Als Arbeitgeber wird man immer mal wieder mit unerwarteten Wünschenvon Mitarbeiten überrascht. In der Regel lassen sich die Ursachen diesenSchritt zu gehen nachvollziehen, manchmal regen diese aber auch zum Nachdenkenan…
So geschehen letzte Woche, als ein Mitarbeiter, 52 Jahre undseit über 20 Jahren bei mir im Unternehmen, um eine Reduzierung seinerArbeitszeit bat. Die Frage nach dem Hintergrund führte zu einem längeren Gespräch,welches ich hier auszugsweise wiedergeben möchte:
Der Mitarbeiter arbeitet seit seinem 16. Lebensjahr, und befindetsich nun im letzten Drittel einer Arbeitszeit. Obwohl er immer recht gutverdient hat, erklärte er mir, dass ein Weiterarbeiten nichts mehr bringe under satt dessen jetzt noch sein Leben genießen wolle, bevor er denunausweichlichen Weg in die Sozialhilfe gehen müsse.
Mit etwa 30 Jahren hatte er sich nach eigener Aussage, einVermögen von gut 1 Mio DM geschaffen. Zusammen mit seiner zu erwartenden Rente vonrund 2400 DM, hätte dies für einen schönen Ruhestand gereicht.
Heute blickt er auf ein Vermögen von rund 700 T€ und eine Rente von etwa 1850 €- Hörte sich bis hierher recht gut für mich an.
Das Vermögen steckt zu etwa 600 T€ (aktueller Wert) in der eigennutzten Immobilie (Einfamilienhaus),der Rest in diversen Anlagen(LV)/EM/usw. die derzeit keine große Rendite bringen. Von den 1850 €Rente werden ihm, bei gleichbleibender Entwicklung und korrigiert um den Kaufkraftverlust,rund 1000 € monatlich, nach heutigen Stand, zum Leben und um das Haus zu unterhalten, [i]bleiben .[/i]
Damit liegt er bei Renteneintritt auf Sozialhilfeniveau,welches er allenfalls durch den Verkauf der Immobilie einige, wenige Jahrehinauszögern könnte.
Und auch wenn er die letzten 15 Jahre noch mehr als bisher arbeiten würde – Es wirdnahezu keine Auswirkungen auf seinen Ruhestand haben!
Ich bin auf seinen Wunsch eingegangen, weil ich einfach keinArgument (außer betrieblichen Interessen) gefunden hatte.
Später habe ich nachgedacht, da mir das Gespräch nicht mehraus dem Kopf ging:
Es handelt sich um einen engagierten und überdurchschnittlichen Mitarbeiter!
Was ist mit all den vielen anderen, die nicht so engagiert sind undweniger verdienen?
Welche Welle an Armut kommt hier auf uns zu?
Und welche Folgen hat diese Entwicklung für mich? - Möchte ich dann überhauptnoch hier leben?
Passt vielleicht nicht richtig hier her, aber ich denk, es ist etwas was einige hier betrifft...