Ich denke wenn es nach den Faustkeilproduzenten im Neolithikum gegangen wäre - das Eisen wäre heute noch nicht erfunden.
Wäre es nach den Luddisten oder den Webern gegangen - wir stünden noch heute vor der Industrialisierung. Selbst kann ich mich noch an das Zeter u. Mordio anläßlich der ersten Computer und Roboter erinnern.
Zugegeben - angesichts von Tschernobyl und denkbaren anthropogenen Umweltkatastrophen ist die Frage "was bringt uns der Fortschritt?" natürlich durchaus berechtigt. Allerding nicht unbedingt im Zusammenhang mit der Frage von Arbeitsplätzen.
Man kann letztendlich jede Innovation als Vernichtung von Arbeitsplätzen betrachten. Die Erfindung der Waschmaschine dürfte Hunderttausende Dienstmägde und Haushaltshilfen arbeitslos gemacht haben. Zugleich entstanden in den neuen Fabriken für Waschmaschinen (und andere Haushaltsgeräte) neue Arbeitsplätze welche sicherlich von den dort Beschäftigten als angenehmer empfunden wurden als zuvor für jede bessere Herrschaft für einen Hungerlohn zu schuften.
Ich denke der Maschinenführer am Bau mit seinem Bagger wäre auch herzlich wenig erbaut wenn Du ihm statt dessen mit einer Schaufel vor die lächerlichen paar Hundert Kubikmeter Erdreich stellen würdest.
"Bezahlt" wird letztendlich immer nach der erbrachten Erfolg. Darum kam wohl auch ein Arbeiter im 19.Jgd mit 20 Goldmark in der Woche nach Hause - einem Geldbetrag für den er sich Untermieter ins Wohnzimmer nehmen mußte um überhaupt über die Runden zu kommen. Die selben 20 Goldmark verdient ein Informatiker in weniger als einer Stunde! Bei nur 8 Stunden täglich und 5 Arbeitstagen sind das 800 Goldmark in der Woche.
Ja nehmen wir doch mal den 4-Euro-"Sklavenarbeiter" der 10 Stunden am Tag arbeiten "muß". Der bringt in seiner "bösen" 6-Tagewoche immerhin noch umgerechnet ca. 40 Goldmark nach Hause. Ähm. Ja zugegeben seine Lebensumstände entsprechen tatsächlich eher jenen des Arbeiters im 19.Jhd als dem Informatiker - aber dafür leistet er ja auch eine Arbeit die sogar weniger qualifiziert ist als die des Arbeiters von Anno Dazumal.
Dies sollte man bei der Diskussion stets fein im Auge behalten! Letztendlich kann man es so sagen: Wer nicht mit der Zeit geht - der bleibt in Sachen Einkommen zurück. Die Anforderungen im Berufsleben sind schon immer gestiegen. Die "Verlierer" (nicht wertend gemeint!) der Entwicklungen beklagen dies natürlich und wünschen sich zumindest was die eigene Person anbelangt daß alles genau so bleibt wie sie sich daran gewöhnt haben. Wie gesagt dieser fromme Wunsch ist nicht neu!
Neu ist alenfalls der Umstand daß die Komplexitiät der neuen Arbeitsfelder bereits Menschen grundsätzlich überfordern. In der Vergangenheit wurde ein Arbeiter eingestellt wenn er einen gesunden, kräftigen Körper hatte und diesen koordiniert einsetzen konnte. Der schmächtige Schwächling hatte das Problem.
Heute ist der durchtrainierte Körper Privatvergnügen im Fitnessstudio - was bei der Arbeit zählt sind geistige Flexibilität und eine entsprechende Ausbildung. Ohne die entsprechend mentale Leistungsfähigkeit hat man heute ein Problem.
Und das Problem für das Land besteht darin daß die mental Leistungsfähigen auch in der Lage sind im Ausland ihr Glück zu finden. Die Auswanderung der Eliten reicht heute schon "runter" bis auf das Niveau Facharbeiter oder Polier beim Bau. Es gehen (bzw. kommen nicht) nicht nur die Akademiker.
En Produktionsstandort der sich das leistet - an dem werden sich im Bälde die 4-Euro-"Sklavenarbeiter" wieder als eine Einkommenselite betrachten können. Unter den Blinden ist der Einäugige bekanntlich König.