Silber: Grenzen bei physischem Besitz

  • Moin.


    Ich möchte ein paar Erfahrungen teilen bzgl. der Grenzen beim Besitz von physischem Silber. Wie jeder Markt hat auch der Silbermarkt eine gewisse Liquidität, die bestimmt, in welchen Größenordnungen Käufe und Verkäufe praktikabel sind. Hier ist klar zu unterscheiden zwischen dem Großhandelsmarkt über Terminbörsen und dem Markt für Retail-Produkte. Mit Retail-Produkten meine ich Größen und Formen von Silber, die für Privatanleger gedacht sind. Das sind im Grunde alle Stückelungen die unterhalb der Großhandelsmarkt-Standards liegen, also Münzen und Barren unter 31kg good-delivery LBMA Standard. In der Praxis begrenzt sich das auf Münzen und 1kg Silberbarren, da die Zwischengrößen 5kg und 15kg absolute Exoten sind.


    Nun gibt es für Retail-Produkte einen illustren Markt quer über alle Bereiche. Von Sammlerstücken bei historischen kleinen Barren über die verschiedensten Münzen mit untergeordneter Bedeutung des Metallwertes - inklusive gängigen Bullion Silbermünzen, die im Preis zu großem Teil von Präge- und Logistikkosten abhängen.


    Keines dieser Retail-Produkte eignet sich als Kapitalanlage in nennenswertem Umfang. Denn es gibt einfach zu wenig Liquidität, um über kleinere Haushaltsmengen hinaus in den Besitz solcher Retail-Produkte zu kommen, oder sich vom Besitz wieder zu trennen. Der Weg über Händler ist bei physischem Silber bekanntlich extrem teuer, da die Differenz zwischen An- und Verkauf mit schnell einmal 20% einfach zu hoch ist.


    Jede Investition über >100 TEUR bei physischem Besitz ist kaum liquide handelbar, ohne die 20% Transaktionskosten beim Händler zu akzeptieren. Ich habe trotz guter Vernetzung im Edelmetallmarkt etliche Wochen bei substanziellen Preisnachlässen gebraucht, um 1kg Silberbarren für ein paar hundert TEUR zu liquidieren. Und ich bin immer noch auf der Suche nach Käufern knapp über Ankaufskursen der Händler.


    Das ist eine katastrophale Ausgangslage für ein Investment, dessen Befürworter gerne einen Geld-Charakter hervorheben, obwohl es weiter wohl vielmehr Industriemetall ist. Gold hingegen ist auch aus physischem Besitz in größeren Mengen liquide handelbar, weil die Transaktionskosten bei Händlern gering sind.


    GG

  • Ja, umso höher der Spread, desto schwieriger ist es matürlich Gewinn zu machen. Deshalb habe ich auch keine Platin-Münzen. Und Silber habe ich seit Erhöhung der MwSt. auch nur noch in homöopatischen Mengen erworben. Diese Metalle halte ich primär MwSt.-frei bei einem Dienstleister mit Lagerung im Zollfreilager.

    „Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann, wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang."
    Carl J. Burckhardt

  • Genau. Aber Zollfreilager ist kein Besitz. Sondern nur Eigentum. Mir geht es darum einmal aufzuzeigen, dass Besitz von physischem Silber keine ernsthafte Kapitalanlage darstellt. Weil es nicht geeignet ist für Investitionsgrößen über Kleinanlagen hinaus.


    Schön anzusehen ist es trotzdem. Und ich erfreue mich an vielen historischen Barren als Liebhaberei.

  • Zollfreilager entspricht halt nicht der reinen Lehre, vereinfacht das Investment und den Verkauf jedoch ungemein. Andererseits hast Du aber auch laufende Kosten, hat man aber beim Schließfach oder einem entsprechenden privaten Tresor auch (dann eben die Investition eben nur einmal).

    „Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann, wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang."
    Carl J. Burckhardt

  • Und ich erfreue mich an vielen historischen Barren als Liebhaberei.

    Biete die doch mal an [smilie_blume]

    „Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann, wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang."
    Carl J. Burckhardt

  • Also: was ist die Alternative? Zollfreilager oder Lagerhaus? NIE im Leben. Da kommst Du nicht mehr dran, wenn Du das Metall (und nicht das Geld) brauchst. Dann hast Du nahezu 100 % Verlust.


    Erstmal: bei 100K geht man nicht 100 % in Silber. auch nicht bei 1.000 K.


    Es sei denn: man ist überzeugt, dass Silber Gold mehrfach outperformen wird und das so bald, dass man vorher nicht verkaufen muss. Muss man dennoch hat man sich verspekuliert. Gier frisst Hirn. War immer so.


    Wenn Du eine vernünftige Streuung zwischen Gold und anderen Edelmetallen hast, wirst Du stets zuerst Gold liquidieren (es sei denn eines ist wie eine Rakete abgegangen, sodass Du wegen Ratios umschichten willst), weil es am liquidesten ist. Der Rest juckt Dich dann ganz und gar nicht.



    Dass Gold entweder hauptsächlich Schmuckmetall und Luxusgut (bei ausgebomten Preisen) oder überwiegend Geldmetall (wie derzeit, bei recht hohen Notierungen) ist, Silber einen Zwitterstatus zwischen Industriemetall (bei niedrigen Notierngen) und Geldmetall (bei hohen Notierungen) hat, weiß jeder, der sich gut informiert hat. Und das Platin und andere PT-Metalle zu 100% Industriemetall sind (wenn auch mit rekativ hoher Wertdichte) muß man auch wissen, wenn man sowas kauft.


    Dann ergeben sich - je nach Größe des Vermögens, Erfahrungszeitraum mit Edelmetallinvestitionen und Kenntnis. und Erwartungsstand sowie Zeitpräferenzen - der für jeden EM-Käufer optimale Mix.



    Katastrophal wird es immer nur dann, wenn man nicht weiß, was man tut und dann noch alle Eier in ein Nest legt, weil man mehr erreichen will, als man kann und / oder weiß. Das das schief geht, das liegt dann in der Natur der Sache.

  • Ja, umso höher der Spread, desto schwieriger ist es matürlich Gewinn zu machen. Deshalb habe ich auch keine Platin-Münzen. Und Silber habe ich seit Erhöhung der MwSt. auch nur noch in homöopatischen Mengen erworben. Diese Metalle halte ich primär MwSt.-frei bei einem Dienstleister mit Lagerung im Zollfreilager.

    Steuern steuern. Das tun sie wunderbar. Und erfüllen, was Edelmetalle angeht, so ihren eigentlichen Zweck: Leute aus nicht genehmen Direktinvestitionen fern zu halten.

  • Mir geht es darum einmal aufzuzeigen, dass Besitz von physischem Silber keine ernsthafte Kapitalanlage darstellt.....

    Würdest Du das über Aktien (ausgenommen: effektive Stücke), Anleihen und sonstigen festverzinslichen "Anlagen" behaupten, wäre ich geneigt, Dir zuzustimmen.


    Ob eine Kapitalanlage wirklich "ernsthaft" war, merkst Du dann, wenn Währungen zerbrechen. Natürlich wird es dann für Geldwertanleger und Anleihenbesitzer "ernst". Eben weil deren Anlagen nicht wirklich seriös sind.


    Genau aus diesen und anderen Gründen kaufen Menschen ja Edelmetalle, die sie auch besitzen wollen.


    Eigentum ist nur ein Recht/Anspruch. Ohne dinglichen Besitz an der Sache ist es, wenn´s drauf ankommt, nichts wert. Es sei denn, Du kannst es selbst durchsetzen.

  • Alles in Ordnung.


    Aber Investitionen bewerten wir eben nach verschiedenen Kriterien. Allen voran: Renditeerwartung, Risiko und Liquidität. Es gibt zu Hauf Investitionen, die sehr illiquide und trotzdem attraktiv sind, weil Rendite- und Risiko Verhältnis zueinander passen. Das mag auch bei Silber immer mal wieder, ja nach Marktlage, stimmen.


    ABER: Die vermeintliche "Nahe-Geld-Eigenschaft" von Silber gibt es einfach nicht, oder nur bei Kleinstmengen. Institutionelle Anleger können den Terminmarkt nutzen und Privatanleger können mit kleinen Geldbeträgen ein bisschen Edelmetall-Duft schnuppern um etwas zum Anschauen zu haben. Kapitalanlage in physischen Silberbesitz geht auch, ist dann aber illiquide und erfüllt damit so gar nicht den Charakter von geld-nahen Eigenschaften.


    Ich fand es jedenfalls lehrreich, dass es Monate dauert, bis man ein paar hundert Kilo Silber verkauft bekommt - und auch nur mit deutlichem Preisnachlass.


    GG

  • Ich bin mir sicher, dass du Silberbarren "damals" schneller wegbekommen hättest, als das Stück um 300 € lag und nicht wie jetzt beim 3fachen.
    Dazu kommt der Huddel mit der Versandversicherung. Was damals gut in ein Paket ging, geht halt jetzt nur noch über Logistiker versichert....
    Silber ist für den kleinen Geldbeutel und dafür dann an viele Leute, was den Aufwand natürlich exorbitant steigert, da hast du recht!


    Aber angenommen, Silber steigt auf 100€, was schnell erreichbar wäre, und ein Barren kostet dann 3000+.....dann wird es spannend, weil den dann zB. auch Banken gerne wieder ankaufen werden...udn die Logistkkosten nicht mehr so ins Gewicht fallen.


    Auf die 100 warten hier viele, bei industriellem Mangel an Silber ne zeitlang bestimmt auch mehr möglich...oder nach ner Zombie-Ork-Apokalypse oder so.

  • Deswegen zweigleisig fahren, das Eine tun und das Andere nicht lassen, physisch & Zollfreilager.

    „Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann, wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang."
    Carl J. Burckhardt

  • Wäre in jedem Fall spannend, wie der Hamburger Kaufmann und die Berliner Schnodderschnauze miteinander geschäftlich klarkommen. Ich sehe da noch ein paar Hindernisse, aber ich bin ja auch nur außenstehend. [smilie_blume]

    „Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann, wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang."
    Carl J. Burckhardt

  • Warum JETZT die Motivation, 100 k€ Ag sooo schnell zu verbaumwollen?

    Generell ist die Frage natürlich schon berechtigt:
    WENN wir ein 1980er Szenario haben
    (seit Mitte der 1970er Jahre Anstieg des POS von ca. 5 USD auf gute 50 USD im Peak
    vgl. https://www.goldsilbershop.de/…oldpreis-silberpreis.html )

    --> würde heute wohl 150 oder 200 USD/€ entsprechen?!


    DANN geht es wirklich darum, die Gewinne SCHNELL zu realisieren = 50+ kg zum Höchstpreis zu verkaufen!


  • GOLD ist das Geld der Reichen und der Zentralbanken und solange u.a. die chinesische Zentralbank Gold aufkauft, wird es NIE wieder billig sein. Wie häufig habe ich schon gehört:
    Gold ist teuer. Gold ist zu teuer! Wenn es billig wird dann kaufe ich... :wall:


    ABER: Gold hat einen Nachteil. Sollte ein goldgedeckter digitaler Euro kommen (à la Keynes), dann könnte der Handel mit physischem Gold verboten werden.


    SILBER ist das Geld der armen Leute und günstige Silbermünzen bis circa 50 Euro gehen noch am selben Tag oder spätestens am Nächsten Tag beim Händler vor Ort weg. Aber Silber rechnet sich wegen der MwSt und des niedrigen Preises nicht für Händler...


    Wie sagte ein Händler: Verdienen tue ich nur an Gold und differenzbesteuerten Silber Philis (wennn Silber dann Philharmoniker!)

  • Ich fand es jedenfalls lehrreich, dass es Monate dauert, bis man ein paar hundert Kilo Silber verkauft bekommt - und auch nur mit deutlichem Preisnachlass.

    Servus,
    Natürlich nur wenn Du willst. Du wirst ja in den Verkaufsmonaten mehrere Verkäufe getätigt haben.
    Worin bestand der durchschnittliche Preisnachlas oder Aufpreis, bezogen auf den Spot in % ?
    Freundlich CARLOZ

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