produktion oder Lieferung besitzen werden. Für den Fall, dass die Inhaber der Longposition diese nicht wie gewöhnlich zum überwiegenden Teil verlängern sondern auf physischer Lieferung bestehen, würde dies zum Zusammenbruch des Silbermarktes führen, da die vorhandenen (bekannten) Lagerbestände viel kleiner sind als die offenen Shortpositionen.
Ob dem tatsächlich so ist, ob es sich bei den Shorties um Großbanken, Silberproduzenten oder die chinesische Notenbank handelt, wissen wir nicht. Ob die Verkäufer wirklich den Silberpreis künstlich niedrig halten wollen oder ob sie einfach nur systematisch am Contango verdienen wollen, wissen wir nicht. Auffällig ist, dass sich die Lagerbestände der COMEX in den letzten Wochen deutlich erhöht haben. Das könnte darauf hindeuten, dass es zu physischen Lieferungen kommt und die Shortposition (hoffentlich!) abgebaut wird.
Für mich ist Butlers stärkstes Argument, dass es zu einer Marktverzerrung führt, wenn die CFTC einerseits marktbeherrschende Longpositionen (wie z.B. bei den Hunts) als Manipulation einstuft und unterbindet, andererseits aber die marktbeherrschenden Shortpositionen seit vielen Jahren unbeanstandet läßt. Außerdem hat er recht mit der Beobachtung, dass das langanhaltende Angebotsdefizit eigentlich zu deutlicheren Kurssteigerungen hätte führen müssen. Wenn ich sehe, wie sich im Vergleich dazu Uran entwickelt hat ...
Insgesamt befürchte ich mittlerweile, dass Butler und andere, die ständig von einem manipulierten Silbermarkt schreiben, der Sache (Anstieg des Silberpreises) mehr schaden als nutzen. Ich kann mir jedenfalls nicht anders erklären, dass Großinvestoren wie Buffett, Soros und Gates sich in den letzten anderthalb Jahren aus dem Silbermarkt zurückgezogen haben und auch keine anderen größeren Käufer erkennbar sind. Welch anderen Grund soll das haben, als das es vielen Anlegern einfach suspekt ist in einen Markt zu investieren, in dem ständig von Manipulation die Rede ist (ich habe es oben auch schon wieder getan)?
Die paar hundert Millionen Unzen, die da angeblich oder tatsächlich leerverkauft wurden, erklären für mich nicht, weshalb das Interesse bei Institutionellen Anlegern und privaten Großanlegern am Thema Silber so gering ist. Wenn man mal von 1 Milliarde Unzen handelbarem Silber ausgeht (es gibt natürlich noch etliche Milliarden im non-bullion-Bereich), dann hat Silber ne Marktkapitalisierung von 14 Milliarden Dollar. Das ist ein Mückenschiß für das Metall, dass 2000 Jahre lang anerkanntes Zahlungsmittel war und einer der wichtigsten und unersetzlichsten Rohstoffe bei modernen technologischen Anwendungen ist.