Ich denke, dass es völlig unabhängig von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit in vielen Bereichen zu keiner Deflation kommen wird. Ein schönes Beispiel sind ja die Benzinpreise: Welcher Konzern war das denn gleich wieder, der nach der letzten Preisrunde angekündigt hat, dass er auch bei fallenden Ölpreisen nicht mehr runtergehen will mit seinem Spritpreis (wars Aral? ) … egal, schön aber, wenn man sowas möglich laut rausschreit, damit es auch wirklich alle Oligopolisten mitbekommen ohne dass man sich wieder heimlich absprechen muss.
Sowas geht natürlich erst einmal nur bei Sachen mit hoher Preiselastizität (Nahrung und Energie, aber durch tarnen und täuschen auch bei anderen Produkten (z.B. gleiche Packungsgrößen mit weniger Inhalt). Maximal gibt es hier, im Falle des Falles nur noch wenig Inflation, oder kurzfristige Preisrückgänge im langfristigen Aufwärtstrend, der durch Bevölkerungswachstum und weitere Konzentration von Marktmacht gestützt wird solange es sich nur um Verbrauchsgüter handelt.
Und auch der Rest bleibt doch wie gehabt, der ganze Schnickschnack, den jeder tausendfach zuhause hat (Bekleidung, Elektronik, die hübsche Vase auf der Anrichte und der Spargeltopf) das Zeug wird tendenziell auch billiger (klar, Markenqualität - so die Qualität wirklich enthalten ist, nicht unbedingt) auch das ist nicht neu.
Und warum schreib ich den ganzen Quatsch dann nochmal hin, weil das zwei ziemlich fest verankerte Axiome in den entwickelten Ländern sind: Es gibt eine Konzentration von Marktmacht, was bei Verbrauchsgütern zu ständigen Preiserhöhungen führt und es gibt eine Überfülle an Gebrauchsgütern, die keiner mehr braucht, was hier zu ständig fallenden Preisen führt bzw. zur Einführung von ständig noch tolleren Gebrauchsgütern, die auch keiner braucht, damit auch diese schnell an Wert verlieren können. Die Geldmenge ist in einer solchen Marktsituation ziemlich s****egal.
Nicht egal ist die Geldmenge, wenn es um Investitionen und Vermögen geht:
Und nun, da Bernanke vorerst kein weiteres QE verkündet hat, sondern nur eine Anleiheumschichtungsaktion, brechen die Kurse von Aktien, Rohstoffen inkl. Edelmetalle auf breiter Front ein.
ALLES ist nur noch liquiditätssgetrieben. Die sogenannten Märkte zeigen der Fed nun, was geschieht, wenn sie nicht pariert und machen ernst mit der Deflation. Sie wollen ein QE 3 sehen und zwar bald.
Genau so ist das auch und deshalb schwingt, wenn der Geldhahn zugedreht wird, immer die Gefahr deflationärer Entwicklungen mit, den Leveragen bis ans Ende wird nicht klappen. Diese Gefahr kann aber, und davon bin ich mittlerweile fest überzeugt, immer nur zu einem deflationärer Schock führen ( < 12 Monate wäre mein Tipp) und nicht zu einer langwierigen Deflation. Der Clou an der Sache ist, dass es dieses Mal das globale Finanzsystem betrifft. Beispiele a la Japan ziehen da nicht, weil die japanische Währung sich ihre Deflation doch erst machen kann, weil es andere Währungen gibt, die nicht in einer Deflation stecken. Man muss sich das mal global vorstellen: Alle wichtigen Währungen würden gegenüber allen Anlageklassen steigen – irgendwann könnten sich dann, übertrieben, alle alles leisten (Häuser, Tonnen an Gold), obwohl physisch gar nicht genug vorhanden ist. Das geht natürlich nicht und deshalb waren Deflationen immer Phänomene eines Währungsraums – das ist der entscheidende Punkt! Und auf den geht meines Erachtens nach keiner derjenigen ein, der vor Deflation warnt.
Wenn wir einen globalen Deflationsschock bekommen sollten und es geht nach einigen Monaten in Inflation über, da mit der widersinnigen Situation der weltweit günstigen Anlagegüter das Kaufinteresse zunehmen wird, ist natürlich nicht auszuschließen, dass einzelne Währungen in der Deflation verharren – dies dann aber nur, weil sie aus anderen Währungsräumen heraus quasi als Investitionsgüter gekapert werden, ganz ähnlich wie der SFR zuletzt und NOK zwischenzeitlich mal (ganz zu schweigen vom Dollar, der sonst nur noch Klopapierwert hätte). Dann ist Deflation aber nur das Problem einer Währung und welche das sein wird, ist völlig unabsehbar, aber wie zurzeit am Dollar erkennbar eben nicht von der Geldmenge bedingt. Es gilt hier mehr als nur diese einfache Monetarismuslogik.
Inzwischen bin ich mir aber gar nicht mehr sicher, ob es tatsächlich zu einem Deflationärenschock größeren Ausmaßes kommen muss. Vielleicht hängen wir da alle, bzw. ich nun halt in den letzten Monaten zu sehr an der Erinnerung von 2008. Seit einiger Zeit erscheint es mir aber als genauso wahrscheinlich, dass es zu vielen kleineren Deflationären Schnitten kommen wird, wie wir diesen August/September einen erlebt haben.
Die Märkte werden beständig von den Notenbanken geflutet, also steigen die Kurse (Assetinflation) aber von Zeit zu Zeit wollen die verwirrten Herren in den Notenbanken Ergebnisse wie Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze sehen, welche es aber nicht gibt. Dann wird kurzfristig die Flutung eingestellt und wenns brenzlig wird schnell wieder Kohle nachgeschossen. Die Jungs haben gut gelernt in 2008/2009, sie werden bei neuen Katastrophen nicht mehr so lange brauchen um aktiv zu werden. Von daher, halt ich es für möglich, dass wir in den nächsten Jahren einfach öfters Phasen von 2-3 Monaten haben in denen es zu Liquiditätsproblemen und damit einhergehend zu kurzen deflationären Schockwellen kommt. Der große Schock bleibt uns so vielleicht erspart, die Überraschungsmomente würden in dem Szenario allerdings zunehmen.
Soviel Text …..
good luck
wolf