Ich finde die Diskussion um die Umsatzsteuer wirklich richtig interessant. Nur ist teilweise die Sichtweise nicht ganz korrekt. Wenn ich heute im Fachmarkt als Privatmann eine Kettensäge für - sagen wir einmal 500,- Euro - kaufe, bezahle ich 19% Umsatzsteuer, die im Preis von 500,- Euro bereits enthalten ist. Als Privatmann kann ich die 19% nicht als Vorsteuer beim Finanzamt geltend machen, ich zahle also effektiv tatsächlich 500,- Euro und das ist für mich der Endpreis, mit dem ab jetzt gerechnet wird. Ich denke, gegen dieses Fallbeispiel gibt es nichts einzuwenden!
Nach 2 Tagen merke ich, dass ich mit einer Kettensäge gar nicht umgehen kann, ich habe sie nicht mal anbekommen. Also wird das Teil in der Bucht wieder an privat verkauft, neuwertig, nie gebraucht, mit Bon und Hersteller-Garantie. Natürlich bekomme ich nicht die vollen 500,- Euro dafür. Einen kleinen Abzug muß ich hinnehmen, da die Säge ja nur bedingt neu ist. Aber für mich sowie auch für den privaten Käufer sind die 500,- Euro als Ausgangspreis maßgeblich zur Festlegung des Auktionspreises und unseres privaten Handels.
Ein Unternehmer dagegen, der die Vorsteuer für solch eine Kettensäge betrieblich absetzen könnte, hätte nicht klug gehandelt, wenn er die Säge von Privat von mir kaufen würde. Der Käufer wird also in jedem Fall ein Privater sein ( obwohl sogar der Unternehmer die Vorsteuer in diesem Fall absetzen könnte, denn er bekommt ja von mir den Kaufbeleg ).
Genau so verhält es sich mit jedem anderen Produkt, dass Privat zu Privat den Besitzer wechselt - die Umsatzsteuer ist immer im Preis enthalten, denn der Käufer hat sie ja bezahlt. Bei der Weitergabe - gebraucht oder neu - wird immer der Bruttopreis zu Grunde gelegt, kein Mensch sagt beim Verkauf: "Ich habe 200,- Euro für den Schrank, das Radio, den Rasentrimmer bezahlt, minus die Mehrwertsteuer, muss ich von Dir jetzt 168,- Euro bekommen, dann passt es schon...". Das gilt z.B. sogar für den privaten Automarkt - der Preis für den Gebrauchten wird - verdeckt - immer auch die ursprüngliche Umsatzsteuer enthalten.
Warum soll das beim Silber plötzlich anders sein?
Der einzige Unterschied ist, dass es beim Silber für "Gebraucht" oder "Neu" keine nennenswerten Abschläge gibt, zumindest nicht, wenn es nicht völlig vergammlt ist und eingeschmolzen werden muss.
Selbstverständlich muss beim Verkauf von Silber die Umsatzsteuer in den Preis mit einbezogen werden. Irgend jemand hat diese ja beim Erstkauf auch bezahlt. Der Privatkäufer bezahlt sie bei PA ebenso, wie er sie bei seiner Hausbank bezahlt. Auch der gewerbliche Käufer zahlt sie. Der Unterschied ist lediglich, dass der gewerbliche Käufer sie als Vorsteuer mit der von ihm zu bezahlenden Umsatzsteuer verrechnen kann - also erstattet bekommt. Insofern kann auch nur dem gewerblichen Verkäufer und dem gewerblichen Käufer die Umsatzsteuer egal sein. Jeder Privatkäufer hat sie zu zahlen, egal, ob er von einem Händler kauft oder von einem Privatmann.
Und derjenige Verkäufer, der dem Verkäufer weismacht, die "Mehrwertsteuer" müsse beim Verkauf von Silber von/an Privat unberücksichtigt bleiben, stellt das gesamte Umsatzsteuersystem auf den Kopf und hat letztlich - wenn er mit der Nummer durchkommt - den Silberpreis um satte 7% oder 19% gedrückt, je nachdem ob Münzen oder Barren verkauft wurden. Auch eine Art, den Silberpreis wieder nach unten zu korrigieren...