Nebenbei im Enten-Teich gefunden und zunächst für semi-interessant befunden,
beim zweiten Blick werfen diese lapidaren Zeilen doch gleich ein ganz anderes Licht auf die eingestützten "Neubauten" am elften neunten null eins und die entourierenden Aktiengeschäfte...
uuups?
"NANC" versus "KRUZ" ETFs kopieren Aktiengeschäfte von US-Abgeordneten
"Jeden Tag handeln US-Kongressmitglieder mit Aktien. Sie haben umfassenden Zugang zu Informationen, sie haben Einfluss. Die Möglichkeiten, diese Macht zu missbrauchen, sind tiefgreifend." So raunt der Vermögensverwalter Subversive Capital in einem Video. Die USA seien die einzige Demokratie auf der Welt, die das zulasse.
Die Repräsentanten bereichern sich. Das ist der Vorwurf der Investmentfirma. Im nächsten Atemzug münzt sie diesen Missstand in eine Anlagestrategie um: Die Abgeordneten "müssen ihre Beteiligungen melden, warum sollten wir uns also nicht an ihnen orientieren?", fragt Subversive Capital. Mit zwei ETFs ist es möglich, in die Wertpapiere zu investieren, in die auch Kongressmitglieder ihr Geld stecken.
Seit Februar 2023 gibt es die zwei aktiv gemanagten Fonds bereits. Einer bildet die Investitionen aller demokratischen Abgeordneten nach, sein Kürzel: "NANC". Gesprochen Nan-cy, wie die frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi - millionenschwere Demokratin, verheiratet mit einem Finanzberater und Risikokapitalgeber. "NANC" hat seit Markteintritt um 51,5 Prozent an Wert zugelegt und damit selbst den S&P500 geschlagen, der im selben Zeitraum 40,3 Prozent gewann.
Nancys Zwilling hört auf den Namen "KRUZ", benannt nach dem US-Politiker Ted Cruz. Er kopiert die Anlagegeschäfte der republikanischen Kongressmitglieder und ist wesentlich breiter aufgestellt als sein technologielastiges demokratisches Pendant. Das rechtfertigt in den Augen seiner Schöpfer auch das schwächere Wachstum. Der zutreffendere Maßstab ist hier laut Subversive Capital der historisch stabilere Dow-Jones-Index, den "KRUZ" mit seinen 28,4 Prozent Wertzuwachs seit Februar 2023 knapp schlägt. Zachary Evans, Analyst beim US-Börsendienstleister Morningstar, widerspricht dem auf Anfrage von ntv.de: "Für beide ETFs sollte der breite Markt die Benchmark sein." Der Dow Jones sei zu eng gefasst, um als Maßstab für die weit gefassten ETFs dienen zu können.
"Keine Hinweise auf Insiderhandel"
Christian Cooper von Subversive Capital argumentiert im Gespräch mit dem Finanzdienstleister Tidal, "NANC" sei ein wachstumsorientiertes Investment, "KRUZ" setze eher auf langfristig stabile Werte. Beide aber machten den Wissensvorsprung der Kongressmitglieder nutzbar.
Dass die Abgeordneten dem gemeinen Volk an den Aktienmärkten überlegen sind, legte eine Studie bereits im Jahr 2004 nahe. In der Folge wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Insiderhandel von Mitgliedern des Kongresses verhindern soll und den Abgeordneten vorschreibt, Investitionen von mehr als tausend Dollar nach spätestens 45 Tagen anzuzeigen.
Neuere Forschung allerdings widerspricht der Erzählung von den überlegenen Anlegern im US-Kongress. Eine Gruppe von Forschenden am Dartmouth College etwa untersuchte Investitionen von 2012 bis 2020 und kam zum Schluss: "Wir finden keine Hinweise auf eine bessere Performance, egal ob in der Gesamtbetrachtung oder beim Blick auf einzelne Abgeordnete, denen Insiderhandel vorgeworfen wurde."
Wette auf US-Präsidentschaftswahl?
Unabhängig davon, ob die US-Kongressabgeordneten nun einen möglichen Informationsvorteil an der Börse versilbern oder nicht: Ihre Portfolios einfach zu kopieren, birgt Risiken. Die Idee klinge auf den ersten Blick möglicherweise verlockend, sagt Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, auf Anfrage von ntv.de. An zwei Stellen aber lauerten Gefahren: "Zum einen basieren die Daten der ETFs auf Eigenmeldungen, die oft verzögert und möglicherweise unvollständig sind." Zweitens: Persönliche oder politische Motive könnten diese Trades beeinflussen. Finanzkolumnistin Honisch sagt: "Normalerweise wählt man ja aus wirtschaftlichen Aspekten seine Investitionen."
Die ETFs seien deshalb keine direkte Investitionsanleitung und vielmehr interessant als Hintergrund für Finanzinteressierte, so Honisch. Sie sind ein Brennglas auf die finanziellen Aktivitäten der Abgeordneten. Laut Honisch können Investierende aus ihnen ableiten, welche Sektoren in Zukunft möglicherweise von politischen Entscheidungen profitieren werden - und welche eher nicht.
Im demokratischen Portfolio dominieren große Tech-Unternehmen wie Nvidia, Microsoft, Apple, Salesforce oder Google. Sie allein machen ein Drittel der in "NANC" repräsentierten Aktien aus. Im republikanischen "KRUZ" sind sie maximal Beiwerk: Sie machen nur sieben Prozent des Portfolios aus. Dort sind Banken, Industrieunternehmen und vor allem Energiekonzerne wesentlich stärker vertreten: J.P. Morgan, Comfort Systems und Chevron.
(Hervorhebung vom fracti)
Ob die Kongressmitglieder mit ihren Investments auf einen Sieg ihrer jeweiligen Präsidentschaftskandidaten wetten? "Unmöglich zu sagen", meint Analyst Evans vom US-Börsendienstleister Morningstar. Menschen, auch Kongressmitglieder, investierten aus verschiedenen Gründen. Gründen, die mit ihren politischen Überzeugungen konform gingen oder auch nicht. Honisch hält es für möglich, dass die Abgeordneten mit ihrer Anlage auch das politische Klima zu beeinflussen versuchten - was dann wiederum durchaus ihren eigenen Investitionen nutzen könnte.
Quelle: ntv.de