Beiträge von Mariana

    Rhönschaf, Du hast natürlich recht: die Trennung von Kirche und Staat ist im Prinzip nur eine vielbesungene Worthülse, da Deutschland ja eines der wenigen Länder ist, welche die Kirchensteuer mit staatlich unterstütztem Zwang eintreibt.


    Die Eurobonds wären in eindeutiger Form ein Verrat am deutschen Volk - und das BVerfG ist vorwiegend damit beschäftigt, Zeit zu schinden. Diese grundlegenden "Konstruktionsfehler" scheinen aber nur wenigen Bürgern auf den Senkel zu gehen. Und das ist das eigentliche Problem, "wir" lassen das alles sehenden Auges zu und hoffen auf einen starken und mutigen Schachtschneider, der es schon richten wird. Am Tag der Verhandlung sollten da eigentlich Millionen Bürger "vor der Hütte" stehen.


    Zitat

    Der Bundesbürger sperrt sich selbst in seinen politischen Käfig, wirft den Schlüssel durchs Gitter und hofft,
    dass man ihm in 4 Jahren zwecks der Tätigkeit des Wählens wieder aufschließen wird.


    (Rudolf Rolfs, Die Schmiere)

    Na, der Papst und Soros - das sind ja genau die richtigen "Propheten".


    Ich dachte immer, Kirche und Staat sollen getrennt sein. Warum also will der Benedikt unbedingt im Bundestag über europäische Politik labern, anstatt von früh bis spät den Herrn zu preisen? ?)

    Alter Schwede. Ich habe gedacht, ich lese nicht richtig.


    Es ist das erste Mal, dass ich so einen Knaller beim Güldenen bewusst erlebe. Es ist fast wie ein Feiertag - unglaublich, ähh, Sekt! 8o


    Den Artikel finde ich nicht mehr, aber die großen Schreiberlinge haben heute schon vor dem pösen Gold gewarnt. Ich glaube, die FAZ hat wieder einmal eindringlich auf die Ungenießbarkeit und/oder die Unverzinsbarkeit sowie auf die Heimtücke des glänzenden Metalls hingewiesen.


    Na, dann ist ja alles noch grün - oder nicht?


    Salute
    Mariana

    Tja, was hat sich ereignet in Fukushima? Tepco hat heute ganz locker - mit angemessener Zerknirschung - zugegeben, dass ein Teil der hochverstrahlten Brühe in Container abgepumpt wurde, ein weiterer Teil "ins Meer geflossen" sei und wiederum ein anderer Teil aufgrund dieser vermaledeiten Sieb-Emulationen im Boden versickert wäre. Unglaublich, die Hemmschwelle ist längst gefallen. Ja wie "ins Meer geflossen"? Ist es einfach mal so in Ermangelung von Containern verklappt worden? Hat der Taifun mitsamt dem tagelangen Starkregen das Überlaufen der Keller verursacht? So langsam habe ich den Eindruck, die führende Tepco-Mischpoke denkt, Dackelblick alleine wäre eine hinreichende Reaktion auf die übelsten Schweinereien. Alle hatten Angst vor den überlaufenden Kellern und heute wird in einem Nebensatz erwähnt, dass das Desaster ja schon längst geschehen ist. In zwei Jahren wollen sie eine Betonmauer bauen, um das suppende Fuki-Sushi vom Meer abzutrennen. Ähh, ja - doch schon so früh. :wacko:


    Anbei ein Video mit einer fulminanten Rede des couragierten Mediziners Kodama. Er erläutert übrigens auch in einer kompetenten Form, welche Folgen Radioaktivität auf die Gesundheit der betroffenen Menschen hat und warum. Eine englische übersetzung kann man sich einblenden lassen - leider muss man sehr schnell lesen:


    "Nach seinen Bewertungen hat der Meiler in Fukushima eine viel höhere Strahlenbelastung verursacht, als bisher behauptet. „Fukushima I hat radioaktives Material ausgeströmt in einem Umfang von zehn Atombomben“, so Kodama. Und es geht ihm dabei keineswegs nur um die in unmittelbarer Nähe des Reaktors liegenden Gebiete. Auch Tokio sei Mitte März mit 0,5 Microsievert von höherer Strahlung getroffen worden, als von der Regierung angegeben. „Und die Radioaktivität reichte noch deutlich weiter, sogar bis in Tee aus Shizuoka, wie mittlerweile jeder weiß“. Shizuoka liegt noch rund 150 Kilometer südlicher als Tokio von Fukushima entfernt."


    Was tun Sie da eigentlich?, Handelsblatt, 02.08.2011


    Gute Nacht
    Mariana

    Heute ist eine zweite Stelle entdeckt worden mit ebenso heftiger Strahlung. Es könnte ein Anzeichen dafür sein, dass sich die geschmolzenen Brennsuppe durch das Containment gefressen hat. Ich hatte eigentlich auf einen Elefantenfuß gehofft.


    Die Geschichte mit den Rindern, die verstrahltes Reisstroh gefressen haben, hat sich höchst unerfreulich ausgeweitet. Viele Japaner waren schockiert, weil das Reisstroh aus einer anderen Präfektur 75 km entfernt angeliefert wurde:



    Finding that radiation-tainted straw was produced far from nuclear plant causes shock, mainichi.jp, 15.07.2011


    Mittlerweile sind ca. 6000 Rinder betroffen. Die japanische Regierung hat versprochen, diese Rinder aufzukaufen. Rinder aus den Präfekturen Fukushima, Miyagi und womöglich auch noch Tochigi dürfen derzeit nicht verkauft werden. Und es werden immer mehr Lebensmittel, die nicht mehr mit Genuss verzehrt werden können.


    Die Naturgewalten schlagen erbarmungslos zu. Japan wird nach wie vor von Erdbeben und jetzt auch von Taifunen heimgesucht. Erst vor einer Woche sind aufgrund von Starkregen viele Menschen durch Erdrutsche ums Leben gekommen. 400.000 Japaner mussten ihre Häuser verlassen, unglaublich oder? Erst Vorgestern wütete ein Erdbeben der Stärke 6,5 vor der Atomruine Fukushima. Ein Abklingbecken ist einsturzgefährdet. Der Regen - in vergangenen Jahren so segensreich um diese Jahreszeit - weckt nun die alten Gespenster, welche einst in die Geschichtsbücher verbannt wurden:

    Schwarzer Regen in Japan, fr-online.de, 02.08.2011


    Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind hart zu tragen für das gebeutelte Land:

    Im Schatten von Fukushima, nordbayern.de, 01.08.2011


    Gute Nacht
    Mariana







    Delphin, wenn das stimmt, wäre das wirklich erschütternd. :wacko:


    Als Mutter würde ich jene, welche für diese Schweinerei verantwortlich sind, zumindest mit faulen Eiern und Tomaten bewerfen. Wenn ich nahe genug heran käme, wäre auch ein Tritt mit high-heels und Anlauf vorstellbar.


    Aber heute gibt es ausnahmsweise etwas Gutes aus Japan zu berichten:

    Japan will aus Atomkraft aussteigen, ftd.de, 13.07.2011


    Das ist aus meiner Sicht eine vernünftige Entscheidung. In einem von extremen Erdbeben gebeuteltem Land mit einer historisch derart einschneidenden Erfahrung hinsichtlich nuklearer Verseuchung sollte es wohl wirklich keine nuklearen Zeitbomben mehr geben.

    Silent Whispering - ein Bild sagt mehr als tausend Worte


    Gute Nacht
    Mariana


    Thodie, hierzulande berichten nur 2 Medien über eine mögliche Kernschmelze in Fort Calhoun, u.A. boerse.de. Meine amerikanischen Kollegen glauben auch an eine Nachrichtensperre, da "überm Teich" auch nichts darüber zu finden ist. Über die Anlage in Los Alamos hört man auch nichts mehr, weder Entwarnung noch sonst irgend was. Das ist in der Tat ziemlich seltsam.


    wassergeist
    Den Minenpusher habe ich auch gelesen. Der Typ schreibt soviel Blech, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Aber in einem Punkt könnte er sogar recht haben: Uran wird teuer werden, sollte es stimmig sein, dass der Rohstoff in einigen Jahren knapp wird. Eigentlich müsste ja jetzt sogar Chefboss vehement widersprechen, da es doch angeblich noch für mehrere 1.000 Jahre Uran in Hülle und Fülle gibt. Oder müssten da zunächst die ganzen Weltmeere durchsiebt werden? ;)


    In Japan hat sich zwischenzeitlich schon wieder ein heftiges Erdbeben der Stärke 7.3 ereignet. Weitere Schäden in der Atom-Ruine gab es scheinbar nicht. Sonnenblumen sollen nun großflächig in der Sperrzone angebaut werden, da diese angeblich Cäsium aus dem Boden ziehen würden und auch schon nach der Tschernobyl-Katastrophe großflächig angebaut wurden. Die Sonnenblumen sind danach wohl nuklearer Sondermüll. Naoto Kan bereitet seine Untertanen darauf vor, dass die "Aufräumarbeiten" des atomaren Desasters Dekaden dauern werden. Die Filteranlage läuft, läuft nicht, läuft, läuft nicht. Derzeit ist sie wohl wieder einmal wegen diversen Defekten abgeschaltet.


    Tickende Zeitbombe: Global 2000 warnt vor 99 Millionen Litern an hoch verstrahltem Wasser in Atomreaktoren


    Höchst erschreckend für viele Japaner war zudem folgende Nachricht:

    Zitat


    Wie Recht er damit hat, zeigen Funde von radiaktivem Fleisch in Tokio – obwohl die Regierung stets betont hatte, versuchte Produkte kämen nicht in den Umlauf. Nun mussten die Sicherheitsbehörden am Wochenende zugeben, dass offenbar Rindfleisch mit extrem hohen Cäsium-Werten in den Tokioter Handel gelangt ist. Es stammt von einer Farm in der Stadt Minami-Soma, die rund 20 bis 30 Kilometer von Fukushima-Daiichi entfernt liegt. In 11 Rindern waren am Tokioter Schlachthof Werte von 2.300 Bequcerel pro Kilogramm gemessen worden. Der maximal zulässige Wert in Japan liegt bei 500 Becquerel pro Kilogramm.


    Verseuchtes Fleisch ängstigt Tokioter, Handelsblatt, 10.07.2011


    Es ist wohl einfach nicht möglich, die nukleare Schweinerei aus der Nahrungskette fernzuhalten. Der Bauer bekam das Futter für die Rinder aus anderen Präfekturen. Die Viecher haben aber Wasser aus der örtlichen Quelle getrunken. 300 km von Fukushima entfernt, wurden übrigens "strahlende Wale" getötet.


    Die Lage vor Ort ist also alles andere als entspannt. Selbst im "nuklearen Schlaraffenland" Frankreich machen die Wähler samt Opposition so viel Druck, dass erstmals der Atomausstieg auf der Agenda steht - nichts weiter als eine Scheindebatte aus meiner Sicht:



    Frankreich zieht erstmals Atomausstieg in Erwägung, reuters.com, 08.07.2011


    Viele Grüße
    Mariana

    Am Rande erwähnt:
    Im französischen AKW Tricastin gab es wohl eine Explosion und einen Transformator-Brand. Quallen im Filtersystem haben ein schottisches AKW förmlich lahmgelegt. Für die von Hochwasser und Feuer bedrohten nuklearen Anlagen am Missouri und im mexikanischen Los Alamos wurde angeblich eine Nachrichtensperre verhängt. Auch im heimischen Biblis B wurden 3 Zwischenfälle gemeldet. 2011 scheint kein gutes Jahr für Kraftwerksbetreiber zu sein.

    Pannen-AKW - Feuer in französischer Atomanlage, Blick.ch, 02.07.2011

    Quallen legen AKW lahm, Wirtschaftsblatt.at, 01.07.2011


    Japan kommt einfach nicht zur Ruhe. Ein erneutes Erdbeben der Stärke 5.5 hat sich zwischenzeitlich ereignet. Das Epizentrum war zum Glück 300 km von Fukushima entfernt.


    Ein neuer Fund radioaktiver Substanzen beunruhigt die Gemüter in der Präfektur Fukushima. Am 29.07 gab der Betreiber Tepco bekannt, dass in der Nähe der Wasserzufuhr Tellur gefunden wurde. 720 Becquerel pro Liter Wasser seien gemessen worden, so eine aktuelle Meldung der Asahi Shimbun. Da Tellur eine Halbwertzeit von 34 Tagen hat, ist dies ein erneuter Hinweis auf Lecks der AKW-Ruine. Tepco stuft dies allerdings als "unwahrscheinlich" ein.


    Hinsichtlich der Dekontaminierung der hochverseuchten Brühe in den Kellern der Atom-Ruine sind die Informationen weiterhin höchst widersprüchlich. Von "Anlage wieder in Betrieb" bis "aufgrund fiesem Leck abgeschaltet" ist alles vertreten. Laut den neuesten Meldungen japanischer Medien steht die Filteranlage still. Dafür hat ein Floß-ähnliches Dingsbums am Kai festgemacht, in das die gefährliche Brühe gepumpt werden soll. Wann die Kapazität des schwimmenden Giftmüll-Lagers erschöpft sein wird, lässt sich mühelos errechnen. Hinsichtlich des geplanten "Plastik-Ganzheits-Kondoms" gibt es offensichtlich "im Osten nichts Neues".


    Wenn es um die lieben Kleinen geht, sind japanische Eltern scheinbar nicht duldsamer als andere Eltern irgendwo auf dieser Welt. Aufgrund der radioaktiven Substanzen im Urin von Schulkindern machen die betroffenen Eltern nun den Politikern Feuer unter dem Hintern, da die Grenzwerte zu hoch angesetzt seien. Zudem klagen 43 Japaner gegen die Inbetriebnahme des Kraftwerkes Hamoaka, da das AKW extrem erdbebengefährdet wäre. Ach ja, viele Japaner in den betroffenen Präfekturen pflanzen Sonnenblumen, da diese angeblich Giftstoffe aus dem Boden ziehen würden. Nun ja, für das angekratzte Gemüt der Betroffenen hat der Anblick von Sonnenblumen sicher in irgend einer Form eine heilsame Wirkung.


    Weiteren 113 Haushalten in dem Ort Date - 60 km von Fukushima entfernt - wird seitens der Regierung empfohlen, das Gebiet zu verlassen. Tepco droht lt. Berichten japanischer Medien die Aufspaltung und die Verstaatlichung.


    Um auf die wirtschaftlichen Konsequenzen zurückzukommen:


    Fukushima-Unfall: Reinigung kostet Japan bis zu 250 Mrd. Dollar, Stromtarife.de, 01.07.2011


    Die Folgen des Erdbebens und des Tsunamis - ohne atomaren Gau - wurden von der japanischen Regierung mit vorläufigen 147 Milliarden beziffert. Ist denn das überhaupt noch ohne fatale Auswirkungen auf Land und Leute zu stemmen? Armes Japan.


    Die liebgewordenen Lebenslügen plagen uns zuweilen wohl alle - den einen mehr, den anderen weniger:


    Die Lebenslügen der Nuklearindustrie, Spiegel, 30.06.2011


    Sonntägliche Grüße
    Mariana

    Die Medien-Mogule berichten nur noch sporadisch und treiben längst andere Säue durch andere Dörfer. In einer vernetzten Welt ist das Durchsickern von Nachrichten direkt aus Japan aber nahezu unvermeidbar. Vergessen ist Fukushima jedenfalls keineswegs - und wird es nie sein.


    Folgendes hat sich zwischenzeitlich ereignet:


    • Die japanische Regierung rät den Einwohnern einiger Dörfer außerhalb der Sperrzone, freiwillig das Gebiet zu verlassen - weil es ja so ungefährlich ist und weil das auch besser klingt als "die Sperrzone wird erweitert".
    • In Frankreich ist eine Sendung grüner Tee weit über den Grenzwerten entdeckt worden
    • Der Nordosten Japans wurde erneut von einem schweren Erdbeben der Stärke 6,7 heimgesucht - die Reaktoren in Fukushima suppen aber scheinbar nicht mehr, als das vorher schon der Fall war.
    • Zwei wichtige Geräte sind ausgefallen - ein Helikopter musste auf dem Dach notlanden und ein Roboter kam die Treppe nicht runter. Er hätte die radioaktive Belastung in den versifften Kellern messen sollen - Menschen können dort aufgrund der gefährlich hohen Strahlung nicht mehr arbeiten.
    • Und ja, diese hochverseuchte Brühe droht nun überzulaufen und ins Meer zu sickern. Die beginnende Regenzeit könnte das überlaufen der Keller noch beschleunigen.

    Bei Letzterem ist die Verwirrung komplett - was kann man denn überhaupt noch glauben? Die Anlage zur Dekontaminierung lief wohl nur wenige Stunden, dann musste sie aufgrund rasch ansteigender Strahlung und einem defektem Filter abgeschaltet werden. Gestern habe ich gelesen, dass alles wieder funzt und schon 2 "Tagesrationen" Kühlwasser erfolgreich dekontaminiert wären. Die NZZ schreibt wiederum heute:


    Zitat


    Spätestens bis Mitte Juli wollen die japanischen Behörden das ausgefallene System zur Reinigung von verstrahltem Wasser wieder in Betrieb nehmen.


    Erneut Rückschläge in Fukushima, NZZ-online, 24.06.2011


    Hääää???


    Die gefährliche Kellerbrühe soll angeblich schon nächste Woche überlaufen und "völlig unerwartet" wird es in den folgenden Monden wie jedes Jahr ziemlich viel regnen. Die Arbeiter in Fukushima schleppen jedenfalls schon Sandsäcke hin und her. Na Prost :wacko:


    Gute Nacht
    Marianne

    Zitat von tut.anch.amun


    Ich schnappe mir also wutentbrannt meinen Euro und ab damit in die Werkstatt. Schluss mit dem Bailoutkram, weg mit dem Griechenproblem!


    Das ist einfach nur genial! Ungefähr genauso gut, wie das Avatar mit dem Pleitegeier, der die Eule aus den Euronen kickt. :D


    Gute Nacht
    Mariana

    Ja, Delphin, ich vermute auch, dass versucht wird, das Problem auszusitzen, welches ohnehin kaum lösbar wäre. Die Präfektur Shizuoka habe ich - zusammen mit den anderen Tee-Fundorten - mit einem grünen Pin auf der Google-Earth-Karte markiert. Da wehte offensichtlich der Wind stramm aus Nord-Ost. Es erscheint höchst unwahrscheinlich, dass Tokio von dieser Meeres-Brise verschont geblieben sein soll.


    So langsam realisieren viele Japaner, was mit ihrem Land geschehen ist. Die Zahl der Kernkraft-Gegner wächst rasant.


    Zehntausende Japaner marschieren gegen die Atomkraft, ftd, 11.06.2011


    Andererseits sind lautstarke Proteste in Japan nicht üblich, obwohl ein Artikulieren des eigenen Schmerzes in manchen Situationen wohl "gesünder" wäre, als das gewohnte stille und unauffällige Tragen des persönlichen Schicksals. Viele Leute sind traumatisiert. Sie haben durch diese unbeschreibliche Katastrophe ihre Lieben, ihre Heimat und ihren Job verloren. Die japanische Regierung befürchtet ein Ansteigen der Selbstmordrate.

    Japan rechnet mit mehr Selbstmorden wegen Fukushima, afp, 10.06.2011


    Im berühmtesten Tee-Anbaugebiet Shizuoka - 370 km von Fukushima entfernt - wurden nun ebenfalls überhöhte Werte im Tee gemessen:


    Zitat


    Wie die Behörden in Shizuoka bekanntgaben, wurden in getrockneten Teeblättern aus dem Anbaugebiet Warashina in der Provinz Shizuoka 679 Becquerel pro Kilogramm an radioaktivem Cäsium festgestellt. Das Gebiet liegt 370 Kilometer südwestlich von der Atomruine Fukushima.


    Auch Grüntee ist verseucht, nzz.ch, 10.06.2011


    Die Einwohner Tokios werden langsam sehr nervös. Deshalb soll nun die radioaktive Belastung an 100 verschiedenen Stellen in der Stadt gemessen werden. Zudem wurden an die Stadtverwaltung Messgeräte ausgegeben. Höchst merkwürdig finde ich allerdings, dass die Werte in Tokio bisher ganz offensichtlich nicht regelmäßig überprüft wurden.

    Zitat von O.Jemineh


    Angst ist ein schlechter Ratgeber*, und wer gegen die Angst redet tut grundsätzlich nix falsches.


    Yepp. Lupus gehört aber scheinbar zu den lautstärksten Angsttrompetern in diesem Thread: die Lichter gehen aus, wir werden zurück in die Steinzeit geworfen - die übliche Panikmache der Atomkraft-Befürworter halt eben. German angst.


    Das vehemente Bestreiten einer (mehrfachen) Kernschmelze sowie das bewusste Negieren aller Folgen nach bester Vogel-Strauß-Manie scheint Kalkül zu sein - wohlwissend, dass es vermutlich erst in 2 Jahren möglich sein wird, die Reaktorbehälter zu begutachten und dass ohnehin kein Mediziner nachweisen kann, wie der Krebs der Patienten letztendlich entstanden ist. Viele glauben womöglich, dass sie mit dieser Nummer noch 300 Jahre durchgekommen wären. Unter diesen Umständen bin ich dafür, dass die Betreiber von Nuklear-Kraftwerken nach einem Gau inklusive Freisetzung radioaktiver Partikel für einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren haftbar für jeden Krebsfall in einem definiertem Umkreis sind. Das ist sicher ungerecht, aber der Ist-Zustand ist es auch und zwar in extremer Form.


    In Fukushima wurde an 11 verschiedenen Orten STRONTIUM in Bodenproben gefunden, welches selbstredend für die Bevölkerung "unbedenklich" ist - jeden Tag ein paar Scheibchen mehr von dieser miesen und ungenießbaren Esels-Salami.

    Weitere Spuren von Strontium entdeckt, FAz, 09.06.2011


    Diese Meldung machte den letzten Rest Hoffnung zunichte. Was kann man eigentlich überhaupt noch glauben von den überaus zahlreichen Regierungs- und Tepco-Statements in den ersten Tagen nach diesem grauenhaftem Tsunami?


    Zitat


    Die in den ersten fünf Tagen seit dem Beben und dem Tsunami in Fukushima am 11. März freigesetzte Radioaktivität sei mit 770.000 Terabecquerel doppelt so hoch gewesen wie zunächst geschätzt. Das gab die Atomaufsichtsbehörde bekannt.

    Japans Regierung bestätigt weitere Kernschmelzen, Zeit-Online, 06.06.2011


    Alter Schwede 8|


    Manche japanische Medien berichteten heute von einem Stromausfall und über die Absichten Tepcos, weitere 3.000 Tonnen "schwach radioaktiv" kontaminiertes Wasser in den Pazifik zu leiten - als gäbe es in dieser suppenden Siebemulation noch irgendwo "unbedenkliches Wasser". Selbst in der angeblich "Gau-freien Zone" Fukushima-Daini ist die Brühe, welches der Tsunami durch die Anlage gespült hat, hochgradig verstrahlt. Was mag wohl die Ursache für diese erneute Schweinerei sein - wenn doch das Containment in Daini angeblich so dicht ist? Läuft dort vielleicht eine ähnliche "Open-Air-Veranstaltung" mit überfüllten Abklingbecken?


    Einen Effekt hatte das Fukushima-Desaster allerdings: viele Leute haben sich ganz bewusst informiert. Sie wissen jetzt um die Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze, wenn eine Reihe anderer Merkmale zutreffend sind. Somit sind sie keine Baxer mehr, denen man noch viele Jahrzehnte ein 'X' für ein 'U' vormachen könnte.

    Zitat von O.Jemineh


    Siehste, genau diese Art Formulierungen erzeugt bei mir so ein Unbehagen....ist dann bald jede Hand ein Gesellschaftsschädling, die nicht mithelfen will?
    Das klingt so parolenhaft...das ist auch parolenhaft.
    Mir ist Bang vor meinen Mitdeutschen...weil die so hemmungslos im Recht sind. Immer.


    Parolen also - welch heere Worte. Es gibt wohl ziemlich viele Leute, welche sich wirklich über einen Job freuen würden. Und wer keine Ambitionen hat, überhaupt irgendwo mit anzupacken, wird es sicher schaffen, sich das alles weiterhin vom Hals zu halten. Zum Glück ist die Welt bunt. ;)


    In Fukushima wird noch immer dieser hochradioaktive Dampf von Tepco beobachtet. Auf den Roboter-Bildern ist ersichtlich, dass es in diesem Kellergeschoss nicht nur ein bisschen vor sich hin dampfelt - das ist eine bühnenreife Vernebelung. Die Nebel über den Wassern werden nach meinen Informationen die Gemüter noch ziemlich erhitzen. In welcher Dimension verstrahlt diese Dampflok-Emulation eigentlich die Umgebung?

    Nein das schadet nie.
    Lachen ist aber gelegentlich auch ein Zeichen von Unsicherheit.


    Also gut, oh Haar-in-der-Suppe-Finder' - das ist übrigens aus meiner Sicht tatsächlich typisch deutsch.


    Um zunächst die Off-Topic-Fragen zu beantworten: ja, ich bin eine Frau. Nein, ich finde Aussehen bei Politikern nicht wichtig. Nach meinen Erfahrungen ist dies ein Kriterium bei Männern und auch nur dann, wenn es sich um weibliche Kandidaten handelt. Und nein, ich möchte nicht für "die Frauen" sprechen, denn die sind pluraler, als Du möglicherweise denkst.


    Zitat von O.Jemineh


    Glaubst du das wirklich, daß die Obertanen der Franzmänner hier andackeln und teutonische Vorausschau bewundern? Wohl eher glaubst dus selbst nicht, deshalb ja *Satire*.
    Wahrscheinlicher ist entweder Schadenfreude oder Zukurzgekommensein. Also wenn sich wieder alles Erwarten ein Ausstieg als sinnvoll erweist, dann sollen wir den Franzosen auch einen Ausstieg bezahlen.
    Von den Obertanen, wie gesagt. Die französischen Untertanen empfinden bisweilen Mitleid, wenn sie an Schland denken. Was die Ängstlichkeit und den Kontrollwahn angeht. Und Neid. Noch.


    Ich bin aus grundsätzlichen Erwägungen gegen deutsche Sonderwege.


    Ja, ich bin davon überzeugt, dass uns eine Vorreiterrolle bei der Energieerzeugung wirtschaftliche Vorteile bringen wird. Zum Einen hoffe ich, dass bei den MIttelständlern viele Arbeitsplätze entstehen werden - ein weitgehend dezentrales Konzept vorausgesetzt. Leider sieht es derzeit ganz danach aus, als würden vorwiegend die teuersten Konzepte (Offshore-Parks) realisiert werden - und dies nützt wohl wiederum nur den 4 Energie-Oligarchen. Positiv anzumerken wäre, dass die Stimmen immer lauter werden und das Merkel bereits jetzt verstärkt Widerspruch wegen ihres altbekanntem Zentralismus-Fimmels erntet. Diesbezüglich zähle ich auf die Opposition. Insgesamt gesehen, benötigen wir während des Ausstiegs viele Dinge: andere Autos, bessere Leitungen, Blockheizkraftwerke in Städten etc. pp. Es gibt viel zu tun, jede Hand wird gebraucht - und das ist zunächst einmal durchweg positiv.


    Zum Anderen hat deutsche Ingenieursleistung im Ausland - besonders in Asien - nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf. Und an den Erneuerbaren wird ohnehin kein Land dieser Erde in absehbarer Zeit vorbei kommen. Selbst Mr. Obama möchte einen Anteil von 30% aus Erneuerbaren erreichen und die chin. Regierung investiert ohnehin jetzt schon den Löwenanteil in Solar-,Wasser-und Windtechnik. Sicher werden gerade viele asiatische Länder versuchen, die Hardware der Technik zu kopieren auf Deiwel komm raus. Dann verkaufen wir eben unsere Beratungsleistung so teuer wie irgend möglich. Gerade an kompetenter Beratung bei Um- und Neubauten fehlt es nämlich derzeit hierzulande. Es gibt bis jetzt nur wenige Firmen, welche in kompetenter Form den Gesamtüberblick über die Möglichkeiten der neuesten Haustechnik hätten.


    Du hast schon recht, die deutsche Regelwütigkeit, Autoritätshörigkeit sowie das Perfektheitsstreben wird in Frankreich ein wenig belächelt. Der Atomausstieg wird jedoch aus meiner Sicht keineswegs belächelt, zumal sich viele Franzosen in Foren mindestens genauso heftig über ein zukunftsfähiges Energiekonzept streiten, wie die deutschen Foristen. Im Gegenteil, das 'Experiment' wird interessiert und zuweilen auch ein wenig neidisch beobachtet.


    Deutsche Sonderwege sind eigentlich gar nichts Besonderes. Um nur ein Beispiel zu nennen: kein anderes, europäisches Land erhebt so viele verdeckte Steuern. Allerdings war das zu keiner Zeit ein solcher Aufreger, dass die Leute deswegen auf die Strasse gegangen wären. Es kann uns doch im Prinzip piepegal sein, was die Atomlobbyisten der umliegenden Länder am deutschen Ausstieg zu nörgeln haben. Ich muss ja auch nicht zwingend vom Hausdach hüpfen, nur weil mein Nachbar seinen Wahnsinn als 'Normalität' deklariert.


    Einige Länder benötigen vermutlich noch ein paar Gau's, um endlich vollends wach zu werden. Viele Mathematiker in diversen Foren haben aufgrund der bisherigen (bekanntgewordenen) Störfälle (Tschernobyl, Harrisburg, Sellafield, Forsmark etc.) berechnet, dass es rein statistisch alle paar Jahre irgendwo zu einem weiteren Gau kommen wird. Ich hoffe inständig, dass nicht gerade Cattenom oder andere, an der Grenze befindliche AKW's, die Annahmen der Statistiker bestätigen werden.


    PS: 'Rückrad' war doch eigentlich eine stimmige Formulierung, denn der Lupus'sche Gesinnungswandel war ja in der Tat die Rolle rückwärts. ;)

    Na, dann sollen die doch vorreiten. Haben eh viel mehr abzuschalten.


    *Satire*
    Wieso, oh Zauderer? Hier greift doch bereits Plan B. In ein paar Jahren sind es 80% der Wähler, die dem Nicolas - oder seiner hübschen Nachfolgerin? - Feuer unter dem Hintern machen. Oh la la! Bei uns klappt das bis dahin schon beneidenswert gut - und dann kommen sie ganz schnell reumütig angedackelt und küssen wie üblich bei jedem Kamerablitz das Merkel (oder wahlweise den Nachfolger). Letztendlich wollen sie ja alle gar gerne auf ihrem Sessel kleben bleiben.
    ;)
    *Satire'*


    Zumindest hast Du mich jetzt zum Lachen gebracht und das kann ja nicht wirklich schaden - gute Nacht.



    Wenn Du feststellst,
    dass Du ein totes Pferd reitest,
    so steige unverzüglich ab.
    (Indianisches Sprichwort)


    Wie ich schon erwähnte, bewegt das Thema Atomkraft auch in den umliegenden Ländern die Gemüter. Verblüffend finde ich, dass mittlerweile 62 % der Franzosen für einen Ausstieg aus dem Schlamassel sind - wer hätte das gedacht?


    Zitat von Wallstreet-Online


    Der lange Zeit bedingungslose Rückhalt der Franzosen für die Atomstrom-Produktion im Lande bröckelt seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima. In einer am Sonntag vom ´Journal du Dimanche´ veröffentlichten Umfrage des renommierten Ifop-Instituts sprachen sich 62 Prozent der 1:005 befragten Franzosen für einen Atomausstieg aus. Wenige Tage nach dem Tsunami in Japan - der zum Fukushima-GAU führte - waren es gerade mal etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent).


    Statt wie damals 30 Prozent sind heute nur noch 22 Prozent dafür, dass Frankreich unbeirrt an seinen Meilern festhält, die etwa 80 Prozent der Stromproduktion im Lande decken. Selbst bei den Wählern von Präsident Nicolas Sarkozys bürgerlichem Lager bröckelt der Rückhalt bei dieser Frage, die auch die oppositionellen Sozialisten spaltet.


    Frankreichs Atom-Rückhalt bröckelt - Areva kritisiert Berlin, 06.05.2011

    Aus einem kleinen Rinnsal wird oft ein Strom
    (aus Japan)


    Anbei noch ein interessanter Essay zur Entspannung:
    Deutschland im Jahr 2032, faz-net, 05.05.2011


    greenpeace - wem gehört es und wer verdint darann - haben die jemals eine funktionierende lösung angebracht ? - was machen die mit ihrer ganzen kohle ? , wievilele vollbeschäfftigte haben die - zahlen die auch wirklich volle steuern ? .....


    Als Einstieg ist Wikipedia ja ganz gut, Du solltest Dir dort Deine Fragen beantworten können - obwohl die letzte Frage ja vermutlich nur Steuerprüfer oder Blockwarte interessiert.


    Zustande gebracht haben die schon ziemlich viele Dinge. So haben sie z.B. schon vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit vielen Wissenschaftlern eine Studie mit exaktem Fahrplan zu einem nachhaltigem Energiekonzept erstellt und unterscheiden sich insofern wohltuend von der derzeitigen Trachtengruppe in Berlin.


    Dieses Dokument ist nicht nur ein Szenario, sondern ein Leitfaden für ein zukunftsträchtiges Energiekonzept. Das empfohlene Konzept ist ein Mix aus Energieeffizienz (mehr für weniger), Einsatz von neuen Techniken und Überarbeitung bereits eingesetzer Technologien. Es ist das beste Dokument, daß derzeit verfügbar ist, da es auch sämtliche anerkannten Studien diesbezüglich berücksichtigt, über die bestehenden, technischen Möglichkeiten informiert, die Großindustrie nicht außen vor lässt und klare Empfehlungen an die Poltik gibt. Allerdings ist es schon wieder veraltet und überarbeitungsbedürftig - vor allem der Zeitplan, da die meisten Erneuerbaren enorme Leistungssteigerungen zu verzeichnen haben.


    Globale Energie(R)evolution - ein Weg zu einer nachhaltigen Energie-Zukunft für die Welt


    Zum Abschluß noch ein positives Signal aus diesem Dokument:



    Die Reserven an erneuerbarer Energie, die heute technisch genutzt werden können,
    reichen aus um 6 x mehr Energie bereitzustellen, als die Welt heute verbraucht - für immer.