Verstehe ich nicht ganz. 4 Euro pro Tag müssten doch locker reichen. 1 Sack Kartoffeln, bisschen Wasser und Salz reicht lange. Jetzt im Herbst gibt es Obst, Heidelbeeren, Wildkräuter (frische Löwenzahnblätter, Brennesel) draußen in der Natur umsonst. Und dann noch verbilligt einkaufen oder geschenkt in Tafeln oder Sozialkaufhäuser, manches gibt es auch geschenkt. Die haben doch viel Zeit. Mal ab und zu bei Bekannten aushelfen. Brauchen die auch noch Sekt und Kaviar. Was machen die blos mit dem ganzen Geld ?
... du hast den Link zu den Tafeln nicht gelesen, oder?
Dann möchte ich zu bedenken geben, dass nicht jeder die freie Natur vor der Tür hat....
Ansonsten - Regelsatz für Ledige/Alleinstehende: 359 Euro
Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren 38 %
Bekleidung und Schuhe 10 %
Wohnung ohne Mietkosten, (Strom, Gas, Instandhaltung d. Wohnung) 8 %
Möbel, Geräte und Ausrüstungen Haushalt sowie deren Instandhaltung 8,0 %
Gesundheitspflege 4 %
Verkehr 6 %
Nachrichtenübermittlung (Telefon, Fax, Briefpost u.ä.) 6 %
Freizeit, Unterhaltung und Kultur 11 %
Beherbergungs- und Gaststättenleistungen 3 %
Sonstige Waren und Dienstleistungen 6 %
136,42 Euro monatlich sind für Ledige für Ernährung vorgesehen - wobei dieser Betrag auch nur dann zur Verfügung steht, wenn innerhalb der anderen Regelsatzpositionen mit den vorgegebenen Prozentwerten gehaushaltet werden kann... Sobald für die Wohnung zugezahlt werden muss, Schulden vorhanden sind, die die betreffenden Bezieher ordentlich abzahlen wollen... ja, selbst... wenn Kinder da sind, geht die Rechnung nicht auf, weil deren Essens- und Bekleidungsanteil nicht ausreicht - die Eltern also aus ihrem Regelsatz zusetzen müssen.
... die 4 % für die Gesundheitspflege sind eine Farce - 14,36 Euro im Monat sind etwas sehr knapp für Menschen, die nicht gesund sind... Das von ALG II-Beziehern erwartet wird, dass sie sich Zeitungen kaufen und telefonisch verfügbar sind, sind gleichfalls 14,36 Euro allein für den Telefonanschluss (Grundgebühr) zu niedrig angesetzt... da ist nicht eine Tageszeitung drin - muss also aus anderen Regelsatzpositionen finanziert werden...
28,72 Euro für Strom und Warmwasser werden gerade dann nicht reichen, wenn auf alten Herden jeden Tag stundenlang Kartoffeln gekocht werden... sie reichen aber auch so für einen 1-Mann-Haushalt nicht - möge jeder hier auf seine Stromabrechnung schauen und auf die Rechnung für Warmwasserbereitung/Heizung... zumal in diesem Betrag auch noch Instandhaltungskosten für die Wohnung enthalten sind, also das was der Vermieter z.B. an Kleinreparaturen erwarten kann...
35 Euro für Bekleidung monatlich bedeuten, dass für 420 Euro jährlich Bekleidung gekauft werden kann... meist wird dieses Geld aber anteilig für Gesundheitspflege etc. ausgegeben, steht also gar nicht zur Verfügung... Wer einen guten Grundstock an Bekleidung hat und keine großen Gewichtsschwankungen, wird mit 420 Euro jährlich zwar grundsätzlich hinkommen, allerdings eher bei Kik und Co... Insbesondere bei Schuhen, Jacken/Mänteln sehe ich da schon Probleme... Betroffene, deren gute Zeiten schon länger zurückliegen, werden mit Kik und Co bei einem Bewerbungsgespräch allerdings nicht punkten können... müssen wir wohl auch nicht ernsthaft darüber sprechen, nehme ich an...
Apropos Bewerbungen... die Erstattung von Bewerbungskosten (Kannleistung!) ist gedeckelt auf 30 Euro monatlich... Wer sich darüberhinaus bewirbt, zahlt aus eigener Tasche - in der obigen Auflistung sind diese Kosten nicht enthalten - ebensowenig wie die Pflicht für eventuell (!) erstattungsfähige Bewerbungskosten in Vorlage zu treten...
Beherbergungs- und Gaststättenleistungen 3 % = also das Eis am Stil oder der Kaffee außerhalb, Kino, Museum etc. sind sicherlich verzichtbar - zumal dafür 10,77 monatlich eh kaum reichen... für das Eis zwar schon... aber dann wird es auch schon eng.
Sonstige Waren und Dienstleistungen 6 % = 21,54 Euro decken dann die "Extras" ab... wie z.B. nicht erstattungsfähige Bewerbungskosten, Reinigungs- und Pflegemittel, Antibabypille, sonstige Verhütungsmittel, Hygieneartikel, mal ein Buch, Kosmetikprodukte, Kontoführungsgebühren, Versicherungen, Kosten der Unterkunft aus dem Regelsatz, Rücklagen, Schuldendienst etc. pp. - reicht zwar hinten und vorne - nicht einmal anteilig für irgendwas - aus - aber egal...
Erfahrungsgemäß stehen keine 4 Euro täglich für Lebensmittel zur Verfügung - Punkt.
PS. Kartoffeln sind sicherlich eine gesunde Angelegenheit... aber nicht jeden Tag und ausschließlich... gleiches gilt für Nudeln, Billigtoast und Co.
Aber eine Sache stimmt auch... je größer die betroffene Familie, desto eher rechnet sich ALG II, schon deshalb, weil anders bevorratet und gekocht wird, weil die Kinder Kleidung auftragen können und Spielzeug untereinander tauschen... weswegen sich ausländische Mitbürger häufig ein Auto leisten und unterhalten können, was für Kleinfamilien undenkbar ist.