crimson: Darf ich dich fragen, wo du wohnst? Wenn das in Düsseldorf, Stuttgart oder München ist, dann bist du wohl nach dem was du da beschreibst, schon in dem Bereich, ab dem die Grünen verstaatlichen wollen. Sicher okay für dich als Linken, oder?
Ne, in die Stadt hats mich noch nie gezogen. Da hätte ich mir auch keine 5000 qm Grundstück leisten können. Und alles was mir sonst so vorstrebte. Ich habe ja mittlerweile ne kleine Farm, mit Gänsen, Enten und Hühnern, und im Frühjahr kommen noch Schafe dazu, und Nutztierhaltung in der Stadt ist eher schwierig. Die verbieten einem ja sogar mitunter, mit Festbrennstoffen zu heizen. Alleine das wäre ein K.O.-Kriterium. Ich heize ausschließlich mit Holz, unsere Gemeinde ist ringsum mit Buchen und Eichen eingesäumt. Hier ist die Welt noch in Ordnung, in die Stadt würden mich keine 10 Pferde bringen. Unser Gemüse beziehen wir (noch) vom befreundeten Bauern, der hier im Ort einen Naturlandhof hat - spätestens nächstes Jahr mach ich das auch selbst, Tiere halte ich selbst, zusätzlich kaufe ich hin und wieder ne Ziege, und vor 3 Wochen haben wir ein Schwein geschlachtet - selbstverständlich Hausschlachtung. Nen Brunnen hab ich auch, und um Stromtechnisch einigermaßen unabhängig zu sein, ein Dieselnotstromaggregat.
Du, ich habe zeit meines Lebens immer ganz vernünftig verdient, heute bin ich verheiratet und habe 3 Kinder, und gehöre somit zu denen, die man schont. Aber bis 2003 war ich unverheiratet, zu der Zeit noch bei einem IT Dienstleister angestellt, und ich hab damals richtig gut verdient, ich hab abgetreten ohne Ende, kannste mir glauben, beschwert hab ich mich nie, nicht weil ich für die, die es schlechter erwischt hat als mich. Nur den Sinn hab ich schon damals nicht verstanden, denn es hätte viel mehr Sinn gemacht, die Konsumentenschar nicht zu kastrieren, und stattdessen da zu fordern, wos im Überfluß vorhanden ist. Ich hab wie gesagt richtig gut verdient damals, so 3500 Euro netto warens für ne 4 Tage Woche immer, aber es war ne verdammt verlogene Welt. Deshalb hab ich den Scheiß 2007 hingeschmissen, war2 Jahre zu Hause und hab meine Hütte zum 2. Mal renoviert. Dach komplett runter, etwas aufgestockt, steileres Dach, Anbau, wasserführende Öfen damit die Wandheizung läuft. Und bis auf den Dachstuhl, Heizung und das Mauerwerk hab ich das Ding fast alleine gemacht, inclusive Lehmputz, fliesen, und was ausser dem Aufgezählten noch dazu gehört (ich hatte übrigens keine Kreditschwierigkeiten, sondern habe bewußt keinen Fließenleger geholt. Mein Onkel ist Fliesenleger und hätte das gerne gemacht, mein Vater ist Verputzer, und hat mir geholfen, aber auch hier wollte ich selbst etwas zu beitragen, meine Energie da reinstecken, selbst etwas schaffen, mit meinen Händen. Mein LEben in die Hand nehmen, selbständig handeln, generell möchte ich etwas Eigenverantwortung in mein Leben bringen, mehr und mehr mit eigenständigem Handeln mein Leben bestellen, als mit dem Bündel Geld, das man am Monatsende bekommt alles zu regeln - weils ein gutes Gefühl gibt). Das würde ich mit dem Finger aus dem Arsch kriegen bezeichnen, denn ich hab mir in den letzten 10 Jahren, seit ich die Hütte gekauft habe echt den Arsch aufgerissen. Ich hatte diese feine Welt, in der alles zurechtgelogen wird, bis es hinten wieder paßt ziemlich satt. Und da ich selbst mal so drauf war, daß ich so unheimlich stolz auf Gewinne mit angelegtem Geld war, für das ich keinen Finger krumm gemacht habe, und für das andere, die weniger Glück hatten leiden müssen, so kann ich im Nachhinein nur sagen, dass ich das als ziemlich schief gewickelt empfinde.
Und, ob dus glaubst oder nicht, wenn das was ich besitze Reichtum ist, und ja, ich empfinde mein Leben als reich, dann sollen sie ruhig was nehmen. Allerdings empfinde ich mich heute weniger als reich, weil ich finanziell gut gepolstert bin, sondern eher, weil ich reich an leben bin.
Ich bin übrigens kein Linker, ich war aber immer ein Grüner. Natürlich sind die Grünen nicht mehr die Grünen der Zeit, als sie noch ne Randgruppe waren. Trotzdem sind sie mir allemal lieber als die richtig etablierten. Und für die Linken hege ich durchaus Sympathien, allerdings frage ich mich, warum du mich da einordnest, im Grunde bin ich doch nur für mehr Gerechtigkeit, bei der Verteilung des Wohlstandes, was letzten Endes doch auch den Reichen zu gute hätte kommen können. Denn man sieht ja wohin die einseitige Verteilung geführt hat. Die können von mir gerne noch was abziehen, wenn sie meinen daß es Sinn macht. Ich hab was ich brauche, und daß man mir als Arbeitendem, und ausreichend verdienendem so weit wie möglich in die Taschen greift, bin ich eigentlich gewohnt. Nur, meinte ich eigentlich damit, daß man von den richtig fetten Maden im Speck was holen sollte, und sorry, da hab ich nie dazugehört. Denn die hatten immer ausreichend Lobby und sind ungeschoren davongekommen. Und wer das gerecht findet, dem seis gestattet, ich steh da auf der anderen Seite, und erwarte aber trotzdem Respekt, und ich finde es ziemlich asozial, daß hier mancher gutsituierte andersdenkende mit Begriffen wie "SED Propagandaschergen" oder anderem bezeichnet. Aber weit erschreckender ist, daß diese üble Ausdrucksweise nicht selten mit einer asozialen Einstellung einhergeht, und die Menschen teilweise so daneben sind, daß sie andere auch noch als asozial bezeichnen.