http://www.michaelwinkler.de
copyright Michael Winkler
Michael Winkler: Geisterfahrer (21.2.2007)
Haben Sie folgendes schon mal erlebt: Sie fahren auf der Autobahn und haben völlig freie Strecke, während in der Gegenrichtung jede Menge Verkehr herrscht? Mir kommt dann immer der mulmige Gedanke, daß ich der Einzige bin, der noch nichts von dem Reaktorunglück erfahren hat, vor dem die anderen abhauen.
Physisch bin ich noch nie näher an die wirkliche Geisterfahrt gekommen. Ich rate auch jedem Leser, es beim Gedankenexperiment zu belassen, das ist besser für die eigene Gesundheit und den Werterhalt Ihres Fahrzeugs. Aber stellen Sie sich einmal vor, sie wären auf der Autobahn und Ihnen kommt ein Fahrzeug entgegen. Klar, ein Geisterfahrer, da verständigen Sie über die Freisprechanlage Ihres Mobiltelefons die Polizei, damit diese über den Verkehrsfunk die anderen Fahrer warnt.
Was aber, wenn dem einen Geisterfahrer andere folgen? Wenn es immer mehr werden? Wenn Sie der Einzige sind, der auf dieser Fahrbahn in Ihrer Richtung unterwegs ist? Hunderte Geisterfahrer? Tausende? Oder eben nur einer? Ja, jetzt kommen Sie ins Grübeln. Und Sie halten Ausschau nach einer Wendemöglichkeit.
Tja, und dann wird es noch schlimmer. Laut den Schildern am Fahrbahnrand fahren Sie nämlich korrekt. Die Schilder sind rechts von Ihnen und Ihnen zugewandt. Allem Anschein nach fahren Sie richtig und alle anderen falsch. Noch ist wie durch ein Wunder kein Unglück passiert. Bleiben Sie jetzt charakterstark (bzw. rechthaberisch) und fahren weiter - oder passen Sie sich dem Strom an?
Zum Glück ist das ein automobiles Gedankenexperiment. Allerdings eines mit realem Hintergrund, denn ich fühle mich als virtueller Geisterfahrer. Ich habe ein Ziel, sehe immer wieder “Schilder”, also Anzeichen, daß ich mich auf dieses Ziel zubewege, doch ich scheine der Einzige zu sein, der in dieser Richtung fährt, alle anderen kommen mir unbekümmert entgegen.
Ob ich den Fernseher anschalte, das Radiogerät oder auch nur die Zeitung aufschlage - schon kommt mir die Masse der Autofahrer entgegen. Nicht nur so Typen wie Boris Becker oder die Kanzlerin, nein, auch Leute mit der erforderlichen intellektuellen Kapazität oder einer anzunehmenden Tendenz zur Wahrheitsliebe.
Ich komme mir vor wie in einem großen Biergarten, in dem immer zahlreicher die Leute hineinströmen, während ich angesichts der herannahenden pechschwarzen amboßförmigen Wolkenbank und dem eindrucksvollen Wetterleuchten schon dem Ausgang zustrebe.
Die Börsenkurse steigen, es wird immer mehr Geld verdient, die Gewerkschaften reden von massiven Tariferhöhungen. Eine günstige Wirtschaftsmeldung jagt die andere, die Arbeitslosenzahlen sinken, die Kanzlerin eilt von Erfolg zu Erfolg und ihre Sympathiewerte steigen. Die größte politische Frage der Gegenwart ist, ob nun der treuerprobte Parteisoldat Erwin Huber oder der allzeit unberechenbare Querkopf Horst Seehofer CSU-Boß werden wird.
Weltweit überschlagen sich die Friedensinitiativen. Die Palästinenser einigen sich untereinander in Mekka, Nordkorea verzichtet auf seine Atomtechnologie, Israels Olmert redet mit dem Palästinenser Abbas, Rußland und China sind durch vielfältige Wirtschaftsbeziehungen mit dem Westen verbunden, der amerikanische Kongreß erlegt der Kriegslüsternheit des Präsidenten Beschränkungen auf. Drohende Konflikte werden durch Dialoge gelöst, durch Zugeständnisse und Zusammenarbeit.
Die Mehrheit der Menschen kommen mir direkt entgegen, rauschen auf der Autobahn in Richtung goldenes Zeitalter, während ich in Richtung Apokalypse unterwegs bin. Alle anderen tanzen, doch ich spüre den Vulkan unter unseren Füßen, der kurz vor dem Ausbruch steht. Die Medien feiern Erfolge, reden von einer besseren Zukunft, nur ich spüre das Fin de sciecle, das Ende einer Epoche nahen.
Bin ich der Geisterfahrer? Bilde ich mir die Schrift an der Wand nur ein? Lese ich die Karte und alle Wegweiser am Straßenrand falsch? Liege ich völlig daneben und leide gar unter Halluzinationen?
Ja, vielleicht. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, denn Milliarden Fliegen können nicht irren.
In den amerikanischen Monumentalfilmen der fünfziger Jahre wurde das alte Rom als Urbild des korrupten, unterdrückerischen Imperiums dargestellt, das alle Nationen der Welt als Sklaven hält und dessen übermächtiges Militär jede Regung der Freiheit mit blutiger Brutalität erstickt.
Nicht gezeigt wird, was das römische Imperium den unterdrückten Völkern gebracht hat: religiöse Toleranz, fortschrittliche Medizin, Hygiene, sichere Handelswege, kodifiziertes, einklagbares Recht, Versorgung mit sauberem, gesundem Wasser, Technologie, Wissenschaft und Kunst. Ob man nun in Londinium lebte, oder in Castra Colonia, Ostia, Alexandria oder Ephesus - man bediente sich der gleichen Sprache, bezahlte mit den gleichen Münzen und huldigte dem gleichen Kaiser. Der friedliebende Bürger des Reiches brauchte seine Soldaten nicht zu fürchten.
Vom korrupten, unterdrückerischen Rom der Neuzeit hingegen wird verschwiegen, daß da mehr ist als Coca Cola und McDonalds, als Blue Jeans und Internet. Wir verehren zwar nicht mehr den göttlichen Kaiser, aber haben dafür den Holocaust in den Rang eines mythischen Dogmas erhoben, an dem zu zweifeln Gotteslästerung darstellt (wie jüngst ein deutscher Richter in seiner Urteilsbegründung formuliert hat).
Auch das neue Rom zwingt seine Vasallenvölker zu Kriegsdiensten für das Imperium, erlegt den Unterworfenen Besatzungssteuern auf (”Stationierungskosten” für die “Schutztruppen”). Auch das neue Rom hat sein privilegiertes Bürgerrecht, denn kein internationaler Gerichtshof darf einen amerikanischen Soldaten wegen Kriegsverbrechen anklagen, aber die Amerikaner selbst klagen gerne Angehörige anderer Völker an. Nichtamerikaner sind im Zweifelsfall rechtlos, aber US-Gerichte verhandeln über alles, was sie für verhandelnswert erachten.
Brachte das richtige Rom Kultur und Zivilisation, so löscht das neue Rom diese aus. Der bombastische Effekt und die brutale Gewalt dominieren die Leinwand, die Akteure sind entweder gut oder böse, schwarz oder weiß, doch sie besitzen keinerlei Tiefe oder Zwischentöne. Die kunstvolle Melodie wurde durch rhythmischen Radau ersetzt. Sprachen, die sich über Jahrhunderte hinweg zu nuancenreichen Ausdrucksmitteln herangebildet haben, ertrinken im trübsinnigen Sumpf unsauberer Amerikanismen.
Hatten Städte früher ein unverwechselbares Gesicht, so baut man heute die gleichen Schachteln aus Glas und Stahlbeton in Chicago oder London, in Paris, Frankfurt, Athen, Dubai oder Yokohama. Lagen die Legionen des alten Roms in den Garnisonen überall im Reich, so finden sich die Trägerkampfgruppen des modernen Roms auf allen Meeren, stehen seine Divisionen in allen geknechteten Ländern. Schickten die unterworfenen Völker ihre Söhne zur Erziehung nach Rom, schicken sie heute ihre Elite nach Harvard, Yale oder Stanford.
Ja, das Imperium ist mächtig, hält die Welt im eisernen Griff. Es nimmt mehr und gibt viel weniger als das alte Rom. Die Eskapaden eines Caligula beschränkten sich auf Rom selbst, unter den Eskapaden eines Bush’ leidet die ganze Welt. Die Unterdrückung der Völker erfolgt im Namen der Freiheit, die Peitsche wird geschwungen für die Menschenrechte.
Der große Satan regiert die Welt, scheint unangreifbar und übermächtig, in Erz gegossen. Die Mächtigen der Völker kriechen im Staub vor dem Thron der Weltbeherrscher, rückgratlose Vollstrecker des Willens ihrer gottgleichen Meister.
Aber die Schrift steht längst an der Wand, der Stab über das Imperium ist bereits gebrochen, das amerikanische Zeitalter taumelt bereits seinem Ende entgegen. Aber vielleicht bin ich auch nur der Geisterfahrer, der Dinge zu sehen glaubt, die kein anderer sonst sieht.
Dem Imperium gehen die Soldaten aus
Rom wurde durch ein Bürgerheer aufgebaut und durch Söldnerheere verloren. Trotz der wachsenden wirtschaftlichen Bedrängnis der US-Bürger und der ständig wachsenden Bevölkerung (100 Millionen Zuwachs in rund 40 Jahren) haben die Werber für das US-Militär immer größere Schwierigkeiten, neues Kanonenfutter zu finden. Das Militär bietet zwar “sichere Jobs”, doch diese Arbeitsplätze liegen sehr oft in Ländern, in denen auf die amerikanischen Soldaten geschossen wird. Die Aussichten auf eine bleibende Beschädigung oder die Heimkehr im Sarg halten die Freiwilligen davon ab, sich zu melden.
Rom ersetzte die Römer in seinem Heer immer mehr durch Söldner, angeworbene Angehörige anderer Völkerschaften. Die USA werben nicht an, sondern schicken ihre Verbündeten ins Feuer, ob nun Briten oder Polen, Kanadier oder Italiener, Japaner oder Deutsche - die Unterworfenen schicken ihre Truppen in die Kriege der Amerikaner. Zumindest übernehmen sie den Teil der Kriegführung, bei dem Soldaten dem feindlichen Feuer ausgesetzt sind. Das weit weniger gefährliche Abwerfen von Bomben vollführen weiterhin die Amerikaner.
Dem Imperium geht das Geld aus
Das römische Imperium hatte seinen Höhepunkt unter Augustus erreicht. Der Aureus und der Dinar, geprägt aus purem Gold und reinem Silber, wurden als Zahlungsmittel in allen Winkeln der Welt akzeptiert, auch von Völkern, die den Römern nicht wohlgesonnen waren. In der späteren Kaiserzeit wurden zwar Münzen gleichen Namens verwendet, doch diese enthielten immer weniger Edelmetall. Als Zahlungsmittel wurden sie nur noch innerhalb des Imperiums angenommen, und auch das nur, weil die Staatsmacht das erzwungen hatte.
Der Dollar war bis 1971 durch den Vertrag von Bretton Woods der Wertmaßstab für alle anderen Währungen. Er wurde weltweit akzeptiert und selbst Terroristen, die Anschläge auf amerikanische Einrichtungen unternahmen, ließen sich bereitwillig in Dollar entlohnen. Heute hat die Abkehr vom Dollar bereits eingesetzt. Es ist nicht mehr selbstverständlich, daß die Güter der Welt in Dollar abgerechnet werden. Schon wird in Afrika der Euro lieber gesehen als der Dollar.
Die Ursachen sind dieselben wie vor 2000 Jahren: Das Imperium gibt mehr Geld aus, als es einnimmt. Solange Roms Truppen reiche Länder ausplündern konnten, war das Imperium zahlungsfähig. Die USA haben zwei Weltkriege geführt, um ihre Staatsfinanzen zu sanieren. Mangels weiterer Inkasso-Möglichkeiten mußte Rom den verbliebenen Wert (also das Edelmetall) strecken, das heißt, immer schlechtere Münzen prägen. Die USA befolgen exakt dieses Rezept, indem sie auf den verbliebenen Wert (Wirtschaftskraft, Volksvermögen etc.) immer mehr Anteilsscheine (Dollar) ausgeben.
Formal ist der Dollar des Jahres 2007 immer noch ein Dollar, so wie jener von 1907. Ohne die Künste der Papierherstellung und des Gelddruckens aber wäre der Dollar aus dem Jahr 1907 eine massive Silbermünze von gut 30 Gramm Gewicht, sein Urenkel von heute jedoch ein eine gleich große Münze aus billigem Gußeisen, das mit gerade einmal einem Gramm Silber überzogen wurde.
Das einstmals reichste Land der Erde ist längst bankrott. 600 Milliarden Dollar Außenhandelsdefizit bedeuten, daß dieses Land den Gegenwert dieser 600 Milliarden Dollar als Tribute erpreßt, für die nur mit Schuldscheinen bezahlt wird - und zwar besondere Schuldscheine, denn die größte Armee der Welt verhindert, daß diese jemals eingetrieben werden können. Etwa jenen Betrag, 550 Milliarden Dollar, lassen sich die USA jedes Jahr die Kriege kosten, die sie auf der Welt führen, und die Armee, das Instrument zur Unterdrückung der Völker. Und in gleicher Höhe bewegt sich das Haushaltsdefizit der US-Regierung jedes Jahr.
Setzen wir Gleichheitszeichen, so ergibt sich, daß die USA jene Armee, die sie sich selbst nicht mehr leisten können, von jenen Völkern bezahlen läßt, die von dieser Armee in Knechtschaft gehalten werden.
Das Reichsvolk ist bankrott
Rom prägte den Spruch “panem et circenses”, Brot und Spiele. Mit kostenlosem Brot und Unterhaltung durch blutige Gladiatorenspiele wurde das Prekariat der Welthauptstadt ruhig gestellt. Der Reichtum hatte sich auf wenige Familien konzentriert, die Milliardäre der Antike. Die Masse der Bevölkerung hingegen lebte von Sozialhilfe, eben der Brotverteilung.
Zu den Mythen der USA gehört “der reiche Onkel aus Amerika” und der Tellerwäscher, der zum Millionär aufsteigt. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Oh, sicher, es gibt in den USA keine Sozialhilfe, von der große Teile der Bevölkerung dauerhaft leben können. Der “Brot”-Teil funktionierte so: Ständig steigende Immobilienpreise erlaubten es Immobilienbesitzern, immer höhere Hypotheken auf ihr Eigentum aufzunehmen. Dieses Geld haben sie ausgegeben und damit Konsumgüter angeschafft. Das hat zwar die Weltwirtschaft belebt, doch diesen Käufen steht nicht der Erwerb bleibender Werte gegenüber, sondern nur ein kurzfristiges Vergnügen. Der teuere Plasmabildschirm bringt im Leihhaus nur noch einen Bruchteil des Kaufpreises.
Und jetzt ist die Party zu Ende. Der Wert der Immobilien steigt nicht mehr, dafür die Kosten der einstmals billigen Hypotheken ohne Zinsbindung. Wer nicht mehr bezahlen kann, dessen Hypothek wird fällig gestellt - und seine Immobilie zwangsverkauft. Noch - denn durch jede derartige Aktion verliert die Hypothekenbank Geld. Laut Meldungen, die eben nicht in den Tagesnachrichten auftauchen, verlieren bis April zehn Millionen Amerikaner Haus und Hof.
Was passiert, wenn die ersten Banken zusammenbrechen? Was hat die 1st National in Kassameenee mit Ihrer Sparkasse in Mittelmietraching zu tun? Nun, die US-Kleinbank hat sich refinanziert, also ihre Kredite weiterverkauft. John Doe darf bankrott gehen, das ist einkalkuliert, James Brown auch noch, doch wenn William Smith nicht mehr bezahlen kann, kann auch die 1st National nicht mehr ihre Kredite bedienen. Das Spiel wird auf der nächsten Stufe fortgesetzt und irgendwann fehlen auch den Großbanken die Einnahmen. Bank America, Goldman Sachs, City Bank… sie alle hängen irgendwie zusammen mit der die 1st National in Kassameenee - und auch mit Ihrer Sparkasse im beschaulichen Mittelmietraching.
Milliarden Schmetterlinge flattern, ohne daß viel passiert, doch jeder Flügelschlag hat grundsätzlich das Potential, einen Orkan auszulösen. Der eine William Smith zuviel kann das Weltbanksystem in seinen Grundfesten erschüttern. Kein Staat der Welt kann den Banken in diesem Fall helfen, im Gegenteil, die Staaten müssen versuchen, sich selbst zu retten. Bankrotte Banken bedeuten fehlende Kredite, also verhinderte Investitionen und damit ausgefallene Geschäfte. Das zarte Pflänzchen Aufschwung wird niedergewalzt.
Dabei habe ich hier noch gar nicht die Treibminen im Börsensumpf berücksichtigt, die Hedgefonds. Deren Geschäft basiert auf Zukunftserwartungen und Milliardenkrediten der Banken. Unser Freund William Smith läßt ein paar Dominosteine purzeln, die schließlich dazu führen, daß ein Firmenkredit nicht vergeben wird und ein Geschäft platzt - ein Geschäft, auf das ein Hedgefonds spekuliert hat. Dann fällt dieser Dominostein auf den Zünder einer Seemine mit einer Tonne Sprengstoff im Leib.
Die Gegner werden mächtiger
390 vor Christus haben die Gallier Rom fast gänzlich erobert und zogen nur nach horrender Tributzahlung wieder ab. 216 vor Christus stand Hannibal erfolglos vor den Toren Roms und 102 bzw. 101 vor Christus gelang es Rom unter großen Opfern, Kimbern und Teutonen in Norditalien zu vernichten. In den folgenden fünf Jahrhunderten gab es zwar Bürgerkriege, aber Auseinandersetzungen mit fremden Mächten wurden weit entfernt geführt. 451 nach Christus wurden die Hunnen noch besiegt - aber 476 war das Weströmische Reich erloschen.
1812 haben die Briten Washington verbrannt, seither führen die Amerikaner - von ihrem Bürgerkrieg abgesehen - ihre Kriege in fernen Ländern. Den zweiten Weltkrieg haben sie noch mit größter Übermacht gewonnen, schon in Korea mußten sie ein Unentschieden akzeptieren. Vietnam wurde zur Niederlage; weder im Irak noch in Afghanistan gelingt es den Amerikanern, das Land zu befrieden. Die scheinbar niedergeworfenen Taliban werden von Tag zu Tag zahlreicher, in ihrem Land haben längst sie die Initiative, nicht mehr die Amerikaner. Der Irak wird zur Blutmühle für die amerikanischen Besatzer und ihrer Hilfsvölker, ein neues Stalingrad, ein neues Vietnam.
Kann sich das Imperium noch einen Gegner leisten? Den Iran? Oh, natürlich können die USA das Land verwüsten, Atomwaffen haben sie dafür genug. Und wenn der Kongreß nicht mitspielt, lassen die USA die Israelis vor und die ersten Bomben werfen. Denen muß Amerika doch helfen, sie sind schließlich die armen Opfer… Entschuldigung, die treuen Verbündeten.
Aber wie soll ein Imperium ohne Geld, ohne Soldaten, mit einem bankrotten und deswegen unwilligen Reichsvolk einen Krieg gegen einen Gegner führen, der auf diesen Kampf vorbereitet ist? Gegen einen mächtigen, fanatisierten Gegner? Natürlich ist es Unsinn, dem Iran zuzutrauen, er könne die USA ernsthaft gefährden. Das glaubt nicht einmal das amerikanische Propagandaministerium. Es sind die Amerikaner, die im fremden Land kämpfen - und das bedeutet wenige Amerikaner gegen viele Iraner.
Nebenbei haben die Iraner das gleiche Kriegsziel wie die Amerikaner. Die amerikanischen Soldaten wären viel lieber in Miami Beach als im Iran - und auch den Iranern wäre es viel lieber, wenn die Amis in Miami Beach wären als im Iran. Was zweifellos dazu führen dürfte, daß sehr viele Amerikaner ganz in der Nähe von Miami Beach ankommen - auf dem Heldenfriedhof von Arlington. (Na ja, richtig nahe ist der nicht, aber viel näher an Miami als an Teheran.)
Geisterfahrer…
Ich fahre auf der Autobahn und alle anderen kommen mir entgegen. Ich schaue auf die Straßenschilder und stelle fest, daß ich richtig herum fahre. Aber vielleicht sitze ich ja nicht im Auto, sondern in einer Geisterbahn. Alles um mich ist Illusion, die nur dem Nervenkitzel dient. Vielleicht träume ich auch nur…
Wenn ich jedoch nicht träume, dann wird es knallen. Nach dem Ende des Römischen Imperiums begann ein dunkles Zeitalter, das Ende der Zivilisation, weil die Quelle der Zivilisation erloschen war. Doch die USA sind nicht die Quelle unserer Zivilisation, sie sind die Unterdrücker unserer Kultur.
Wenn es also knallt, wird sich bald der Staub legen und wir werden sehen, was wir aus den Trümmern der alten Welt wieder aufbauen können. Dann ist kein Platz mehr für Geisterfahrer, dann heißt es anpacken. Und jene Leute, die mit mir in die richtige Richtung gefahren sind, haben dann hoffentlich Landkarten und Baupläne im Handschuhfach.
Quelle: Michael Winkler 21.02.07