Scheinbar wirken die Beruhigungspillen und rosaroten Brillen, die an die Bürger verteilt werden.
Die Apokalypiker sind aus den Foren fast verschwunden, und Beiträge wie "Ist der crash vorbei? Scheint so!
werden geschrieben.
Ob die Apokalyptiker aus den Foren verschwunden sind, vermag ich nicht so recht zu beurteilen. Fakt aber ist, dass in so manchem Internetforum - so auch in diesem hier - die aktuelle Situation schon seit ca. 2 Jahren recht instinktsicher vorhergesehen wurde, während der Mainstream noch von endlosem Wachstum der Schwellenländerbörsen u.ä. schwadronierte. Nun ist interessant zu sehen, dass die Mainstream-Presse inzwischen kaum mehr ein anderes ökonomisches Thema kennt als die Finanz-und Wirtschaftskrise.
Bisher war es fast immer so, dass mit dem massiven Auftauchen gewisser ökonomischer Themen und der damit verbundenen Trends auf den Titelseiten jeweils eine Trendwende eingeläutet wurde. Wenn es also ein Trend erst einmal als wiederholter Aufmacher auf die Titelseiten der ökonomisch trägen Massenmedien geschafft hatte, war an den jeweiligen Märkten längst alles tonnenschwer eingepreist, und es setzte eine sehr deutliche Gegenbewegung ein - deutlich, aber nicht unbedingt langandauernd. Lange genug jedenfalls, um damit eine Stange Geld zu machen. Das könnte durchaus auch diesmal an den Aktienmärkten der Fall sein, vor allem unter Berücksichtigung des Obama-Faktors. Dass Börsen nicht rational funktionieren, sondern als massenpsychologische Phänomene anzusehen sind, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein.
Die Beispiele für diese inverse Korrelation von grossen Trends und Massenmedien sind endlos, und deshalb seien nur einige aus der letzten Zeit erwähnt:
- Wann immer der Goldpreis nach einer deutlichen Anstiegsphase in den letzten Jahren in grösserem Stil es auf die Wirtschaftsseiten geschafft hatte und die Finanzindustrie gerade mit heisser Nadel ihre diesbezüglichen Zertifikate gestrickt und angepriesen hatte, folgte daraufhin prompt ein Abverkauf.
- Kaum schwört die vollkommen überflüssige Kaste der sog. Analysten die Welt auf zukünftige Ölpreise von "dauerhaft bei USD 200" ein, fällt der Ölpreis wie ein Stein.
- Noch vor wenigen Monaten tauchten wieder in allen Massenmedien Bilder von hungernden Kindern auf den Titelseiten auf - es hiess, die Nahrungsmittelpreise würden weiter in derast schwindelerregende Höhen steigen und die Ethanol-Gesetze die halben Ernten verschlingen. Mit einem Schlag spricht plötzlich niemand mehr von Biopsprit, ganz so, als hätte dieses Thema nicht noch wenige Wochen zuvor die Gemüter erhitzt.
- Oder jetzt, nachdem ein beispielloser Ausverkauf an den Weltbörsen bereits stattgefunden hat, überbieten sich die Finanzindustrie und die Berichterstattung in den Medien gegenseitig mit "Produkten, mit denen Sie auch bei fallenden Börsen profitieren können" - natürlich wieder viel zu spät, um für grössere Kreise ein interessantes, zeitnah richtiges Investment sein zu können.
- 2007 waren sich praktisch alle "Marktteilnehmer" einig, dass der Dollar 2008 schnurstracks in die Hölle fahren werde, was eben gerade nicht geschehen ist, woran man erkennen kann, dass Währungen nicht unbedingt direkt an ökonomische Fundamentaldaten gekoppelt sind - siehe auch die Entwicklung des japanischen Yen.
Wer jetzt auf eine Obama-Rally an den Börsen setzt, kann gleich in die Vollen gehen und sich - mit fein säuberlich nachgezogenen Stoppkursen - den ausgebombten Schwellenländern wie China und Brasilien zuwenden.
grüsse
auratico