Also - mit Verlaub, ich will der These dieses Autors ja nicht zu nahe treten!
Aber JEDER Volkswirtschaftsstudent im Ersten Semester lernt die Formel Sozialprodukt = Geldumlaufgeschwindigkeit x Geldmenge...
...siehe z.B. hier im 2. Absatz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Umlaufgeschwindigkeit_(Geld)
Über solche trivial-grundlegenden Zusammenhänge -die absolut selbstverständlich sind-, brauchen wir hier drin wirklich nicht zu diskutieren..
LG
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Also ich habe nicht den Eindruck, dass diese Zusammenhänge viele verstanden haben (Dich eingeschlossen, und wenn man tief genug schürft auch mich eingeschlossen).
Habe keine Lust zu einer (noch) grösseren Abhandlung - aber ein Versuch:
Wenn man so eine Gleichung ansieht, muss man bedenken, dass sie nur dann etwas über Kausalbeziehungen aussagt, wenn klar ist welche Parameter fix sind, welche veränderbare Inputgrössen und welche dann resultierendes Ergebnis sind.
Beispiel: Ein Zug fährt eine Strecke von s kilometern von A nach B mit Geschwindigkeit x km/h und braucht dafür y Stunden.
Es gilt: y = s / x
Beispiel: (150 km) / (100 km/h) = 1,5 h
Die meisten von uns (Maximalesoteriker mal ausgenommern) nehmen intuitiv richtig an, dass die Streckenlänge s von A nach B eine immergleiche, vorgegebene, nichtbeeinflussbare Konstante ist. Allerdings könnte selbst diese Annahme hinterfragbar sein, wenn z.B. eine Neubaustrecke die Entfernung für einen Zug doch verkürzt.
Weiter nehmen wir an, dass der Zugführer die Geschwindigkeit (im Rahmen der Lokleistung) vorgibt, und sich daraus die Fahrtzeit ergibt. Nicht umgekehrt dass z.B. je nachdem wie eilig ich es als Passagier habe (z.B. durch ein Wunder nach Stossgebet) die Geschwindigkeit sich anpasst, so dass ich immer rechtzeitig ankomme.
Bei der quantitätsgleichung des Geldflusses liegen die Dinge aber anders. Ursache, Wirkung und Konstanten sucht man da vergebens. Alles ist mit allem verknüpft.
Die Umlaufgeschwindigkeit ist direkt nicht wirklich messbar, die Geldmenge eine recht willkürlich abgegrenzte Grösse (deshalb gibt es auch so viele verschiedene M0, M1, M2, M3, nach EU, nach US, nach Bundesbank-definition etc.). Recht unstreitig (jedenfalls auf kurze Sicht) erhöht sich z.B. durch lockere Geldpolitik (höhere Geldmenge) auch das Sozialprodukt.
Nur in welchem Masse?
Wir wissen es nicht - und wenn immer wir es beobachten wollen sind die Voraussetzungen jedesmal nennenswert anders. Das ist die Crux im Vergleich z.B. zur Physik. Jedes Land ist anders, und im gleichen Land sind die Konjunktur und auch die Wirtschaftsstrukturen, Steuerpolitik etc. etc. von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Man kann nicht so einfach Experimente machen, und daher auch keine einfachen immer und überall gültigen Formeln aufstellen.
Die Zugfahrtgleichung ist daher eine denkbar schlechte Analogie zur Quantitätsgleichung.
Besser (aber auch nicht perfekt) wäre z.B. folgende Beobachtung aus dem Fussball:
Anzahl Tore = Anzahl Torchancen mal Chancenverwertungsquote
Die Anzahl Tore wissen wir am Ende (so wie in der Wirtschaft das Sozialprodukt).
Die Anzahl der Torchancen ist schon fraglich definiert, denn sprechen wir nun von "todsicheren Chancen", "guten Chancen", "so lala Chancen" oder Chancen, die eigentlich nur 150%ige Fans so gesehen haben? (ähnelich wie bei der Geldmenge)
Die Chancenverwertungsquote ist eigentlich eine reine abgeleitete Rechengröße (wie die Umlaufgeschwindigkeit). Nur warum trainieren dann Mannschaften die Chancenverwertung?
Steigt die Anzahl der Tore, wenn mehr Chancen herausgespielt werden? Nur wenn die Verwertungsquote gleich bliebe. Aber bleibt sie das, wenn das Spiel auf grössere Anzahl Chancen hin angelegt wird?
Etc. etc.
Alles nicht so einfach.