Heute früh rief Walter Eichelburg seine Leser auf, nun alle Euros auszugeben.
Gestern schrieb er, dass er im Mediamarkt war, um Euros auszugeben.
Eichelburg hat ja seine Verdienste: aber hier muss jetzt einfach mal was gesagt werden.
Für die Flucht in Konsumartikel ist es noch zu früh.
Falls es am Wochenende eine Währungsreform gibt, dann ist ein massiver „Haircut“ bei Kleinvermögen schlichtweg extrem unwahrscheinlich.
Ja: es stimmt, dass unseren Vermögen auf Girokonten wenig Werte gegenüberstehen: ein Teil des Geldes ist bei den Banken in „wert“papieren angelegt, die illiquide sind, Schuldpapiere von Schuldnern die wenig solvent und wenig liquide sind.
Der Greenpeace chef soll mal gesagt haben: wichtig ist nicht was wahr ist, sondern wichtig ist was die Leute glauben.
Und nach wie vor glauben 90% der Leute, dass sie Guthaben haben.
Wenn am Montag alles Geld verfallen würde, dann gäbe es einen Volksaufstand.
denn die Mehrzahl der Menschen glaubt, dass sie Guthaben hätten - und würde sich beraubt vorkommen.
Gefährdet sind Privatvermögen in euro über 10-20 Tsd euro.
Je tiefer der Freibetrag ist, der 1:1 umgetauscht werden kann, um so größer ist die Menge an Leuten, die betroffen sind.
Es ist richtig, dass es Währungsreformen mit „Haircut“ gab und gibt: aber solche brachialen Währungsreformen werden am Ende einer Krise durchgeführt, wenn das Vertrauen in die Währung völlig zerrüttet ist und die Währungsreform wie ein „Befreiungsschlag“ empfunden wird.
Eine Währungsreform mit Haircut für alles über 1000 euro würde derzeit von 90% der Leute als überraschende Enteignung wahrgenommen werden. Die Folgen mag sich jeder ausmalen.
Ja; es kann sein, dass es bald etwas ändert: vielleicht gibt es Devisenkontrollen, vielleicht spaltet sich Deutschland vom Euro ab.
Diese Maßnahmen richten sich vermutlich gegen die große Kapitalflucht, wenn Beträge um 1 Mio euro innerhalb von Sekunden in den Dollar oder Frankenraum flüchten.
Selbst die virulente Rubelkrise hat sich monatelang hingezogen. Währungen sterben langsam.
Vor 2 Wochen habe ich gewarnt: man solle verfolgen, ob sich knappheit bei Goldmünzen abzeichnet: sobald das erste mal bei einem großen Händler irgendeine Standardmünze im Unzenbereich knapp wird, z.B. Maple Leaf oder Krügerrand, dann öffnet sich ein Zeitfenster indem noch euros in Gold konvertiert werden können. 2 Tage später wurden Krügerrands knapp, 2 Wochen später war Gold quasi ausverkauft.
Dieses Zeitfenster ist inzwischen fast geschlossen, zumindest für größere Vermögen.
Das Zeitfenster, um Euros in Sachwerte zu konvertieren ist noch sehr lange offen.
Wer heute im Mediamarkt einkauft, der zahlt praktisch die teuersten Preise der Branche,
d.h. neben 19% MWst auch noch 20% Marge an den Metro-Konzern.
Wer jetzt unüberlegt Unterhaltungselektronik kauft, der hat sofort einen „Haircut“ von 40%.
Dinge, die man 100%ig brauchen wird, die kann man natürlich kaufen: aber da muss man sich wirklich zu 100% sicher sein.
Vielleicht ist ja das Girokonto am Montag in DM2 konvertiert und man hat ohne „haircut“ eine Papierwährung so hart wie schweizer franken!
Ich habe letzte Woche sehr lange mit einer professionellen Devisenhändlerin gesprochen, die seit über 10 Jahren Dollar, kanadische Dollar und euro an der Forex handelt.
Und die meinte tatsächlich, dass die euroschwäche doch wurscht sei und für den Normalbürger gar keine Folgen hätte.
Dass wir möglicherweise am Beginn einer Währungskrise oder kurz vor Kapitalverkehrskontrollen stehen, hat sie nicht begriffen.
So wird es der Mehrheit gehen: selbst wenn der euro rabiat fällt, sagen wir mal 5 cent in der kommenden Woche, wird das m.E. keinerlei Einfluss auf die deutschen Inlandspreise haben.
Konzerne in Deutschland agieren viel zu starr: wenn da ein Controller kommt und erzählt, die Preise müssen um 10% erhöht werden, da der Euro in einer Währungskrise ist,
dann ruft der Vorstandsvorsitzende den Irrenarzt, mehr würde nicht passieren.
Bei Autos könnte es sein, dass Händler die anziehede Nachfrage spüren und die Rabatte weglassen.
Aber dass das Küchenstudio innerhalb von 1 Woche die Lage versteht und den Preis für Einbauküchen erhöht, ist schlichtweg unrealistisch.
Obwohl davon ausgegangen werden muss, dass der euro durch Aktionen der Zentralbanken gestützt wird, ist er mächtig unter Druck.
Ob das gerade der Tiefpunkt vor einem mächtigen technischen Rebound ist – oder ob das nur ein bald auslaufendes Zeitfenster bis zur Einführung von Kapitalkontrollen ist, das weis kein Mensch.
In den 80ern hat die französische regierung kApitalkontrollen für den Franc eingeführt, d.h. Franc konnte nicht mehr frei in Dollar konvertiert werden: auch das war nicht der Untergang des Abendlandes.
Mein Opa erzählte mir mal, dass er in den 50ern Motorrad fuhr.
Auf dem Soziussitz hatte er einen Studienkameraden, der als Kradschütze im II. Weltkrieg war.
Plötzlich knallte ein Reifen.
Mein Opa war panisch, da er noch nie eine Reifenpanne erlebt hatte.
Der ehemalige Kradschütze hatte so was im Krieg dutzendfach erlebt und sprach ihm ganz ruhig ins Ohr: „Kupplung ziehen. Ausrollen lassen.“
Genau das, sollte man jetzt auch tun.
Wer nahezu 100% seines Vermögens in euro und euro-anlagen hat, für den macht es Sinn,
die Abhängigkeit vom Euro zu reduzieren. Sofort.
Auch heute, auch auf die Gefahr hin, dass der euro bald wieder steigt.
Wer einen Lebensmittelvorrat, einen Schrebergarten, einen kleinen Goldschatz zur Altersvorsorge und seit der Lehman-Krise auch noch 2000 schweizer franken in der Zuckerdose zu liegen hat, der kann völlig gelassen bleiben.
Wer heute in den Mediamarkt läuft und sinnlos Geld ausgibt, der realisiert einen sofortigen „haircut“ von 40% durch Steuern und Marge – mehr nicht.