Gold-Futures-Ausfall zeigt, wie riskant Papiergold wirklich ist
Am vergangenen Freitag meldete der US-Terminbörsenbetreiber CME Group einen veritablen Systemausfall. Die Futures- und Optionsmärkte für Rohstoffe (darunter auch Gold und Silber), Aktien, Währungen und Anleihen waren zehn bis elf Stunden lang lahmgelegt.
Weckruf für Terminspekulanten
Dies stellte den längsten Ausfall seit Jahren dar. Die CME führte die Störung auf einen Kühlungsausfall
in Rechenzentren des Betreibers CyrusOne zurück. CyrusOne erklärte, dass eine Anlage im Raum Chicago die Dienste für Kunden wie die CME beeinträchtigt habe. Dass keine Absicherung bzw. Notfallsicherungen gegriffen haben, sollte Investoren hellhörig machen. Da an den Terminbörsen auf Kredit gehandelt wird und mit einem Gold-Future 100 Feinunzen (aktuell über 420.000 Dollar) und bei Silber 5.000 Unzen (immerhin 285.000 Dollar) bewegt werden, entstehen enorme Risiken, wenn man offene Positionen (long oder short) nicht schließen kann.
Eine Goldpreisänderung von zehn bzw. 100 Dollar in die „falsche“ Richtung macht den Terminspekulanten um 1.000 bzw. 10.000 Dollar ärmer. Nicht auszudenken, welche Folgen ein Systemausfall über mehrere Tage während einer turbulenten Marktphase haben könnte.
Nach dem Systemausfall ging es mit den nächstfälligen Futures auf Gold um 1,3 Prozent nach oben und bei Silber war sogar ein Anstieg um 6,5 Prozent verzeichnet worden. Insbesondere der starke Kursanstieg bei Silber auf ein neues Allzeithoch kann als sehr ungewöhnlich bezeichnet werden.
Grundsätzlich sollten sich Terminspekulanten darüber bewusst sein, dass nur ein kleiner Teil des Futures-Handels mit physischem Gold bzw. Silber hinterlegt ist. Mitte November wurden bspw. fast 409.000 Futures auf Gold gehandelt, was auf dem Papier einer Goldmenge von 1.272 Tonnen entspricht. Nur zum Vergleich: Laut World Gold Council wurden im Jahr 2024 insgesamt 3.645 Tonnen Gold gefördert, also weniger als zehn Tonnen pro Tag.
Das heißt: Weltweit existiert Terminbörsen-Gold lediglich auf dem Papier in Form von Lieferversprechen, die an den Terminbörsen überwiegend nicht in Anspruch genommen werden. Terminspekulanten wetten auf einen steigenden oder fallenden Goldpreis und sehen daher Gold mehrheitlich als Spekulationsobjekt und weniger als Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz.
Auffällig ist allerdings, dass an der COMEX in diesem Jahr überdurchschnittlich viele Gold-Futures bis zur Fälligkeit gehalten wurden.
Außerdem entschieden sich zunehmend mehr Marktteilnehmer für die physische Lieferung von Gold und nicht für den sonst üblichen Barausgleich.
Und was lernen Geldanleger daraus?
Wer sich vor einem echten Worst-Case-Szenario schützen möchte, sollte den Unterschied zwischen Papiergold und physischem Gold unbedingt kennen.
Papiergold wie Futures, Optionen, Zertifikate oder Gold-ETFs bilden den Goldpreis nur finanziell ab. Der Anleger besitzt dabei kein Gold, sondern lediglich einen Anspruch, der von der Zahlungsfähigkeit eines Emittenten und einer funktionierenden Börseninfrastruktur abhängt. In Stressphasen können solche Konstrukte ausfallen, ausgesetzt oder nur teilweise bedient werden.
Goldbarren oder -münzen sind hingegen frei von Kontrahentenrisiken. Sie existieren unabhängig von Notenbanken, Börsen oder Intermediären und bleiben auch dann werthaltig, wenn Finanzsysteme ins Wanken geraten.
Wer auf der Suche nach einer größtmöglichen Krisenvorsorge ist, kommt an echtem, eigenem Goldbesitz nicht vorbei – denn nur physisches Gold schützt im Ernstfall verlässlich.
Um sich einen Eindruck über die enorme Bedeutung des Futures-Handels zu verschaffen, bietet sich ein Blick auf die nachfolgende Tabelle an.
Durchschnittlich gehandelte Goldmenge pro Tag
| Marktsegment (Zeitraum) | Tonnen |
|---|
| Gold-Futures pro Tag (7. bis 28. Nov. 25) | 913,65 |
| Schmuckproduktion pro Tag (Q3 2025) | 4,66 |
| Schmucknachfrage pro Tag (Q3 2025) | 4,13 |
| Technologiesektor pro Tag (Q3 2025) | 0,91 |
| Investmentsektor pro Tag (Q3 2025) | 5,97 |
| Barren & Münzen pro Tag (Q3 2025) | 3,51 |
| ETFs und ähnliche Produkte pro Tag (Q3 2025) | 2,46 |
| Notenbanken pro Tag (Q3 2025) | 2,44 |
| Minenangebot pro Tag (Q3 2025) | 10,85 |
| Recycling pro Tag (Q3 2025) | 3,83 |
Quelle: World Gold Coucnil; CME Group