Das Kaiserreich und seine Goldmünzen:

  • Meines Erachtens echt. :)


    Gerade das "komische" Aussehen des "S", "G" und "O" ist das ECHTE! Schmidt/Hausmann haben das versucht, etwas zu "glätten" - und daran erkennt man dann deren Fälschungen.


    Dito der "Grat" - typischer Stempelfehler. Das war ja wirklich nur Alltagsgeld, da wurde bei der Prägung z.T. in erstaunlichem Maße geschlampt. Vor allem wenn man von den stets suuuuuuuper "geleckten" Anlegerunzen wie Kangaroo oder Britannia und so verwöhnt ist. Reichsgold ist eher dann falsch, wenn's genauso "geleckt" aussieht. ;)


    In der Erhaltung dürfte das Rauhgewicht übrigens eher 7,93 +/- 0,01 g sein, also auf jeden Fall UNTER 7,95 g. Aber das kann eine Waage mit 0,05g Auflösung eben nicht mehr anzeigen und rundet dann auf. Das Gewicht paßt also auch. :thumbup:

    Und nicht vergessen: "Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück: Null." [Voltaire, 1694-1778]
    Gold, das du dir schon heute kannst besorgen,
    Kaufe derzeit besser nicht erst morgen! :D

    Einmal editiert, zuletzt von Mithras ()

  • Dann bin ich ja erleichtert!



    Danke für die schnellen Antworten. [smilie_blume]


    Was mich aber jetzt wirklich brennend interessiert: Wie wurde damals/wird heute so eine Randprägung eigentlich gemacht?


    Rein aus dem Bauch raus würd ich sagen man "rollt" die Münze über einen Stempel?!
    Warum tanzen dann aber einzelne Buchstaben aus der Reihe?

  • Bis zum 17. Jahrhundert blieb der Rand der Münzen unbearbeitet, und Betrüger konnten unbemerkt die Ränder beschneiden und von jeder Münze ein wenig Silber stehlen. Deshalb begann man im 17. Jh. mit der Rändelung der Münzen: Der Rand wurde mit geraden oder schrägen Kerben versehen, und die dickeren Münzen erhielten ein Muster in Form von übereinanderliegenden Blättern oder Ringeln, oder eine Randschrift. Ein Beschneiden des Münzrandes konnte nun schnell erkannt werden, denn an der beschnittenen Stelle fehlte ja dann die Rändelung. (Einige britische Crowns tragen eine Randschrift, die deutlich sagt, wozu die Rändelung dient: DECUS ET TUTAMEN = Zierde und Schutz).


    Für die Rändelung verwendete man ein Rändelwerk, eine Maschine, in der der Schrötling zwischen zwei Stahlschienen gelegt wurde, auf denen das Muster eingraviert war. Unter kräftigem Druck wurden die Schienen parallel gegeneinander bewegt, der Schrötling rollte zwischen ihnen, und das Muster wurde auf dem Rand eingedrückt.


    Ende des 18. Jh. begann man mit der Ringprägung: Der Schrötling wurde zum Prägen in einen Ring gelegt, in dessen Innenseite das Randmuster graviert war. Wenn beim Prägen nun der Schrötling breitgequetscht wurde, wurde das Metall auch in die Gravur des Ringes gedrückt, so dass der Rand gleich mitbeprägt wurde. Der Ring musste sich öffnen lassen oder aus mehreren Teilen zusammengesetzt sein, denn sonst hätte man den hineingepressten Schrötling nicht wieder aus dem Ring herausbekommen.


    Im 19. Jh. ging man dazu über, die Schrötlinge erst zu rändeln und dann in einem glatten, geschlossenen, einteiligen Ring zu prägen. Bei Münzen des deutschen Kaiserreiches z. B. sieht man gut, dass die vertiefte Randschrift oft ein wenig verdrückt, aber vollständig lesbar ist: Da wurde die Münze erst mit der vertieften Randschrift gerändelt, und danach wurde im glatten Ring geprägt. Aus dem glatten Ring ließ sich die Münze auch problemlos herausdrücken, ohne dass der Ring geöffnet werden musste.


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    Grüße von der Ersatzkasse

    Nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
    (Victor Hugo 1802-1885 Philosoph)

    3 Mal editiert, zuletzt von Ersatzkasse ()

  • Aha, Ersatzkasse, ich habe lange nicht DIESEN Artikel in der NP gelesen; haben'se das mit dem Reichsgold also endlich mit aufgenommen! Wurde ja Zeit.. :)


    (Ich schreibe dort aus Prinzip nur zu antiken Münzen; und da auch lediglich Korrekturen von ganz groben "Schnitzern". NP/WP schreiben ist sicher ein endgeiles Hobby für Studis/Rentner, aber nix für Geschäftsleute. ;) )


    Schmidt/Hausmann haben erst geprägt, dann gerändelt - deshalb ist die Rändelung dort immer so "geleckt" und GANZ am Rand entsteht dabei ggf.(!) (partiell) ein typischer Grat, der bei Originalen immer von der Prägung weggedrückt wurde. Eben! ;)

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  • .............
    ich habe das gefühl dieses thema wird viel zu heiß gekocht...


    Das glaube ich gar nicht mal, nur habe ich das Gefühl, dass vieles vom Hörensagen erklärt und geschrieben wird.
    Ich sammle schon seit über 25 Jahren, auch ein wenig Kaiserreich Gold, aber wirklich viele Fälschungen habe ich nicht in den Fingern gehabt.
    Und alles, was ich zum begutachten oder anschauen gegeben habe, wurde als echt befunden.


    Bei ebay hab ich schon Goldmünzen gekauft, bei denen ich den Verdacht hatte, sie sind falsch, und das wurde dann auch bestätigt.
    Nun hab ich wieder auf richtig Risiko eine 5 Mark Württemberg 1877 ersteigert. Bin echt gespannt, was damit ist. Aber für 256 € geht noch als Spielgeld durch.

    Wenn man mir schon nicht das Wasser reichen kann, dann reicht mir wenigstens den Wein.

    3 Mal editiert, zuletzt von hegele ()

  • Tach,


    hab ne Sammlung gekauft und war auch eine 20 Mark Münze Hamburg von 1903 dabei die nie geprägt wurde . Also eine Fälschung.


    Prägung ist nicht sooo schlecht und halt Gold... wie sind solche Nachprägungen zu bewerten... und hat jemand Interesse an so nem Stück?


    Hat noch jemand Infos von wem die Fälschungen kommen?


    Danke für eure Hilfe


    Gerne auch Bilder per Mail auf Anfrage bitte dann ne PN mit der E-Mail Adresse


    Grüße


    Zorro2

  • Ersatzkasse
    vielen Dank für deine Tolle Erklärung über die Rändelung. [smilie_blume]


    n@utilus,
    „Hausmänner“ wirst du anhand eines Fotos wahrscheinlich nicht erkennen


    Zorro2,
    Deine Fälschung/Nachprägung sollte in der Regel zum Goldpreis gehen, vielleicht ist aber auch jemand bereit,

    für eine Fälschung einen Aufpreis zu zahlen.
    Ein Händler, den ich kenne, bietet Fälschungen/Nachprägungen immer zum Goldpreis an.


    Hier ist mal ein Beispiel einer weniger guten Fälschung/Nachprägung.
    1. Farbe ist nicht im 900er-Typischen Goldton, geht schon eher in Dukatengold (986er)
    2. Gewicht ist ca. 0,2 Gramm unter Normalgewicht.
    3. Die Prägung ist eine Gussprägung (habe es leider nicht besser hinbekommen auf dem Foto), aber die Oberfläche ist sehr Rau.


    Das sind nur mal drei Beispiele, woran man diese Fälschung/Nachprägung erkennt.
    Von dieser Art/Form sind mir schon zwei Kaiserreichmünzen über den Weg gelaufen.

  • Tja, das ist sicher schon 15 Jahre her (muss mal genau nachschauen), heute sehe ich das auch. :D
    Drei Münzen haben damals 625 DM gekostet, eine davon, eine Württemberger, war echt.

    Wenn man mir schon nicht das Wasser reichen kann, dann reicht mir wenigstens den Wein.

    3 Mal editiert, zuletzt von hegele ()

  • hegele: Aus derselben Werkstatt wie Deinen (das ist NICHT Schmidt/Hausmann!) habe ich irgendwo in meinem "Klimpergold" ;) noch den passenden Zehner von Friedrich August von Sachsen, 1905 - Gold ist Gold; und 900er Gold ist's zweifelsfrei. ;)


    BTW: Von "unsorm Geenich" (wie er von Sachsen noch heute liebevoll genannt wird; da spielt er etwa dieselbe Rolle wie der "Kini" Ludwig II in Bayern...) hat der Ex-Sachse Mithras insgesamt 4 Goldmünzen (das o.g. schon stilistisch grottenfalsche Machwerk mitgezählt) - und davon ist nur EINES, wo noch die dezente Möglichkeit besteht, daß es echt sein könnte. Der "Rest" ist mit Sicherheit Schmidt/Hausmann. Soviel dazu. ;(


    PS: Von einem Forianer habe ich letztens einen Ludwig II von Bayern 1872 übernommen, der wirklich ausnahmsweise mal ein Original zu sein scheint. :) (Das "ausnahmsweise" bezieht sich hier auf die Herkunft aus dem spotpreisnahen EM-"Verramschungs"-Markt, also nicht dem dezidierten Münzfachhandel.) Aber definitiv nicht mehr sammelwürdig, weil Erhaltung UNTER "schön" (man merkt's schon am Rauhgewicht, wie abgenutzt das Teil ist: 7,88 g - besonders der Brustschild des Adlers auf dem Revers ist fast ganz weg... :wall: )


    Merke: "Richtig gute" Nicht-Preußen bzw. Nicht-Hamburger dt. Kaiserzeit bekommt man in Banken/Wechselstuben u.ä. EM-Händlern (sowie auch aus den von ansonsten top seriösen Münzhändlern geführten Kisten "Goldmünzen für Anleger zum Tagespreis") de facto nur als Fälschungen. Originale sind dort wirklich oft bloß von fragwürdiger Erhaltung, denn sonst hätten sie schon längst den Weg in den Fachhandel gefunden... :thumbup:

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    2 Mal editiert, zuletzt von Mithras ()

  • ... wenn ich mal wieder an meinem "Klimpergold"-Versteck war ... (Außerdem habe ich hier am Ostseestrand meinen Scanner zufällig nicht in der Badehose... ;) ) Aber wie gesagt: was willste da SEHEN?! Einen "echten ;) Hausmann" erkennt man noch am ehesten an der Randinschrift (und die gut zu fotografieren, ist nicht trivial!) - und ansonsten nur in der Hand.


    Die Expertise zu meinen "Schätzen" ;) habe ich mir ja selber auch erst von einem Händlerkollegen geholt, der ein Top-Spezialist für DR ist; zuvor hatte ich die meisten für absolut echt gehalten... ;( Der Mensch hat mit Mikroskop und z.T. Polarisationsfiltern gearbeitet und hat auch mir nur ansatzweise verraten, woran er das jeweils erkannt hat (mache ich bzgl. "meiner" Antiken ja auch so - immerhin verdienen wir beide unser Geld mit diesem Wissen ;) !).

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  • Schön dass in den Faden ein wenig Leben kommt, ist ja doch ein interessantes Thema.


    @ hegele: Danke für die Bilder von den Fälschungen. Das Nimmt mir ein bischen die "Angst", bei Reichsgoldkäufen auf Fälschungen reinzufallen. Bei deinen Bildern sieht mans ja irgendwie schon, dass da was nicht stimmt.



    Dann hätte ich gleich nochmal eine Frage, auf die ich durch Stöbern im Netz gekommen bin:


    Schmidt/Hausmann haben ja Reichsgold nachgeprägt, weil es sich gelohnt hat, also weil die Münzen deutlich über dem Goldpreis gehandelt wurden (hab vor längerer Zeit mal einen Artikel gelesen, und meine mich zu erinnern, dass auch nicht so seltene 20er einen Aufschlag von mehreren 100% gegenüber dem Goldpreis hatten).
    Warum wurde damals so viel für die Dinger gezahlt? Genug gegeben hats ja auch damals schon? Einfach nur Sammlerhype? Oder gabs einfach keine andere Alternative zum Goldinvest? Bullion-Gold hats ja damals noch nicht bzw. kaum gegeben?


    Interessanter link zu den Hausmännern: http://www.germanycash.de/fals…ausmann-faelschungen.html

  • ....
    Warum wurde damals so viel für die Dinger gezahlt? Genug gegeben hats ja auch damals schon? Einfach nur Sammlerhype? Oder gabs einfach keine andere Alternative zum Goldinvest? Bullion-Gold hats ja damals noch nicht bzw. kaum gegeben?
    .............


    Bei vielen Goldenen aus dem Kaiserreich ist das heute noch so.
    Ich sammle Württemberg, da zahlst Du auch heute noch für gute Stücke im Verglcih zum Goldpreis über das doppelte oder weit mehr.


    ich meine, das ist auch bei den Sachsen und anderen so.
    Die Preussen sind Massenware, die kannst Du immer haben.
    In Umlauferhaltung wie die anhängenden auf dem Bild ohnehin, die hab ich bei meinen Anlagemünzen, weil ich Preusssen ja nicht sammle.

  • rudi: Lies genau den von Dir gebrachten Link einfach nochmal! ;)


    Ge-nau, es war BEIDES: Sammelhype UND "Goldanlage-haben-wollen". Letzteres TROTZ "Wirtschaftswunder" - klar: die damals lebenden Menschen hatten ja zu einem großen Teil schon die Inflation 1923 und die Währungsreform 1948 "live" mitgemacht - und es war Kalter Krieg, die Angst vor "Dem Russen[tm]" grassierte (von Springer & Co. heftig angeheizt), und man hatte nicht mal ganz unbegründet Angst, daß das Geld ein drittesmal wertlos wurde.


    Und der Aufpreis von 150...200% auf den POG war sogar berechtigt. Bedenke: pre 1974!!! - d.h. 1 oz Au = 35,- US-$ Festpreis = ca. 150,- DM = ca. 5,- DM/g = ca. 35,- DM Materialwert für 'nen Goldfuchs, der am "freien Markt" eben um 100,- DM brutto kostete. Ich halte das nicht für sooooooo übertrieben. Den soooooooo viele dieser (damals ja allesamt noch echten) Münzen waren seinerzeit nicht mehr im Lande. Erst INKLUSIVE der hunderttausende "Hausmänner" wurden die (wieder) zu de facto Bullions. Vergiß das nie! ;)
    (Ist übrigens bei anderen NPs auch so, nur daß die NPs da eben "ganz offiziell" sind: Mexikaner, Dukaten, Vrenelis, frz. Mariannes, Sovereigns, ...)

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