Das ist schon ok, Goldmeier...
... ich habe irgendwann einmal den fatalen Fehler begangen, hier im Forum offen zu schreiben, dass ich Leistungsbezieher bin - das kann hier jeder nachlesen...
... bis zur Geburt meines Sohnes habe ich voll gearbeitet, im Monat nach der Geburt wurde mein befristetes Arbeitsverhältnis nicht verlängert, nach dem nachgeburtlichen Mutterschaftsgeld fielen mein damaliger Lebenspartner und ich mit Kind in Sozialleistungen als sog. Aufstocker, weil er halt nicht genügend verdiente, darüberhinaus ging es seinem Arbeitgeber nicht sonderlich gut... eigentlich der ganzen Branche nicht, das tut aber jetzt nichts zur Sache...
Was hier im Forum ebenfalls nachzulesen ist - mein Partner verließ mich/uns dann u.a. weil ihm als Arbeitnehmer zu wenig Geld blieb (aus seiner damaligen Sicht), denn allein - also ohne uns, reichte sein Gehalt für ihn (allerdings damals kaum für Unterhalt für das Kind). Er fing also ein neues Leben an - da wir nicht verheiratet waren und man Menschen gegen ihren Willen nicht festhalten kann, blieb mir nichts anderes übrig, als es zu schlucken... meine "Begeisterung" hielt sich sehr wohl in Grenzen und ich habe bis heute Probleme einem "Partner" vollends zu vertrauen... aber ich arbeite dran.
... im Zuge der weiteren Entwicklung hatte ich dann mehrere Augenoperationen, die Sehfähigkeit konnte nicht vollständig hergestellt werden, was eine Sekretärin beim Blindschreiben zwar nicht tangiert... sehr wohl aber bei fitzeligen Excel-Tabellen mir ganz klar meine Grenzen aufzeigt... ich werde nie wieder Autofahren können, bin inzwischen aus meinem Beruf einige Jahre raus, weil ich zudem lange vor Hartz IV bereits meinen Willen zu Arbeitstätigkeiten bezeugt habe, die mit meinem Beruf nichts zu tun haben - meine Vermittlungsfähigkeit geht nicht gegen Null, weil ich etwa nicht arbeiten wollte - ich finde einfach niemanden, der mich "so" einstellt...
... und ja... beschränkte Kindergartenzeiten - eben nicht "zuverlässige Grundschule", die demnächst folgt, sind auch nicht sonderlich hilfreich - weil einfach der zustehende. gesetzliche Mindest-Urlaub in so einem Unternehmen schon nicht ausreicht, um Ferienzeiten abzudecken - und bislang gab es auch keinen Job, der es mir ermöglicht hätte eine Tagesmutter zu beschäftigen, die übrigens mehr verdienen würde als ich... dann die spannende Frage, ob ich das will... und ich denke, als Mutter habe ich schon ein Stück Entscheidungsfreiheit, wie sehr und in welchem Ausmaß ich mein Kind fremdbetreuen lassen möchte... das solche Entscheidungen z.B. an der Wohngegend hängen, an der die Betreuung auch stattfindet, versteht sich auch von selbst.... und logisch auch, dass mir bestimmte Stadtteile schlicht verschlossen bleiben, in der es bestimmte Problematiken nicht gibt.
Das sind erst einmal die Fakten...
Zu den Theorien von Thodie... mein Sohn hat einen Anspruch an Sozialleistungen von hälftiger, angemessener Miete sowie von Sozialgeld in Höhe von 251 Euro (auch das kein Geheimnis, ist überall nachzulesen und gilt für alle Kinder dieses Alters) - hiervon wird der Kindergeldanspruch in Höhe von 184 Euro sowie Unterhalt in Höhe von derzeit 215 Euro abgezogen. Mein Sohn erhält also lediglich einen Zuschuß zum Mietanteil - wie übrigens ganz viele betroffene Kinder, die originär eigentlich gar keine Sozialleistungen erhalten (es sei denn, es fließen weder Unterhalt noch Unterhaltsvorschuss).
Und nein, ich bin überhaupt nicht glücklich darüber, dass ich meinem Kind nicht in Vollendung das bieten kann, was ich mir eigentlich so vorgestellt habe... wir sind eben mitnichten "ewige Sozialleistungsbezieher" etwa in der 4. Generation - und immerhin konnte ich mir in den letzten zwei Jahrzehnten einen Rentenanspruch erarbeiten der so bei ca. 600 Euro liegen wird... Klar ist - wenn da nicht mehr viel dazu kommt, bin und werde ich defakto ein Fall für später erg. Grundsicherung werden, denn natürlich ist es uns nicht möglich, etwa zu riestern (lohnt eh nicht) oder anderweitig zu sparen...
...das, was an Geld zur Verfügung steht, reicht knirsch über den Monat und ja, man muss vernünftig damit wirtschaften, um über den Monat zu kommen... man wird allerdings auch erfindungsreich... weil man sich zwar "nicht in der Leistung einrichtet", schon aber doch im Laufe der Zeit lernt und auch lernen muss, mit weniger Geld klarzukommen... ich gehe also nicht zum Friseur, sondern schneide meine Haare selbst... und anders als PL oder andere vermuten, muss ich selbst kochen (was ich übrigens sehr gern tue), weil Fertigware viel zu teuer ist... wir kaufen viel gebrauchte Sachen, tauschen mit anderen z.B. Kinderkleidung... ich selbst bin in einem Tauschring, was sich ebenfalls als praktisch erwiesen hat usw.
Das Gefährliche an Hartz IV ist, dass man eben sparen muss und genau das auch vollzieht - und ja, die Ansprüche sinken... ich brauche kein Auto mehr und es würde mir auch nicht mehr einfallen, mir etwa eines auf Pump zu kaufen (so wie früher) um dann irgendwann nur noch für die Raten für die Kiste zu arbeiten... und das ist jetzt nur ein Beispiel... man kann Kleidung, Möbel, Gegenstände mit kleinen Tricks aufwerten, reparieren und nein, niemand sieht uns an, dass wir von "Stütze" leben. Ich würde selbst dann, wenn ich wieder Arbeit hätte, die Angemessenheitskriterien für unsere Wohnung beachten... nie wieder einen Kredit von der Bank beanspruchen oder mein Konto überziehen... Kurz und gut - wir sind für den "Konsum" verloren - für immer... das ist die Krux... weil - wir sind damit nicht allein.
Ich möchte übrigens nicht irgendwelche Fragen zu diesem Beitrag beantworten und es wird auch keine weiteren Details geben - für mich ist eigentlich nur eines wichtig - jetzt - in diesem Moment... das begriffen wird, wo wir hinsteuern - aber nicht nur im Kontext... zu hohe Steuern, da zu hohe Sozialleistungen, weil das nicht einmal im Ansatz die Komplexität des Themas beleuchtet, die faktisch gegeben ist.