Ist die Eurokrise vorbei oder nur verschoben?

  • Einige Statistiken bei Querschuesse.de haben mich nachdenklich gemacht. Wir haben uns jetzt die letzten zweieinhalb Jahre so an die Eurokrise gewöhnt, dass wir vielleicht erst verspätet merken würden, dass sie vorbei ist (oder zumindest das akute Stadium des drohenden Zerfalls der Eurozone hinter sich gelassen hat).


    Wie seht ihr das? Ist die momentane Beruhigung nur die Ruhe vor einem weiteren Sturm oder liegt das Schlimmste schon hinter uns?


    Hier ein paar Zahlen als Diskussionsgrundlage:


    Seit August 2012, als sich die Target2-Forderung der BuBa auf unglaubliche 750 Milliarden EUR beliefen, sind die Forderungen in den vergangenen Monaten kontinuierlich zurückgegangen. Aktuell liegen sie etwas über 650 Mrd. EUR - und der Rückgang von Dezember auf Januar ist groß:


    Zitat

    "Im Dezember 2012 sank die Forderung (positiver Target2 Saldo) um -59,454 Mrd. Euro zum Vormonat auf 655,670 Mrd. Euro"


    [Blockierte Grafik: http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2011/11/1a378-450x337.jpg] Quelle


    Ähnlich sieht es bei der niederländischen Zentralbank aus: von ca. 165 Mrd. EUR in der Spitze zurück auf knapp unter 120 Mrd. EUR. Die Verbindlichkeiten der italienischen Zentralbank gingen von knapp 300 Mrd. EUR zurück auf aktuell etwas mehr als 255 Mrd. EUR usw.


    Der Euro legte in der letzten Woche gegenüber dem Dollar zu und scheint in einem Aufwärtstrend angekommen zu sein:


    Zitat

    Die Schwarzseher wähnten sich im Recht. Allenfalls drei Monate, so orakelte der legendäre Investor George Soros im vergangenen Juni, blieben der Euro-Zone noch, um ihre marode Gemeinschaftswährung zu retten.


    Andere hielten das für vermessen – die Restlaufzeit des Euro sei wesentlich geringer als drei Monate, warnten sie. Damals schien nichts den rasanten Anstieg der Risikoaufschläge für spanische und italienische Staatsanleihen aufhalten zu können.


    Heute kann Mario Draghi spöttisch lächeln, wenn die Sprache auf diese Szenarien kommt. Seit Monaten haben die Untergangsapologeten Sendepause. Entgegen allen Kassandrarufen des vergangenen Jahres gibt es ihn noch, den Euro. Die gemeinsame Währungsunion ist nicht zusammengebrochen. Selbst Griechenland ist weiter Teil des Euro-Raums.


    http://www.welt.de/finanzen/ar…etter-auf-Lebenszeit.html


    Gold korrigierte von ca. 1800 USD Anfang Oktober 2012 auf aktuell 1663 USD (- 7,6 %). Silber korrigierte von knapp 35 USD auf aktuell 30,47 USD (- 12,9 %)
    Quelle - Gold Quelle - Silber


    Selbst der schweizer Franken konnte sich aus der umkämpften Wechselkurszone von 1,20 CHF/EUR auf 1,2182 verbilligen (+ 1,5 %). Andere "Hartwährungen" wie die NOK oder der CAD haben eine ähnliche Entwicklung hinter sich.
    http://www.comdirect.de/inf/maerkte/waehrungen.html


    Und an den europäischen Anleihemärkten herrscht schon seit Längerem Entspannung. Zweijährige Anleihen von Portugal rentieren gerade mal mit 3,48 %; spanische mit 2,13 % und italienische mit 1,36 %.


    Mehr Infos und Daten: http://pigbonds.info/


    Wie geht's weiter? Nur Ruhe vor dem Sturm, falls der USD in den nächsten Monaten (? ) weiter nachgibt und die Weltwirtchaft in eine Rezession stürzen sollte? Oder langsame Erholung, weil das Schuldgeldsystem durch das unbegrenzte Drucken von Geld bei den Zentralbanken nun doch die nächsten Jahre in die Verlängerung geht?

    In dubio pro aurum
    Um zu erfahren, wer über dich herrscht, finde heraus, wen du nicht kritisieren darfst. (Voltaire)

    Einmal editiert, zuletzt von Argus ()

  • Welche grundlegenden Veraenderungen (und damit schliesse ich Wechselkurse incl XAU und XAG aus, siehe den Artikel von niederbayer) oder Verbesserungen hat es gegeben? Wieviele neue zusaetzliche Arbeitsplaetze in der freien Wirtschaft gibt es jetzt in Europa? Wie viele Hartz4ler haben seit kurzem einenzu 100% bezahlten Job in der freien Wirtschaft und haengen nicht mehr vom Steuerzahler ab?


    Klingt zwar pessimistisch, aber der Kesseldruck steigt und das Manometer wird taeglich manipuliert um die Bevoelkerung ruhig zu halten.
    Das einzig Positive:
    http://deutsche-wirtschafts-na…entwarnung-in-euro-krise/
    Also koennte es doch besser werden :thumbup:

  • dort befindet sich die Schuldenkrise, gelöst ist doch garnichts nur Zeit wurde erkauft.


    Bei 12 % bzw. knapp 19 Millionen Arbeitslosen in der EU (Tendenz weiter steigend) kann mir keiner erzählen das die Krise gemeistert ist.


    Ach, übrigens hat MAN heute für 6 Monate Kurzarbeit für 5000 Beschäftigte angekündigt, nur mal so am Rande.

    ,,Nicht was wir sehen, wohl aber wie wir sehen, bestimmt den Wert des Geschehenen'' Blaise Pascal

  • Diesen Artikel fand ich interessant: "Investor Gundlach: 2013 kommt die weltweite Deflation"


    http://deutsche-wirtschafts-na…es-eine-starke-deflation/


    Bedeutet doch: solange keine Gefahr einer (Hyper-)Inflation droht, können die Zentralbanken weiter Geld schöpfen und an die Player im Markt zu Nullzinsen "verschenken". Die Frage nach Sicherheiten ist zunächst sekundär, da die EZB in der Vergangenheit hier bereits sehr kreativ gewesen ist. Dadurch könnten die Kurse an den Börsen gestützt und die Anleihezinsen für europäische Staatsanleihen niedrig gehalten werden. Zumindest für einige weitere Jahre.


    Ich glaube auch nicht, dass die Krise langfristig gelöst ist. Die Widersprüche im Schuldgeldsystem und den aufgehäuften Ungleichgewichten werden m. E. irgendwann eine Korrektur erzwingen. Aber das kann ja noch ein paar Jahr(zehnte? ) dauern? Der realexistierende Sozialismus hat es auch länger geschafft, als viele zu Beginn gedacht haben. Und erst als keiner mehr damit rechnete, brach das System innerhalb weniger Monate zusammen.

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  • Geh mal in Dich und reflektiere, ob Du Dir da nicht etwas schön reden willst, Zu welchem Behufe auch immer. :hae:

    Demokratie ist die Diktatur der Dummen (Friedrich von Schiller)
    Das Grundprinzip der Parteien-Demokratie ist, die Bürger von der Macht fernzuhalten (Michael Winkler)
    Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird von ihr überrollt werden. 8o
    Wer Banken sein Geld überlässt, macht sich mitschuldig :!:

  • wie die Welt dazu kommt, dise korrupte politische Kaste, welche die eigenen Bürger der EU ausplündert zum Wohle der Hochfinanz um Goldman Sachs als Europas ELITE zubezeichnen. :hae: Das sind doch im Grunde alles Verbrecher und Insolvenzverschlepper, wie im falle Athens, Zypern, ach eigentlich der ganzen PIIGS. :cursing:

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  • wie die Welt dazu kommt, dise korrupte politische Kaste, welche die eigenen Bürger der EU ausplündert zum Wohle der Hochfinanz um Goldman Sachs als Europas ELITE zubezeichnen. :hae: Das sind doch im Grunde alles Verbrecher und Insolvenzverschlepper, wie im falle Athens, Zypern, ach eigentlich der ganzen PIIGS. :cursing:


    Soviel hochverdichtete kriminelle Energie ist schon wieder elitär. Das bringt nicht jeder.


    Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe. Frei nach Wilhelm Busch

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    Das Grundprinzip der Parteien-Demokratie ist, die Bürger von der Macht fernzuhalten (Michael Winkler)
    Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, wird von ihr überrollt werden. 8o
    Wer Banken sein Geld überlässt, macht sich mitschuldig :!:

  • wie die Welt dazu kommt, dise korrupte politische Kaste, welche die eigenen Bürger der EU ausplündert zum Wohle der Hochfinanz um Goldman Sachs als Europas ELITE zubezeichnen. :hae: Das sind doch im Grunde alles Verbrecher und Insolvenzverschlepper, wie im falle Athens, Zypern, ach eigentlich der ganzen PIIGS. :cursing:


    ELITE ist heutzutage ein Schimpfwort.



    Und ja die Krise ist eindeutig vorbei (welche Krise, wir haben Vollbeschäftigung, keine Schulden, nur Super Politiker etc.) :D

  • Argus, die haben lediglich die Methoden geändert. Schau mal, was im Zusammenhang mit der franz. Insol....... verschl....... alles so unter der Decke raschelt..... das hört sich nicht gut an..... allerdings wirds in anderen Ländern noch erheblich schlechter gehen (keine Ahnung was für Leichen die Chinesen da vor sich hinschleppen..... aber die riesigen, leeren Städte sind schon gruselig und die von Hochhäusern springenden Arbeitssklaven auch)..... Ach und im Zusammenhang mit Indien habe ich kürzlich im GELBEN so richtig "appetitliche" Fotos über Müll, hygienische Zustände, Leichenreste...... ganze Felder voller Kot usw. gesehen....... dass mir jegliche Reiselust vergangen ist..... Schätze, dass die EU immer noch ne Insel der Seeligen ist...... trotz und alledem....

  • naja, die Franzosen haben mal wieder schnell einen kleinen Krieg angefangen,
    damit kann man immer ganz gut vonanderen Problemen ablenken.


    Und da es ja gegen "den Terrorismus" geht,
    kann niemand dagegen sein.


    Dass die Franzosen einfach nur Sch... haben könnten,
    dass die bösen Islamisten, wenn sie in Mali fertig sind,
    in den Niger eindringen könnten,
    wo Frankreich den allergrößten Teil seines Urans herbekommt-
    das habe ich in unseren investigativen Medien
    bisher noch nicht gehört...

  • „Es gibt keine Euro-Krise“ – Der unglaublich naive Euro-Kommentar des DIW-Präsidenten (1)
    Das renommierte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, ältestes und mit ca. 250 Mitarbeitern größtes der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, hat seit Februar einen neuen Präsidenten: Marcel Fratzscher, 42 Jahre jung und sympathisch.


    Dem aktuellen Wochenbericht Nr. 15 des DIW fügte der neue Institutschef auf der letzten Seite noch einen Kommentar zum Euro hinzu, den tags zuvor bereits die „Zeit“ veröffentlicht hatte. Diese „Euro-Analyse“ des DIW-Präsidenten ist an Naivität kaum zu überbieten.


    Der „Zeit“-Artikel vom 9. April 2013 trägt die Überschrift: „Es liegt nicht am Euro!“ und fährt dann fort, viele Deutsche machten den Euro für die Krise verantwortlich, eine neue Partei wolle ihn gleich abschaffen. Indes: „Sie irren alle.“ Im hauseigenen Wochenbericht spitzt der frischgebackene Institutsleiter den Titel seines Kommentars noch zu: „Es gibt keine Euro-Krise.“


    Damit Sie die ganze Tragweite des Unfugs verstehen, den der – wie gesagt: sympathische – DIW-Präsident da von sich gibt, hier kurz die Vorgeschichte.


    Nach allerlei unrühmlichen Querelen um den ehemaligen, Anfang 2011 zurückgetretenen Institutsleiter Prof. Zimmermann sollte durch eine sorgfältige Auswahl eines geeigneten Präsidenten ein umfassender Neuanfang beim DIW sichergestellt werden. Eine Findungskommission unter Leitung von Prof. Bert Rürup, gleichzeitig Vorsitzender des letztlich entscheidungsbefugten Kuratoriums, wurde mit der Suche nach geeigneten Kandidaten beauftragt. Gesucht wurde „ein forschungsstarker Makroökonom, der sich rege an der wirtschaftspolitischen Debatte beteiligt, zudem einige Erfahrung in der Politikberatung besitzt und weiß, wie man ein großes Forschungsinstitut leitet“ (Financial Times Deutschland). Der sollte dem zur Leibniz-Gemeinschaft gehörenden, zu gleichen Teilen aus Bundes- und Landesmitteln finanzierten Institut „zurück zu altem Glanz verhelfen“.


    Im Sommer letzten Jahres schlug die Findungskommision den jüngsten aus einer Gruppe von fünf hochrangigen Kandidaten vor: den damals 41-jährigen Makroökonomen Marcel Fratzscher. Der hatte nach dem Studium in Kiel, Oxford und Harvard kurze Zeit für die Weltbank, einige Jahre für das renommierte Peterson Institute for International Economics (Washington) und seit 2001 für die Europäische Zentralbank (EZB) gearbeitet, wo er seit 2008 die 24-köpfige Abteilung für internationale wirtschaftspolitische Analysen leitete. Prof. Rürup damals: Der für den DIW-Chefposten vorgesehene Ökonom sei ein „hervorragend ausgewiesener Wirtschaftswissenschaftler“, von dem „Impulse für die theoriegeleitete und empirisch fundierte Politikberatung zu erwarten“ seien. (Spiegel Online)


    Ausschlaggebend sei jedoch gewesen, wusste die FTD, dass Fratzscher „nicht nur in der politischen Krisendebatte mitmischen könne, sondern auch einen enormen Ausstoß an Forschungspublikationen habe.“ Der junge “Karriere-Ökonom” sei „extrem ehrgeizig“ und „einer der forschungsstärksten Ökonomen im deutschsprachigen Raum – und das mit Anfang 40.“ Näheren Aufschluss darüber gibt dessen Wikipedia-Eintrag: „Beim Handelsblatt Ökonomen-Ranking 2010, das die Forschungsleistungen von ca. 1.500 Ökonomen an der Qualität ihrer Publikationen seit 2005 misst, wird er auf dem fünften Platz geführt.“


    Angesichts dieser Meriten war die Bestätigung durch das DIW-Kuratorium nur noch Formsache, und der designierte Institutschef erklärte den Medien alsbald seine Vision von der zukünftigen Ausrichtung des Wirtschaftsforschungsinstituts: er wolle es zu einer „Denkfabrik“ machen, die eine „Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Wirtschaftspolitik” wahrnehmen könne. Man wolle wirtschaftspolitische Entscheidungen mit vorbereiten – durch den Standort Berlin sei man schließlich nah dran an der Politik.


    Bald interessierten sich die Medien auch für inhaltliche Positionen des zukünftigen DIW-Präsidenten. Anfang August 2012 erklärte er der FAZ, angesichts der unterschiedlichen Interessen in Europa fehle es an „einer gemeinsamen, langfristigen Vision“. Stattdessen gebe es „viele unterschiedliche Visionen und Meinungen, wie Europa in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aussehen sollte.“ Dies verhindere, „dass wichtige gemeinsame Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden.“ Man brauche mehr Integration und einen Souveränitätsverzicht der nationalen Staaten. Wirtschaftspolitische Entscheidungskompetenzen müssten auf die europäische Ebene verlagert werden – allesamt Forderungen, die auch von zahlreichen Politikern seinerzeit gebetsmühlenartig wiederholt wurden.


    War es aber nicht bereits damals ein wenig naiv, angesichts der nun einmal bestehenden gravierenden Interessenunterschiede zwischen den europäischen Staaten einfach eine gemeinsame langfristige Vision anzumahnen?


    Stellen Sie sich vor, einer unserer Gesundheitsminister hätte vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Interessenlagen der Akteure im Gesundheitswesen deren fehlende gemeinsame Vision beklagt. Selbst Philip Rösler wäre das nicht eingefallen, als er diesen Job noch hatte. Oder nehmen Sie den Albtraum Energiewende, der sich ausschließlich in Deutschland abspielt: Länder gegen Bund, Stromkonzerne gegen Bürgerinitiativen, Altmeier gegen Rösler. Und wenn der schwergewichtige, ebenfalls sympathische Umweltminister einen gemeinsamen „nationalen Kraftakt“ fordert, lächeln alle nur müde. Nein, die Nase vorn haben die unterschiedlichen Interessen.


    Oder, angesichts der gemeinsamen Schreckensvision doch wirklich plausibel: Wie kann es sein, dass sich die Staaten dieser Welt vor dem Hintergrund der unserem Planeten drohenden Klimakatastrophe nicht endlich auf gemeinsame klimapolitische Ziele und Positionen einigen, anstatt sich von einem ergebnislosen Klimagipfel zum nächsten zu hangeln? Alle wissen doch was droht – und gerade die USA und China, die größten Blockierer, werden zunehmend von klimabedingten Naturkatastrophen heimgesucht. Und trotzdem gehen ihnen kurzfristige nationale Interessen vor, während die langfristig orientierte Vernunft das Nachsehen hat. Höchst bedauerlich, aber so sind sie – die Leut’, die Politiker, und die Staaten. Die Politiker schon systembedingt wegen der bei den nächsten Wahlen vorzuweisenden Erfolge.


    Was also lehrt uns das Leben? Jedem Staat ist sein Hemd näher als der Rock des anderen – Vernunft hin, Nachhaltigkeit her. So ist es auch in Europa, wir erleben es täglich. Eine gemeinsame Vision, wie die der angeblich friedenssichernden Funktion des Euro, denn schließlich habe man im letzten Jahrhundert noch blutige Kriege gegeneinander geführt – das ist etwas für pathosreiche Sonntagsreden, deren Wahrheitsgehalt kaum geprüft wird.


    Derart allgemeine Visionen mit hehren Zielen scheitern indes meistens an der nüchternen Wirklichkeit. „Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen“ ließ Schiller seinen Wallenstein sagen. „Was unter dem hochtrabenden Begriff der ‘Vision’ entstanden ist, hat sich durchwegs als Luftschlösser und Kartenhäuser erwiesen, die beim ersten wirtschaftlichen ‘Wind’ zusammengebrochen sind“, ist die Schlussfolgerung des angesehenen Wirtschaftswissenschaftlers Fredmund Malik. Und unser aller kluger Helmut Schmidt sagt einfach: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“


    Wie wir mittlerweile wissen, wurde der Euro offenbar im wesentlichen von Francois Mitterand durchgesetzt, einem dieser bevorzugt in weiträumigen historischen Dimensionen denkenden Politiker. Die Entwicklung zeigt, wohin es führt, wenn weitreichende Visionen, die immer auch etwas von Wunschträumen an sich haben, die Politikziele vorgeben, ohne nüchterne Berücksichtigung der realen Verhältnisse, Interessenlagen und Risiken.


    Die Vision eines geeinten Europas mit einer gemeinsamen Währung konkretisierte jeder für sich in einer anderen Weise. Alle hatten ihre ganz eigenen Hintergrundvorstellungen. Die Nordeuropäer dachten, angesichts der geschlossenen Verträge mit sorgfältig ausgehandelten „Konvergenzkriterien“ würden die südlichen Länder nun zur Vernunft kommen und ihre staatlichen Strukturen und Volkswirtschaften mittels Reformprogrammen endlich in Ordnung bringen – nach dem Vorbild der Nordstaaten. Die Südeuropäer füllten ihre Vision aber offenbar mehrheitlich mit anderen Inhalten, die ihrer Mentalität näher lagen: sie sahen zunächst die willkommene Möglichkeit, sich allerlei kreditfinanzierte Wünsche zu erfüllen, angesichts des für sie nun erschwinglich gewordenen Zinsniveaus. Im Übrigen gab es ja ein Hintertürchen: Im absoluten Notfall einer drohenden Staatspleite würden die reichen Nordstaaten ihnen schon unter die Arme greifen. Denn auch für die wäre das dann ein höchst prekärer Notfall – mit einem Ausweg, genau einem einzigen: Transferunion. Geld vom Norden in den Süden.


    Seit Februar 2013 in Amt und Würden, gab der DIW-Präsident in einem Gespräch mit dem Manager Magazin vor knapp drei Wochen einen noch weitreichenderen Wunschtraum preis: „Die Vision für Europa ist mehr Integration. Ich würde mir wünschen, dass langfristig alle 27 Länder der EU auch den Euro haben.“ Nein, der Spitzenökonom sagte nicht „langfristig“, auch wenn zahlreiche Presseorgane sein tatsächliches Statement dahingehend verkürzten. Er sagte „sehr langfristig“. Halten wir ihm das zugute.



    https://denkraum.wordpress.com…ar-des-diw-prasidenten-1/


    :thumbup:

  • ^^ Rechnung für Europa



    10 Männer – ein Grieche, ein Italiener, ein Franzose, ein Portugiese, ein Spanier, ein Zypriot,
    ein Finne, ein Österreicher, ein Holländer und ein Deutscher – treffen sich regelmäßig zum
    Essen.


    So war es auch wieder in der letzten Woche. Die Rechnung für alle zusammen betrug
    genau 500,- €.


    Die Gäste zahlten ihre Rechnung wie wir unsere Steuern und das sah ungefähr so aus:



    - Vier Gäste (der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener) zahlten nichts.
    - Der Zypriot zahlte 1 €. Der Franzose 5 €.
    - Der Österreicher 50 €. Der Finne 80 €.- Der Holländer 100 €.
    - Der Zehnte (der Deutsche) zahlte 264 €.



    Das ging schon eine ganze Weile. Immer wieder trafen sie sich zum Essen und alle waren
    zufrieden. Bis der Wirt Unruhe in das Arrangement brachte in dem er vorschlug, den Preis für
    das Essen um 50 € zu reduzieren. “Weil Sie alle so gute Gäste sind!”
    Wie nett von ihm! Jetzt kostete das Essen für die 10 nur noch 450 €, aber die Gruppe
    wollte unbedingt beibehalten so zu bezahlen, wie das bisher üblich war. Dabei änderte sich
    für die ersten vier nichts, sie aßen weiterhin kostenlos. Wie sah es aber mit den restlichen
    sechs aus? Wie konnten sie die 50 € Ersparnis so aufteilen, dass jeder etwas davon hatte?



    Die sechs stellten schnell fest, dass 50 € geteilt durch sechs Zahler 8,33 € ergibt. Aber
    wenn sie das von den einzelnen Teilen abziehen würden, bekämen der fünfte und der sechste
    Gast noch Geld dafür, dass sie überhaupt zum Essen gehen. Also schlug der Wirt den Gästen
    vor, dass jeder ungefähr prozentual so viel weniger zahlen sollte wie er insgesamt beisteuere.
    Er setzte sich also hin und begann das für seine Gäste auszurechnen.


    Heraus kam folgendes:
    - der Zypriot, ebenso wie die ersten vier, zahlte ab sofort nichts mehr (100% Ersparnis).
    - Der Franzose zahlte 3 € statt 5 € (40% Ersparnis).
    - Der Österreicher zahlte 45 € statt 50 € (10% Ersparnis).
    - Der Finne zahlte 72 € statt 80 € (10% Ersparnis).
    - Der Holländer zahlte 90 € statt 100 € (10% Ersparnis).
    - Der Deutsche zahlte 239 € statt 264 € (11% Ersparnis). Jeder der sechs kam bei dieser
    Lösung günstiger weg als vorher und die ersten vier aßen immer noch kostenlos.



    Aber als sie vor der Wirtschaft noch mal nachrechneten, war das alles doch nicht so
    ideal wie sie dachten. “Ich hab’ nur 2 € von den 50 € bekommen!” sagte der Franzose und
    zeigte auf den Deutschen, “Aber er kriegt 25 €!”.
    “Stimmt!”, rief der Zypriot, “Ich hab’ nur 1 Euro gespart und er spart mehr als zwanzigmal
    so viel wie ich”. “Wie wahr!”, rief der Österreicher, “Warum kriegt er 25 € zurück und
    ich nur 5 €? Alles kriegen mal wieder die reichen Deutschen!”.



    “Moment mal” riefen da der Grieche, der Portugiese, der Spanier und der Italiener aus
    einem Munde, “Wir haben überhaupt nichts bekommen. Das System beutet die Ärmsten aus!”
    Und wie aus heiterem Himmel gingen die neun gemeinsam auf den Deutschen los und verprügelten
    ihn. Am nächsten Abend tauchte der Deutsche nicht zum Essen auf. Also setzten
    sich die übrigen 9 zusammen und aßen ohne ihn. Aber als es an der Zeit war die Rechnung zu
    bezahlen, stellten sie etwas Außerordentliches fest:
    Alle zusammen hatten nicht genügend Geld um auch nur die Hälfte der Rechnung bezahlen
    zu können!


    Und wenn sie nicht verhungert sind, wundern sie sich noch heute.

    Viele Grüße


    Abudabi :D


    "Ich habe keine Angst vor Schlangen oder Spinnen - nur vor Schmetterlingen!"

  • aber erstmal wird Party gefeiert, an den Finanzplätzen dieser Welt. Kaufpanik weltweit. ;)



    Zitat


    Ist die Eurokrise wirklich schon überstanden? Jüngste Daten zeigen, dass die Krise keinesfalls schon hinter uns liegt – auch wenn die Märkte derzeit eine andere Sprache sprechen. Im April sind die Target2-Forderungen der Bundesbank gegenüber den anderen nationalen Notenbanken jedenfalls wieder deutlich gestiegen, nachdem sie in den Vormonaten spürbar gesunken waren.
    http://www.godmode-trader.de/n…mmt-zurueck,a3084408.html

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