Hier kann (könnte) sich jeder über das Annullationsverfahren (gemäss ICSID-Rules) informieren. Macht wahrscheinlich niemand.
Background Papers on Annulment | ICSID
https://icsid.worldbank.org/sites/default/files/publications/Background_Paper_on_Annulment.pdf
Im nachfolgenden Link sind die 168 Verfahren, wo ein Annullierungsantrag eingereicht wurde. Statistik hilft hier nicht weiter. Die meisten Anträge wurden abgelehnt. Von diesen 168 Verfahren sind 14 Verfahren, wo unter anderem auf Article 52(1)(a) of the ICSID Convention geklagt wurde: Das Tribunal war «nicht ordnungsgemäß konstituiert», indem einem Mitglied des Tribunals die Eigenschaften der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit fehlten.
https://icsid.worldbank.org/sites/default/files/publications/Annex_two.pdf
1 Verfahren wurde annulliert. Bei 12 Verfahren wurde Artikel 52(1) a abgelehnt. Und 1 (ein) Verfahren war erfolgreich und dem Annullierungsantrag wurde stattgegeben, und das Schiedsurteil wurde aufgehoben.
Bei den 12 (abgelehnten) Verfahren ging es vor allem um Folgendes:
- Mit der Ablehnung einer Diskqualifizierung (eines Schiedsrichters) im Haupt-Verfahren nicht einverstanden. Untauglicher Versuch auf diesem Wege.
- Mit einem Zwischenentscheid eines Schiedsrichters nicht einverstanden – und dann «Befangenheit» unterstellt.
- Mit dem Schiedsentscheid nicht einverstanden und Buchstabe a) im Annullierungsantrag auch noch erwähnt: Meistens reine «Vermutungen» ohne Beweise. Und in der Regel ein Nebenpunkt; wurde halt auch noch erwähnt.
Wie oben erwähnt: In 1 (einem) Verfahren wurde dem Annullierungsantrag statt gegeben:
https://icsidfiles.worldbank.org/icsid/ICSIDBLOBS/OnlineAwards/C3286/DS14433_En.pdf
Hier ging es darum, dass ein Schiedsrichter in seiner anwaltlichen Tätigkeit verschiedentlich die «Brattle Group» beauftragt hatte – und diese wiederum regelmässig einen Experten in verschiedenen ICSID-Verfahren zugezogen hatte. Dadurch gab es persönliche Kontakte zwischen dem Schiedsrichter (als Anwalt) und diesem Experten. Dieser Experte (und die Brattle Group) hat im monierten ICSID-Verfahren "mitgewirkt".
Es würde zu weit führen, hier auf die Vorbringen der Parteien und auf die Erwägungen des ad hoc Ausschusses einzugehen. (Könnte bei Interesse jeder selber nachlesen, siehe Link oben).
Nur soviel: Zuerst ging es darum, ob nachträglich Sachverhalte gerügt werden können oder nicht. Können gerügt werden, massgebend ist der Zeitpunkt, wo der Sachverhalt (für eine Drittperson) erfahren werden konnte (Sorgfaltspflicht).
Dann ging es darum, ob die Beziehung geeignet war (zwischen Schiedsrichter – «Brattle Group» und dem Experten) die Unparteilichkeit und Unbefangenheit eines Schiedsrichters in Frage zu stellen. Da es verschiedene Schnittstellen in mehreren Verfahren gab, hat der ad hoc-Ausschuss darauf erkannt, dass die «Unparteilichkeit» und «Unbefangenheit» nicht gegeben war – und der Schiedsspruch wurde aufgehoben. Klägerin war Spanien – gegen eine private Firma (Eisner).
Persönlicher Kommentar
Welche Erkenntnis können jetzt für unseren «GBU-Case» abgeleitet werden: KEINE. Statistisches hilft nicht. Beim GBU-Case braucht es dokumentierte und bewiesene Verbindungen zwischen den beiden Schiedsrichtern untereinander und vor allem zu LALIVE.
Ob hier reelle Chancen auf eine Annullierung bestehen kann erst beurteilt werden, wenn wir die Eingabe von Gabriel Resources an das Generalsekretariat ICSID sehen: «A copy of the Annulment Application will be made available on the Gabriel Resources website in due course.» Zu gegebener Zeit – was immer das heisst.
Aber da Gabriel Resources im NR vom 8.7.2024 die beiden Schiedsrichter namentlich erwähnt und öffentlich «beschuldigt» hat, kann davon ausgegangen werden, dass Beweise vorliegen müssen. Alles andere wäre verantwortungslos. Denn «falsche» Anschuldigungen könnte eine Straftat sein.
Und dann noch diese Aussage im NR: «angesichts der Bedenken hinsichtlich tatsächlicher und potenzieller Interessenkonflikte innerhalb des ICSID.» Das ist ein «Frontalangriff» auf die Integrität des ICSID, welcher ohne «stichhaltige Beweise» auch unverantwortlich wäre…
urai