Wie funktioniert ein Goldmarkt bei fallenden Preisen?

  • Ich frage mich, wie Händler bei einem fallenden Goldpreis ihr Risiko eines Wertverlustes eingrenzen können? Angenommen, der Goldpreis wird eines Tages nicht in einer stetigen Aufwärts-, sondern in einer Abwärtsbewegung verharren und mehr Menschen wollen Gold verkaufen, als gekauft wird.


    Wie kann ein Händler sicherstellen, dass er das Gold nicht mit Verlust ankauft? Gut, er kann es unter dem Spot-Preis ankaufen, aber wer kauft es ihm ab? Bei fallenden Preisen müssten Käufer sehr viel Vertrauen in einen langfristig wieder steigenden Preis haben, um nicht abzuwarten, bis sich ein Boden gebildet hat.


    Ich spreche nicht von einem kurzzeitigen Rücksetzer, sondern einer fundamental anderen Preisbewegung, als wir sie momentan erleben. Wer kauft dem Händler dann das Gold ab und warum?


    Vielleicht kann mir jemand von den "alten Hasen" plausibel machen, wie sich das nach dem Hoch in den 80er Jahren abgespielt hat?

    In dubio pro aurum
    Um zu erfahren, wer über dich herrscht, finde heraus, wen du nicht kritisieren darfst. (Voltaire)

  • das gleiche "risiko" hast du bei steigenden preisen: du kaufst immer teurer ein und kannst du auch nicht sicher sein, daß du dein zeug los wirst... bzw. du könntest vielleicht viel verkaufen, aber es gibt keine möglichkeit für dich, einzukaufen...

  • ich denke mal ein größerer Händler kann sich mit entsprechenden Put-Optionen absichern.


    das ist eine reine Überlegung, keine Ahnung ob es wirklich so laufen würde:


    Aktueller Spot Preis 1000$


    Händler kauft eine Unze für 970$ an.
    Für 30$ kauft er sich Put-Optionen auf Basispreis von sagen wir mal 1020$.


    Sollte der Spot-Preis in der Zeit zwischen Ankauf und Ablieferung an der Scheideanstalt (oder wo auch immer) weiter fallen, gleicht der Händler die Verluste durch den Wertanstieg des Puts aus.
    Steigt der Spot-Preis in der Zeit zwischen Ankauf und Ablieferung über 1020$, ist der Put erstmal nahezu wertlos, dafür hat der Händler aber einen höheren Verkaufspreis an die Scheideanstalt.


    Rechenbeispiel fiktiv:


    $970 Ankauf Gold + $30 Kauf Put-Option = $1000 Ausgaben
    ...
    POG fällt auf 950$ bis zur Auslieferung an die Scheideanstalt, der Optionsschein steigt auf 50$ (keine Ahnung wie es wirklich wäre)
    ...
    $950 Verkauf Gold + $50 Verkauf Put-Option = $1000 Einnahmen


    Der Händler hat sich vor Verlusten gesichert, aber auch keinen Gewinn gemacht.



    Steigt der Wert des Goldes hingegen auf sagen wir mal 1050$ an, dann hat der Händler seine 50$ Gewinn gemacht, der Optionsschein ist vorerst wertlos.

  • Du kannst Dich in dem Sinne nicht absichern....aber wenn es kein Risiko bei der Sache gäbe, würde es ja auch jeder machen (der die Vorraussetzungen dafü erfüllen kann). Aber das ist doch in jeder Brange so....wie sichert sich der Bäcker gegen Großkettenpreis ab, wie der Autohändler wenn er die Autos nur noch mit Verlust los wird, wie der Börsenspekolant gegen Verluste etc. etc. etc.


    MfG 18K

  • ich denke mal ein größerer Händler kann sich mit entsprechenden Put-Optionen absichern.


    so ist es


    Der Händler hat sich vor Verlusten gesichert, aber auch keinen Gewinn gemacht.


    und das ist der Sinn der Übung.


    Ich mache das beruflich den ganzen Tag, die Firma in der Ich tätig bin nimmt ich denke ca. 20 Mia. USD jährlich in Fremdwährung ein und natürlich sichern wir uns die Kurse, damit verfolgen wir nicht das Ziel, Gewinn zu machen, es ist lediglich eine Sicherung des Wechselkurses - wir wollen natürlich zum Zeitpunkt des Cash-In den geplanten lokalen Betrag sehen, sonst bräuchten wir solche Übungen nicht machen. Beim EM läuft es im wesentlichen gleich ab, das Ganze ist keine Hexerei und eigentlich gar nicht Wert, lange darüber zu schreiben.

  • wie sichert sich der Bäcker gegen Großkettenpreis ab, wie der Autohändler wenn er die Autos nur noch mit Verlust los wird, wie der Börsenspekolant gegen Verluste etc. etc. etc.


    das kann keine Absicherung leisten. Wäre es so, dann würde der, der die Garantie gibt z.B. einen schlechten Geschäftserfolg auf Grund von nichtsnutzigen Mitarbeitern abgeben. Wer würde das schon tun? :D


    Vielleicht sollten die Anforderungen und die entsprechenden Werkzeuge hier nochmals klar definiert werden! Nicht dass die Diskussion nicht zielgerichtet in einem Blabla endet!

  • Die handvoll "Großen" sichert sich über Futures ab.
    Die "Kleinen" verkaufen dann eben nix bis der Preis wieder steigt....oder sie günstiger einkaufen und so insgesamt den Schnitt verkleinern können.
    Ich kenne einige die sogar mit Verlust verkaufen müssen (die Kosten laufen weiter) und hoffen.... ;(


    Lass den Goldpreis mal 2- 300 sinken und ein paar Monate auf dem Niveau verharren....dann gibts ne Pleitewelle unter den "Goldhändlern"....insbesondere unter den Neuen.


    Sanfte Grüße
    Misan

  • Lass den Goldpreis mal 2- 300 sinken und ein paar Monate auf dem Niveau verharren....dann gibts ne Pleitewelle unter den "Goldhändlern"....insbesondere unter den Neuen.


    ja, das ist so und das ist auch richtig! Machen wir uns nichts vor, Sinn eines Geschäfts ist, ein Geschäft zu machen. Da niemand weiss, wie sich die Kurse (egal welche) entwickeln, sichern sich die schlauen (und auch auf Dauer erfolgreichen) ab, die anderen sind die, die ggf. die Zeche zahlen [smilie_happy] aber das ist eben auch eine gemeinsame, übereinstimmende und positive Willenserklärung. :whistling:

  • ja, das sehe ich auch so.


    außerdem sieht man zur zeit an den lieferzeiten, dass viele "kleine" kein lager haben. die kaufen bei bestellung ein und warten dann auf die lieferung. auf diese art und weise haben sie kostenlose kredite durch ihre kunden und können selbst per vorauskasse zahlen.


    ich denke, dass jedwede größere preisschwankung für "neue" kleine, die noch keinen speck angesetzt haben, gefährlich ist. einzelkämpfer oder kleine familienbetriebe, die ihre abwicklung im home-office machen, sind einigermaßen geschützt. sobald ein paar angestellte da sind und firmenräume angemietet wurden, steigt das risiko, da wäre eigentlich eine professionelle absicherung nötig.

    "What we in the Western world are about to learn is that there is no such thing as a Keynesian free lunch."

  • Ja, seh ich auch so - abgesichert gegen Schwankungen haben sich die Größeren.
    Bei den kleineren im Vorteil seh ich solche, die sich eher auch auf den numismatischen Bereich spezialisiert haben.
    Ich kenn da auch einen kleinen, aber feinen und fairen Händler, bei dem ich den Preis vereinbaren kann und der mich dann auf Rechnung beliefert. ^^
    Der hat die Münzen dann allerdings selbst bei der Mint oder beim Großhändler - weiß ja nicht, wo man da bestellt - schon per Vorkasse bezahlt.

  • Danke für die Infos soweit! Es gibt im Goldmarkt also immer jemanden, der einem das Gold abnimmt? Auch bei stetig fallenden Preisen? Hätte ich nicht gedacht, da Gold kaum "verbraucht" wird.


    Bei Industrierohstoffen kann ich mir vorstellen, dass diese stetig aufgekauft werden, da sie im Produktionsprozess kontinuierlich benötigt werden ... aber bei Gold? Bei längerfristig fallenden Preisen müsste sich doch die Verkaufsbewegung bzw. der Preisverfall sehr schnell und sehr stark verstärken, da in diesem Szenario die Funktion des Wertaufbewahrungsmittels (vorübergehend) nicht mehr gegeben ist?


    Spinnen wir das Szenario mal weiter: angenommen bei stetig sinkenden Preisen veräußern kurzfristig agierende Spekulanten in großem Maße ihre Goldengagements und mehrere Tonnen Gold kämen auf den Markt. Wer käme als Käufer in Frage? Die Schmuckindustrie? Indien? China? Verschiedene Zentralbanken?


    Ich stell mir vor, dass der Goldpreis in so einem Szenario sehr schnell abstürzen könnte/würde, oder nicht?

    In dubio pro aurum
    Um zu erfahren, wer über dich herrscht, finde heraus, wen du nicht kritisieren darfst. (Voltaire)

  • Bei längerfristig fallenden Preisen müsste sich doch die Verkaufsbewegung bzw. der Preisverfall sehr schnell und sehr stark verstärken, da in diesem Szenario die Funktion des Wertaufbewahrungsmittels (vorübergehend) nicht mehr gegeben ist?


    im Moment? Da die Funktion der Wertaufbewahrung in Papiergeld im Moment überhaupt nicht gegeben ist erübrigt sich die Frage. Sinkende Kurse wären für uns alle doch kein Hinderniss weiter zu kaufen, oder?


  • Spinnen wir das Szenario mal weiter: angenommen bei stetig sinkenden Preisen veräußern kurzfristig agierende Spekulanten in großem Maße ihre Goldengagements und mehrere Tonnen Gold kämen auf den Markt. Wer käme als Käufer in Frage? Die Schmuckindustrie? Indien? China? Verschiedene Zentralbanken?


    Ich stell mir vor, dass der Goldpreis in so einem Szenario sehr schnell abstürzen könnte/würde, oder nicht?

    Nein wird er nicht, die kurzfristigen Spekulanten besitzen ja nur Papier, die können keine Tonnen von Gold liefern. Die oben genannten Käufer werden aber auf physiche Lieferung bestehen.
    MfG.:CARLOZ

  • Im Prinzip war und ist das Material immer sofort, oder zeitnah verkaufbar. ;)
    Ich fühle mit den kleinen Händler,
    (...)
    Also ich möcht nicht tauschen, das Geschäft wäre mir zu hart und stressig! :(


    Genau meine Rede, mit solchen Handelsspannen wie beim Gold möchte ich auch nicht tauschen, sonst wäre ich längst in der Branche ;)

    „Wenn kein Mensch mehr die Wahrheit suchen und verbreiten wird, dann verkommt alles Bestehende auf der Erde, denn nur in der Wahrheit sind Gerechtigkeit, Frieden und Leben!“ Friedrich von Schiller

  • was machen händler in einem fallenden Markt;
    vor allem wird der spread erhöht,
    z.B. Ankaufspreis pro Unze 700 euro, verkaufspreis 900 euro,
    auch bei ETC, ETFs, Xetra gold wird bei erhöhter volatilität der spread erhöht.
    der spread müsste so hoch sein, dass alle angelauftes gold schneller das lager verlässt, als der spotpreis den einkaufspreis errreicht.


    bei pro aurzm kann man sehen, dass der spread bei material, was sie nicht haben wollen, prohibitiv hoch ist:


    man bekommt mehr Geld, wenn man 100 kronen stücken zur scheideanstalt gibt, als wenn man sie bei pro aurum abgibt.


    größere händler werden aus dem Spread vermutlich auch absicherungsgeschäfte bezahlen.


    Letztlich muss man feststellen, dass für einen Händler fallende UND steigende Preise eine unangenehme Sache sind.
    ein Händler lebt davon, dass er Einkaufspreis + Marge weiterverkauft,
    alles andere ist für einen Händler eher unangenehm

  • was machen händler in einem fallenden Markt;
    vor allem wird der spread erhöht,
    z.B. Ankaufspreis pro Unze 700 euro, verkaufspreis 900 euro,
    auch bei ETC, ETFs, Xetra gold wird bei erhöhter volatilität der spread erhöht.
    der spread müsste so hoch sein, dass alle angelauftes gold schneller das lager verlässt, als der spotpreis den einkaufspreis errreicht.
    bei pro aurzm kann man sehen, dass der spread bei material, was sie nicht haben wollen, prohibitiv hoch ist

    bei ETPs macht das aber der Markt und der (oder die) Designated Sponsor(s) versucht/en gegen zu wirken durch Erhöhung der Liquidität. Hier hat der Emittent/Anbieter keinen Einfluß drauf was für ein Spread am Markt vorliegt (im Unterschied zu Zertifikaten)

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