Turbulente Hauptversammlung - Wenn die Friseuse die marode IKB bezahlt
27. März 2008 Nach einer Stunde gibt es erste Tumulte im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal der Düsseldorfer Stadthalle. Der IKB-Vorstandsvorsitzende Günther Bräunig arbeitet konzentriert seinen Vortrag ab, erklärt die desolate Lage der Bank, sagt, dass insgesamt Risiken über 15 Milliarden Euro zu bewältigen seien, macht ein wenig Mut für die Zukunft und stellt die rhetorisch gemeinte Frage, ob die IKB ihre Aktionäre angemessen informiert habe. Aus dem mit etwa 1500 Aktionären besetzten Saal kommen immer lauter werdende Rufe: "Nein, nein, nein." Es ist der Auftakt zu einer Aussprache, die über Stunden mal von Resignation, mal von Ärger, mal von Aggressivität geprägt ist. Mehr als vierzig Redner melden sich, was dem betont ruhig auftretenden und um Deeskalation bemühten Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Hartmann sichtlich Sorge bereitet, ob er bis Mitternacht die Veranstaltung und vor allem die "existentiell wichtige" Barkapitalerhöhung über nominal 1,5 Milliarden Euro rechtzeitig abwickeln kann. Immer wieder für verärgerte Zwischenrufe sorgt seine Ankündigung, die Redezeit zunächst auf zehn und später auf fünf Minuten zu begrenzen. "Sie haben unser Kapital genommen, jetzt nehme ich Ihre Zeit", ruft ein Redner Hartmann unter Applaus zu.
In der Erregung geht fast völlig unter, dass der Aufsichtsratsvorsitzende angekündigt hat, am Ende dieser Hauptversammlung sein Amt aus Altersgründen niederzulegen, und der designierte Nachfolger Dieter Ammer kurzfristig mitgeteilt hat, für das Amt nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen. Somit hat die IKB von Freitag an keinen Aufsichtsratsvorsitzenden mehr, doch das ist an diesem Donnerstag nicht die Hauptsorge der Aktionäre, die mit Vorstand, ehemaligem Vorstand, Vertretern des Finanzministeriums und dem Aufsichtsrat abrechnen wollen.
Der Vorsitzende Hartmann muss sich schwere Vorwürfe anhören. Seine Ausführungen zu Beginn der Hauptversammlung, der Aufsichtsrat sei vom ehemaligen Vorstand unzureichend informiert worden und habe keine Chance gehabt, die Krise der IKB zu erkennen, glaubt ihm kaum jemand.
"Wofür haben wir denn die KPMG? Was hat Hartmann gemacht, der ist doch eigentlich ein intelligenter und aufrechter Mann? Haben die sich alle gegenseitig beschissen?", fragt ein Aktionär im Publikum, der dereinst 500 Aktien hatte und "glücklicherweise nach den ersten Krisenmeldungen fast vollständig ausgestiegen" ist. Eine Frau glaubt, dass sich "die da oben versorgt haben", und findet es nicht gut, "dass die Friseuse mit ihrem Steuergeld eine marode Bank bezahlen muss". :D;)