Das Investment
Wie Finanzexperten die Lagerung deutscher Goldreserven im Ausland einschätzen
Sollte die Bundesrepublik einen Teil ihrer Goldreserven auch weiterhin im Ausland lagern? Wir haben bei Vermögensverwaltern und Gold-Experten nachgefragt.
05.06.2025
[...] „Trump ist unberechenbar, und man kann nicht ausschließen, dass er kreative Ideen entwickelt für den Umgang mit ausländischen Goldreserven“, sagte der Europaabgeordnete Markus Ferber (CSU) vor wenigen Tagen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Bundesbank müsse angesichts der neuen geopolitischen Realitäten handeln. [...]
Der Bund der Steuerzahler will laut der Nachrichtenagentur in dieser Woche Briefe an die Bundesbank und das Finanzministerium verschicken mit der Aufforderung, die Goldbestände nach Deutschland zu holen. [...]
Rainer Beckmann, Partner der Vermögensverwaltung Ficon in Düsseldorf. Es gebe weiterhin gute Gründe, einen Teil des Golds im Ausland zu lagern – darunter die Risikostreuung und die Möglichkeit, das Edelmetall in London und New York im Krisenfall an den bedeutendsten Handelsplätzen der Welt in andere Währungen tauschen zu können. [...]
Dieses Argument hält auch Reinhard Pfingsten, Investmentchef bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, für entscheidend: Die US-Bestände könnten im Not- oder Krisenfall in eine global akzeptierte Reservewährung getauscht werden. [...]
Arthur Enders, Portfoliomanager bei Rheinische Portfolio Management [...] Es gebe keine belastbaren Hinweise dafür, dass deutsche Bestände in New York oder London gefährdet wären oder nicht jederzeit verfügbar gemacht werden könnten. [...]
David Bienbeck, Vorstand des Vermögensverwalters Albrech & Cie., „sind die USA – trotz der Skepsis infolge der schrillen Töne in der Politik – schon geografisch ein sicherer Hafen“. Die komplette Lagerung im Heimatland könne im Krisenfall kontraproduktiv sein, weil dies Prozesse und Logistik erschwere. [...]
Für Marco Herrmann sprechen dagegen nicht mehr viele Argumente für eine Lagerung des Goldes im Ausland, „daher macht es Sinn, unabhängig von der Sicherheit, die Verlagerung der Goldbestände nach Deutschland fortzusetzen“. Einen kleinen Teil in den USA zu belassen, sei aber sinnvoll. [...]
Manuel Zeuch, Analyst für Gold und Rohstoffe bei DJE und Co-Fondsmanager des DJE Gold & Ressourcen, hält mehr Kontrolle für wichtig: „Es ist von zentraler Bedeutung, dass der uneingeschränkte physische Zugang zu den Goldreserven unter allen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen jederzeit sichergestellt ist“. Verstärkte und regelmäßige physische Inspektionen seien essenziell, „bei denen die Goldbarren vor Ort gezählt, geprüft und deren Eigentum zweifelsfrei dokumentiert wird“.
Auch Jürgen Husel, Portfoliomanager, Prokurist und Edelmetallspezialist beim Vermögensverwalter Das Wertehaus aus München, hält die Sorgen um die Sicherheit des Goldes für nicht unberechtigt: „Die Entscheidungen von Donald Trump sind oft völlig irrational, nicht nachvollziehbar und daher unkalkulierbar.“ Angesichts der derzeitigen Spannungen mit Russland hält er es jedoch für sinnvoll, einen Teil der Bestände im Ausland zu belassen. [...]
