Moin,
bevor man verzeihen kann, käme aus meiner Sicht zumindest das Eingeständnis derjenigen, hier Unrecht getan zu haben. Ohne jegliche Einsicht oder kritische Selbstreflexion dieser Menschen verspüre ich keinerlei Motivation, wieder auf diese zuzugehen, die mir ohne Skrupel geschadet haben. Als bösartig würde ich meine Haltung nicht bezeichnen, aber durchaus als fehlendes Mitgefühl für das selbst verursachte Leid. Dafür wende ich keine Kraft mehr auf. Geimpfte, die mich in Ruhe gelassen haben und meine Entscheidung akzeptiert haben, genießen hingegen meine volle Empathie und Mitgefühl. Somit hat das nichts mit ungeimpft versus geimpft zu tun, sondern mit dem Verhalten gegenüber anderen.
Grüße
Goldhut
Alles anzeigen
Ich kann deine Haltung verstehen, sie ist durchaus menschlich. Sie macht in meinen Augen jedoch keinen Sinn. Mit Verzeihen wirst du niemals den Anderen ändern, der dir etwas angetan hat. Verzeihen ist die Grundlage dafür, den eigenen Schmerz, der durch "Unrecht Anderer" verursacht wurde, zu heilen. Ein Arschloch ändert sich nicht wenn du ihm verzeihst, lediglich deine Gefühle die sein Verhalten verursacht hat, und infolgedessen den Schmerz den dies deiner Seele zugefügt hat, werden befriedet.
Durchaus hilfreich ist den anderen nicht als böse zu sehen. Niemand ist besser, niemand schlechter. Unser Handeln ist Produkt unseres Seins. Diejenigen die sich "schlecht" verhalten haben, habe dies aus Angst getan. Dass sie Angst haben, ist eine Folge von Erfahrungen auf Körper, Seele, Geist. Dass du keine Angst hast, unterliegt genaugenommen dem gleichen Prozess, nur dass du andere Erfahrungen gemacht hast. Unser weltliches Sein gibt uns die Möglichkeit, auf stofflicher Ebene Erfahrungen zu machen, welche der Verstand bewertet, was wiederum emotionale Spuren auf Seelenebene hinterläßt, welche unser künftiges Handeln in ähnlichen Situationen verursacht.
Zwiebelringe, die man um den verletzlichen Kern bildet, um mit den Geschehnissen umzugehen.
Und es ist infolgedessen wirklich notwendig, und Grundvoraussetzung für einen Wandel, dass wir verzeheihen. Denn ungeheilter Schmerz wird immer dazu führen, neue Schmerzen zu verursachen. Die unkritische Masse wird nicht weniger angstvoll agieren, wenn wir nicht in der Lage sind zu vergeben.
Um deinen Eingangssatz umzudrehen, es wird denjenigen, die dir Unrecht getan haben, wesentlich leichter fallen, dies einzugestehen, wenn du im Verzeihen bist. Nur so lässt die kritische Masse sich verändern, denn es liegt ja auf der Hand, dass die Anstrengungen sie in Angst zu halten nicht weniger werden.
Das bedarf auch gar keiner Kraftanstrengung, wie du sagst, es genügt in Liebe zu sein, was niemals Kraft kostet, sondern Kraft ist.
Und was das Mitgefühl angeht, es benötigen gerade die, denen du es nicht zu geben bereit bist. Friede sei mit dir, ist am wirkungsvollsten, wenn man es an diejenigen richtet, mit denen man nicht bereits in Frieden ist.
Sorry, soll nicht besserwisserisch klingen, ist nur meine aktuelle Denkweise, bis vor wenigen Monaten hätte ich dir wahrscheinlich vollumfänglich zugestimmt. Aber wenn wir Frieden wollen, müssen wir selbst den Kriegsmodus verlassen. Es gibt keine Feinde, wir sind eine Menschheitsfamilie. Alles andere ist Gehirngeficke, womit wir gegeneinander aufgehetzt werden, was nur dazu dient, die derzeitigen Machtverhältnisse aufrechtzuerhalten. Niemand würde sich mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft jagen, und möglichst viele "von den Unrechten" mitnehmen, wenn er auf sein Herz hört. Das Gehirngeficke dahinter, welches ihm 100 Jungfrauen im Himmel für seine Tat verspricht ist nunmal Blödsinn.