20 Mark Baden 1872 - ist die echt?

  • Moin,
    Mich würde mal interessieren ob die abgebildete Münze echt ist? Was glaubt ihr? Gewicht 7,94 und Durchmesser 22,5 mm. Ich meine gewisse Abweichungen zu erkennen, die allerdings auch noch in der Norm sein könnten!? Vor allem ist mir aufgefallen, daß Exemplare mit noch deutlicheren Auffälligkeiten (v.a. 10 Märker) als garantiert echt angeboten/verkauft werden.
    Danke.

  • Die Münze ist echt, allerdings hat sie nur den Erhaltungsgrad "schön" (abgenutztes Wappenschild etc.). Dies ist halt eine typische Umlaufmünze zu Beginn des Kaiserreiches, welche durchaus mal runterfallen darf ohne einen Wertverlust zu erleidigen. Typisch ist auch die Rändelung, tief eingestanzt und in einer Höhe. Bei Fälschungen ist die Randschrift häufig flach, teilweise tanzen die Buchstaben auch (manuell in unterschiedlicher Höhe geändelt, statt maschinell).


    Generell sollte zu denken geben, daß zu Beginn des Kaiserreiches sehr viele Goldmünzen umliefen. Und dann nach und nach durch Papiergeld ersetzt wurden. Nur so konnte die damals immer größere Staatsverschuldung u.a. wegen der Aufrüstung finanziert werden.
    Das Gold wurde dann vom Staat bzw. der Zentralbank für den bevorstehenden Krieg gehortet.

  • reinhard Köln oder wer sich da auskennt:


    wusste die Reichsbank schon vom kommenden Krieg?


    Oder hat sie einfach das bessere Geld laut Greesham einbehalten?


    Laut Geschichtsschreibung war erst der Fenstersturz eines österreichischen Prinzen die Ursache des Krieges


    Wobei zuviel Nationalismus Krieg begünstigt


    Vielleicht ist es ganz klug Nationalismus auf Fussballstadien zu begrenzen :thumbup:

  • Lieber Kroesus,


    bereits ab 1890 warnte Georg von Sachsen-Meiningen vor dem kommenden "großen Krieg" und das Deutschland dabei maximal den status-quo halten könne. Rein formal, aber nur rein formal, war das Deutsche Kaiserreich ein Bundesstaat von gleichberechtigten Fürstentümern bzw. freien Städten. Tatsächlich war es Willy II aber völlig egal, was ein Fürst in Meiningen von sich gab. Und zügig das Flottenwettrüsten mit England forcierte, was zu einer immer weiteren Verschuldung und Inflation führte.


    Der Goldbestand der Reichsbank betrug 1890 513,6 Millionen Mark, 1900 570,7 Millionen Mark, 1910 777,8 Millionen Mark, 1913 1067,6 Millionen Mark und am 31.Juli 1914 1253,2 Millionen Mark. Zusätzlich standen bei Kriegsausbruch die im Juliusturm eingelagerten 120 Millionen Mark in Gold zur Verfügung. Im Juli 1913 wurden zusätzliche 120 Millionen in Papierscheinen ausgegeben und 85 Millionen in Gold eingezogen, diese Münzen wurde als Goldreserve des Reiches zurückgelegt. Die zusätzlichen 35 Millionen Mark, also eine Erhöhung der Geldmenge, verstärkten die Inflation. Es war damals selbstverständlich, dass Warenlieferung im Kriegsfall aus dem neutralen Ausland mit Gold bezahlt werden mussten. Und insofern kann man das deutliche Aufstocken der Goldreserven als Kriegsvorbereitungen deuten. Zudem gibt es Aussagen, daß ein Teil der Goldreserven der Reichsbank absichtlich in britischen Sovereigns gehalten wurde. Das britische Pfund, die damalige Weltleitwährung, sollte ermöglichen in neutralen Ländern unauffällig zu bezahlen.


    Spätestens seit der Marokkokrise von 1911 zeichnete sich auch in Öffentlichkeit der kommende Krieg ab. In weiss von Leuten im Böhmerwald, die im Frühjahr 1914 sagten: Dies Jahr geht es los! Ob dies auch den Reichsbänkern klar war, was Landwirt Sepp schon lange wusste kann ich Dir nicht beantworten.


    Freundliche Grüße
    Reinhard

  • Auch die 20 Mark Hamburg ist echt. Die etwas schräge Randschrift kommt von der Rändelungsmaschine. Nicht immer sind die Randschriften zentriert am Rand. Kommt häufiger vor. Gutes Unterscheidungsmerkmal von Fälschungen sind die Buchstaben, die z.B. aus dieser Line fallen "tanzen", d.h. Buchstaben sind zueinander etwas versetzt. Aber auch hier passt alles.


    mfg

  • Kopfschüttel, Kopfschüttel...


    Die Münzen des Kaiserreiches waren noch echte Umlaufmünzen, entsprechend haben die zum Teil auch ordentlich Kratzer. Wir haben es hier nicht mit hochsterilen (Farb-) münzen von den Jungferninseln und Co zu tun, die in noch nie "ihrem Heimatland" waren und dort als Zahlungsmittel völlig unbekannt sind. Dafür aber die Geldbeutel von Prägestätten in der Schweiz und deren Vertriebsorganisation füllen.
    Wenn Du original Sachsen-Meiningen in dieser Erhaltung hast, dann zahle ich gerne deutlich mehr als den Goldpreis :)

  • Das ist mir schon klar... Kaufe selber fast nur Goldmark, Sovereign und LMU... Leider sind beide Münzen keine "Sachsen-Meiningen" 20er. Insofern bleibe ich dabei: Materialwert, mehr nicht. Die Erhaltung ist "schön", also nicht mal ss. Insofern ist es egal ob Fälschung oder nicht - wenn es wirklich Gold ist. Falls du das anders siehst: Kopfschüttel, Kopfschüttel.

  • Ich dachte an eine NP weil mir die Kopfseite zu gut erhalten schien...wie dem auch sei, das günstigste Händlerangebot für als ss bezeichnete Stücke liegt bei 415 Euro wobei sich der Preis auf 1872/73 bezieht und man wohl die häufigere 1873 bekommen würde. Ansonsten habe ich eine Auktion gefunden wo eine 1872 in ähnlichem Zustand bei Ebay für ca. 405 wegging. Nach oben gibts kaum Grenzen bei den weiteren Händlerangeboten, teilweise ohne Foto, mehr so mit Beispielbildern... Ich könnte auch Fotos machen wo die besser bei wegkommt und bevor ich sowas zum Spot hergebe würde ich die eher mit ins Grab nehmen. Selbst die Fälschung wird schon für über 400 angeboten! Ich bin kein Numismatiker, aber Fälschungen kommen mir nicht ins Haus!

  • Hallo elpollo,
    alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Ohne Zweifel hat deine Münze die Erhaltung "schön", wer die neueste money-trend zur Hand hat möge deren Bewertung dort nachsehen. Auf der Titelseite das Hauptthema und zwar das Gold des Kaiserreiches wieder gefragt ist. Im Bewertungsteil werden dann tatsächliche Verkaufskurse aus deren Datenbank aufgeführt, bitte nachsehen.
    Über die Gründe warum es so ist, lässt sich streiten. Meiner Meinung ist es eine Mischung aus folgendem:
    - Etwa 300 bis 350 Euro pro Goldmünze respektive 20 Markstück können die meisten hinlegen, dies war vor Jahren auch der Preis einer Goldunze. Die Einkommen haben in den vergangenen Jahren nicht so zugenommen, die Neben- und Lebenshaltungskosten aber schon. Insofern ist frei verfügbares Geld knapp.
    - Die 10 Markstücke z.B. von Bayern und Württemberg sind in den letzten Jahren kaum gestiegen, zumindest im Vergleich zu den 20 Markstücken. Dies deute ich so, daß eher Gold als Sammerstücke gefragt sind.
    - Geschichtsmorhologisch zeigt sich das die Deutschen mit einem System sehr lange Geduld haben. Aber wenn es dann bricht, das richtig und sehr schnell. Vom Matrosenaufstand 1918 bis hin zu Leipzig 1989. Auch jetzt stehen wir wieder vor einem Epochenwechsel, auch wenn in den Massenmedien Randthemen hochgespielt werden. Und dann gibt es eine Rückbesinnung auf wirkliche Werte. Und so ein 20 MarkStück hat noch nie seinen Wert verloren. Zugegeben in den vergangenen Jahrzehnten schwankte es im Wert, aber es wurde nie wertlos. Zum Vergleich möge man einen Geldschein vom Kaiserreich, der Weimarer Republik oder der DDR in die Hand nehmen. Die bekommt man heute für Kleinstbeträge bei e****. Und mit den Eurobanknoten wird es auf lange Sicht genauso sein!
    Freundliche Grüße
    Reinhard

  • Ohne jetzt alles durchgelesen zu haben: Die Erhaltung ist immer eine Streitfrage, der eine bewertet strenger, der andere nicht so streng. Es gibt kein richtig oder falsch. Meiner Meinung nach ist das Stück noch ss, auch wenn man durch das abgegriffene Brustschild eine schlechtere Erhaltung geben kann. Mein Maßstab sind Saalauktionen, hier würde die Münze ebenfalls ein ss bekommen, wenn ich mir die Bilder vergleiche.


    Es ist ein historisches Stück, da darf man den Umlauf auch etwas sehen. Finde ich zumindest um einiges interessanter, wie die modernen Sammlerprägungen in PP, die vom Anschauen schon fast einen Kratzer bekommen. Auf jeden Fall ist das Stück sammelwürdig. Es wird auch etwas über den Goldpreis gehandelt. Für mich macht es schon einen Unterschied, ob ich eine Fälschung oder ein Original besitze, denn eine Fälschung eines auflagenstarken Stückes ist für mich uninteressant. Wenn ich zum gleichen Preis ein Original kaufen kann, weiß ich was ich kaufe.


    mfg

  • Rambo: Ganz meine Meinung!
    elpollo: Welcome Friedrich! :thumbup:


    Ich habe eher ein Problem mit Münzen des KR in VZ, da ich dann eher davon ausgehe, dass es sich um NP handelt.
    Mittlerweile weiß man schon in etwa, wo man hingucken muss - bei den wirklich guten NP bleiben aber Zweifel.
    Ich habe noch einen Bayern (74 oder 76? ), der mir zu gut erscheint. Dürfte ich den an dieser Stelle mal zur
    Begutachtung zeigen?

    „Irgendwo in dieser Stadt stand eine Maschine und erbrach Tag und Nacht Papier über der Stadt. ‚Geld‘ nannten sie es. Sie druckten Zahlen darauf, wunderbare glatte Zahlen mit vielen Nullen, die immer runder wurden. Und wenn du gearbeitet hast, wenn du dir etwas erspart hast auf deine alten Tage – es ist alles wertlos geworden: Papier, Papier und Dreck.“ (Hans Fallada, „Wolf unter Wölfen“)

  • soll ich den Scan mal reinstellen?


    wäre interessant zu erfahren aus welcher Werkstatt der stammt, Feingehalt könnte sogar etwas mehr sein


    Randinschrift sieht auch gut aus


    wer hat diese 'Nachprägungen' hergestellt?

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