Bundespräsident Wulff ist zurückgetreten----Nachfolgediskussion

  • (von Frank Meyer) Erstaunlich, dass die Welt nicht voran kommt, obwohl die Zahl der Wissenschaftler schneller wächst als das Bruttoinlandsprodukt. Die Welt ist nicht besser geworden, aber anders. Aus der Hauptzentrale zur Umleitung von verirrten Kometen gibt es Neuigkeiten. Die Lage für den Bundespräsidenten bleibt hoffnungslos, aber fantastisch gut…


    Wir sehen uns konfrontiert mit einem Orkan an Schlagzeilen, einer Mischung aus Umfragen, Optimismus, Intrigieren und Schmutz. Das Letztere ist am spannendsten. Es befleckt Hirne, verstopft Ohren und lässt den Blick verschwimmen. Alle haben die Gemeinsamkeit zu verwirren – Politik zwischen Erfolg und Niedergang, zwischen „wird schon wieder“ und vorwärts immer im Wettkampf mit der Realität.


    Warum beißt man sich nur an diesem Bundespräsidenten fest? Er tat doch nichts, zumindest hat er keinen solch großen Schaden angerichtet wie ihm nachgesagt wird. Er hat vielleicht den Fehler gemacht, nicht in die Wirtschaft gewechselt zu haben, sondern in der Politik geblieben zu sein. Vielleicht tat er nur das Übliche? Und woher soll er nach Jahren in erlauchten Kreisen wissen, was richtig und falsch ist? In der Wirtschaft hätte er einem seiner Hobbys, Kreditzinsen zu sparen, besser nachkommen können. Es wäre gar nicht aufgefallen. Er ist ein Mensch. Außerdem ist die Gewinnoptimierung heutzutage das Pflichtprogramm nicht nur in börsennotierten Konzernen.


    Filmregisseur Dieter Wedel sollte einen Film drehen. Ach ja, tut er ja bald schon…


    Wer andern eine Grube gräbt…


    Was hat Wulff falsch gemacht? Vielleicht war er verbal zu streng gegenüber den Banken, als er eine Rede hielt? Sind die Journalisten nachtragend gewesen, als er eine ISO-Norm für sie forderte? Waren es andere unliebsame Äußerungen gegenüber wem auch immer? Wir wissen es nicht, vermuten nur, das Spektakel geht seinem Höhepunkt entgegen.


    In den Zeitungen steht, die Pressefreiheit wäre in Gefahr. Die Bildzeitung rettet sie gerade, so der Eindruck. Es stellt sich die Frage, wer Wulff damals medial geholfen hat. Wir Journalisten erinnern uns gut an das Frühjahr 2011. Dort sagte der Bundespräsident bei der Eröffnung der Hauptzentrale der Nachrichtenagentur dpa, dass eine ISO-Norm für Journalisten wünschenswert wäre.


    Nach seinen Vorstellungen sind Medien nötig, „die eine neue Art der Qualitätssicherung, quasi eine ISO-Norm für den Journalismus einführen, auch um die eigene Existenz zu sichern“… Es seien Journalisten gefragt, “die Verantwortungsbewusstsein zeigen, die glaubwürdig sind“, sagte Wulff. (Quelle)


    Niemand schrie auf. Hat sich niemand getraut? Vielleicht ist jetzt alles der Bumerang. Wer weiß, wenn er eines Tages sein Amt zurück gibt oder aus selbigem getragen wird, ist er dann weg von den nicht vorhandenen Schalthebeln im Schloss Bellevue, die ISO-Norm-Debatte aber nicht vom Tisch. Wenn man sich ansieht, wie viele der Meldungen aus Agenturen stammen und per Copy-Paste ihren Weg in die medialen Kanäle finden, gibt es diese vielleicht schon – und zwar nicht in den chronisch unterbesetzten Redaktionsabteilungen der Sendeanstalten und Schreibspecht-Abteilungen.


    Es ist spannend und erschütternd zugleich – wenn Kaiser nackt herum laufen und das Volk sich empört, vergleichbar mit falsch gesetzten Pfiffen eines Schiedsrichters in einem Fußballspiel. Erstaunlich auch, dass Vergangenheiten das tun, was ihnen nachgesagt wird, ihren Erschaffern beharrlich im Dunkel zu folgen. Und dann schaltet jemand eine Lampe an. Doch wer sitzt am Schalter?


    Was für ein Schauspiel, das da gerade geboten wird. Ein lustiges Ausrutschen auf Bananenschalen. In Bananenrepubliken fallen diese öfters zu Boden und verursachen Schwierigkeiten und für andere Lachen oder Empörung. Um an wichtige Meldungen zu kommen, muss man heute die Bilder und Buchstabenansammlungen über einen Mann im Schloss Bellevue weg klicken und versuchen hinter sich zu lassen, ohne dass der aus dem Mund aussteigende Schaum die Sicht der Dinge behindert. Die wahren Aufreger in Sachen Umbau Europas und die damit verbundenen Rechtsbrüche treten in den Hintergrund. Kaiser dankten früher ab. Politiker, die Fälle mehren sich, müssen öfters festgeklebt auf ihrem Stuhl aus der Burg getragen werden. Doch da ist niemand, der bereit wäre, die Lehnen des Stuhls zu packen.


    http://www.rottmeyer.de/bananenschalen-in-bananenrepubliken/

    David Rockefeller gestand in seiner eigenen Biographie: “…Einige glauben sogar, wir seien Teil einer geheimen Verschwörung, und werfen uns vor, wir konspirierten mit anderen auf der ganzen Welt, um eine neue ganzheitliche globale politische und wirtschaftliche Struktur aufzubauen eine neue Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das die Anklage ist, bekenne ich mich gern schuldig und ich bin stolz darauf…

  • Wulff ist der richtige Mann am richtigen Ort:
    Diese "Persönlichkeit" repräsentiert die realexistierende Demokratie.
    Ein Naturgesetz: wie oben so unten.


    Genauso verhält es sich mit dem BRD-Finanzminister: ein alter kranker und verbitterter Mann imk Rollstuhl ! Welch eine klare Bildersprache !

    • Offizieller Beitrag

    (....) Jeder Tag mehr an dem es die ganzen Drecksjournallien nicht fertig bringen ihn zu stürzen, versetzt mich ins Schmunzeln. :thumbup: [smilie_happy] Da hilft auch kein neues wikiwakiwukiplagi :P


    Nanana! X(
    Diskussion ist ja OK, aber dieses geht schon zu weit. Dies entspricht nicht der ( immer noch !!) freien Presse bei uns.
    .


    "Die Märkte haben nie unrecht, die Menschen oft." Jesse Livermore, 20.Jh.

    "Die Demokratie ist das Paradies der Schreier und Schwätzer, Phraseure, Schmeichler und Schmarotzer, die jedem sachlichen Talent weit mehr den Weg verlegen, als dies in einer anderen Verfassungsform vorkommt." E.von Hartmann

    Dieser Beitrag ist eine persönliche Meinung gem. Art.5 Abs.1 GG und Urteil des BVG 1 BvR 1384/16

  • Erstaunlich, dass die Welt nicht voran kommt, obwohl die Zahl der Wissenschaftler schneller wächst als das Bruttoinlandsprodukt. Die Welt ist nicht besser geworden, aber anders.


    Anders ja, aber nach bekanntem Muster. Wie bei den Euros gibts immer mehr von den Titeln, aber in jedem einzelnen ist immer weniger drin.


    Zitat

    Was für ein Schauspiel, das da gerade geboten wird. Ein lustiges Ausrutschen auf Bananenschalen. In Bananenrepubliken fallen diese öfters zu Boden und verursachen Schwierigkeiten und für andere Lachen oder Empörung.


    Wollen wir hoffen, daß dem Kandidaten der Kragen platzt und er mal mit gleicher Münze zurück'zahlt'. Jemand mit der Erfolgsgeschichte von Maschmeyer wird doch wohl auch noch andere Leute gut gekannt haben?


    Gruß
    Klaus_H.

  • Die Bundespräsidenten-Totmacher: Springerstiefel und Spiegelscherben im Gesicht der Republik


    Teil 1 (Im Original ind noch sehr aufschlußreiche Bilder mit Untertitel enthalten)


    Die Kampagne um den deutschen Bundespräsidenten nimmt immer groteskere Züge an: Die Tageszeitungen füllen sich – seitenlange Diskussionen zum „Skandal“ vertuschen nur mühsam, dass es in der Sache keine neuen Informationen gibt. Ach ja, natürlich der Anruf von Christian bei Kai.


    Sind wir wahnsinnig geworden? Ja – weil wir uns wahnsinnig machen lassen von einer Hetzkampagne unter Führung der Springermedien. Da wird gegen ein graues, eher bescheidenes Häuschen (wer möchte darin eigentlich wohnen?) und einen anfänglich privat besorgten Kredit geböllert, als habe Christian Wulff das Rezept für die Atombombe persönlich an den iranischen Präsidenten übergeben.


    Der persönliche Anruf des Bundespräsidenten beim BILD-Chef Diekmann – und Hinterlassen einer Nachricht auf der Sprachbox desselben – wird als Fukushima des bundespräsidialen Handelns hingestellt: Als Bedrohung von Journalisten und Verhinderung von Recherche und Erhebung von Informationen zur anschließenden Berichterstattung.


    Nun mal ganz ruhig: Für die letzteren drei genannten Dinge ist unsere über alles geliebte BLÖD-Zeitung eigentlich nicht bekannt. Und: Ja, ich geb‘ s zu: Ich wünsche mir sogar einen Bundespräsidenten, der mal öfter einem dieser gegelten, glitschigen Schmierfinken zwei-drei Worte auf die Sprachbox spricht.


    Nach bewährtem Muster der Facebook-Rebellionen wurde sogar eine entsprechende Facebook-Seite eingerichtet, wo in Blöd-Deutsch zu einer Demo in Berlin gegen Wulff aufgerufen wurde: „Shoe for you“.


    Aufrufer zur Anti-Wulff-Demo am 7.1.2012 war kein geringerer als SPD-Mitglied Martin Heidingsfelder, Einrichter von Vroni-Plag, ein Forum, welches die plagiierten Doktorarbeiten folgender Personen entlarvte:


    • Veronica Sass (33), Tochter von CSU-Politiker Edmund Stoiber, verlor im Mai ihren Doktortitel der Uni Konstanz. Nach ihr wurde die Internetseite „VroniPlag“ benannt.
    • Der FDP-EU-Abgeordneten Silvana Koch-Mehrin wurde im Juni der Doktortitel von der Uni Heidelberg aberkannt. Sie legte Widerspruch ein.
    • EU-Abgeordnete Jorgo Chatzimarkakis (45, FDP) verlor seinen von der Uni Bonn verliehenen Titel im Juli.
    • Margarita Mathiopoulos (54, FDP) wird von der Uni Bonn auf Plagiate geprüft.


    Mitorganisator der Facebook-Demo: Jürgen Jänen, SPD-Fotograf aus Berlin.


    Aber das Beste kommt noch: Kai Diekmann und Christian Wulff sind beide Zöglinge eines transatlantischen Netzwerks, nämlich der Atlantik-Brücke. Christian Wulff ist Abschlussjahrgang XIV, Kai Diekmann war etwas später dran mit Abschlussjahrgang XVII. Heute sitzt Diekmann auch im Vorstand der Brücke.


    (Hallo Herr Merz: Die Show Ihrer beiden Young Leader Alumni wirft aber gar kein gutes Bild auf die Atlantik-Brücke und ihre gemeinsamen „westlichen Werte“, die sie doch in so besonderem Maße teilen, die beiden! Bitte veranlassen Sie Frau Lindemann doch ggfs. noch einmal zu einer Telefonaktion, bei der BILD-Zeitung natürlich, damit bald wieder Ruhe in der Kiste herrscht! Nach dem bewährten Motto: “Once a young leader – always a young leader”).


    Wenn nun also für jeden erkennbar ein Vorstandsmitglied der Atlantik-Brücke über eine anderes Brücke-Mitglied herfällt, müssen schon gewichtige Gründe im Spiel sein. Denn erkennbar verletzten die Angriffe und Drohungen Diekmanns das Gebot der transatlantischen Brüderlichkeit des Netzwerkes gegenüber Wulff.


    http://becklog.zeitgeist-onlin…-im-gesicht-der-republik/

    David Rockefeller gestand in seiner eigenen Biographie: “…Einige glauben sogar, wir seien Teil einer geheimen Verschwörung, und werfen uns vor, wir konspirierten mit anderen auf der ganzen Welt, um eine neue ganzheitliche globale politische und wirtschaftliche Struktur aufzubauen eine neue Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das die Anklage ist, bekenne ich mich gern schuldig und ich bin stolz darauf…

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  • Teil 2


    Laut “Bild”-Ansage soll Christian Wulff angeblich einen oder zwei „Drohanrufe“ bei der „Bild“ getätigt haben. Jedoch war es letzteres Blatt, welches zuerst begonnen hatte zu drohen:


    Laut einem Bericht der Berliner Zeitung v. 16.12.2011 waren „Spiegel“ wie „Bild“ auf der Suche nach den Informationen zu Wulffs Privatkredit bei dem
    Unternehmerehepaar Geerkens. Der Spiegel klagte sogar bis zum Bundesgerichtshof auf Einsicht in das entsprechende Grundbuch. Dort war aber der Kredit nicht verzeichnet. Frau Geerkens hatte auf einen entsprechenden Eintrag verzichtet. „Bild“ war schließlich schneller und kam als erste an die entsprechenden Informationen zu Wulffs Häuslekaufoperation in Großburgwedel.


    Die Frage ist wie? Die Frage ist interessant und unbeantwortet. Seitdem jedenfalls reitet „Bild“ eine Schmutzkampagne gegen Wulff begleitet von düsteren Drohungen.


    Wie etwa der durch Nicolaus Blome, stellvertretender Bild-Chefredakteur: „Noch liegt der Ausgang der Affäre weitgehend beim Bundespräsidenten. Aber – auch das lehrt die Erfahrung – nicht mehr lange.“


    Kurz danach dröhnte auch Alt-Bild-Chefkolumnist Franz Josef Wagner bedrohlich: „Lassen Sie die Hosen runter. Stellen Sie sich vor die Presse. Sagen Sie uns, wer Sie sind.“


    Warum formulierte Wagner nicht: „Sagen Sie uns, was Sie genau getan haben?“ Offenbar beließ es „Bild“ laut „BZ“ (s. o.) jedoch nicht bei Drohungen, sondern setzte in Berlin auch gezielt Gerüchte in Umlauf:


    „Wenn Wulff nicht bald folge, so wurde in Berlin gemunkelt, könne das Blatt mit einer Geschichte über das frühere Leben Bettina Wulffs aufwarten. Angeblich verfügt die Redaktion über Informationen, die bisher auf Weisung von ganz oben nicht gedruckt werden dürfen. Aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten.“


    Wulff hatte sich im vergangenen Jahr in Reden durchaus positioniert. Und zwar für die Stärkung der Parlamentsrechte und gegen Gesetze im Karachoverfahren und gegen Börsen und Banken, welche die Politik „am Nasenring“ herumführen. Nachfolgend Zitate aus seiner Rede vor Wirtschafts-Nobelpreisträgern in Lindau (siehe dazu auch mein vorangehender Blog-Beitrag zum Thema:(


    „Die Zukunft liegt in den Händen der jungen Generation. Denn wir befinden uns in einem entscheidenden Moment. Ich bin jedenfalls davon überzeugt: Später wird uns deutlich werden, wie sehr das, was wir jetzt tun oder unterlassen, die kommenden Jahrzehnte bestimmen wird.“


    Dem kann man absolut zustimmen!


    „Die Versündigung an der jungen Generation muss ein Ende haben. Wir brauchen stattdessen ein Bündnis mit der jungen Generation. Ich verstehe die Empörung vieler Menschen. Es sind ihre Zukunftschancen, die hier auf dem Spiel stehen.“


    Stimmt absolut. Hier hört man auch den Familienvater heraus.


    „Politik muss ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinnen. Sie muss sich davon lösen, hektisch auf jeden Kursrutsch an den Börsen zu reagieren. Sie darf sich nicht abhängig fühlen und sich am Nasenring durch die Manege führen lassen, von Banken, von Rating-Agenturen oder sprunghaften Medien.“


    Da hat sich Wulff ganz schön aus dem Fenster gelehnt. Gut!


    „In freiheitlichen Demokratien müssen die Entscheidungen in den Parlamenten getroffen werden. Denn dort liegt die Legitimation.“


    Eigentlich eine Binsenweisheit – aber umso wichtiger in Zeiten, da die Parlamente immer mehr außen vor gelassen werden sollen bzw. sich selbst entmachten wollen.


    „Wir dürfen die Annehmlichkeiten der Gegenwart nicht mit unserer Zukunft und der Zukunft unserer Kinder bezahlen. Wir brauchen eine Kehrtwende hin zu nachhaltigem Wirtschaften und Haushalten! Nur so kann eine freie und auch soziale Marktwirtschaft funktionieren. Ich persönlich empfinde Verantwortung für meine 17- jährige Tochter und meinen dreijährigen Sohn, dass wir heute Entscheidungen treffen, dass sie später in Jahrzehnten in etwa so leben dürfen und können wie wir es heute können.”


    Ist klar, so jemanden muss man den Schuh zeigen, stimmt’s?

    David Rockefeller gestand in seiner eigenen Biographie: “…Einige glauben sogar, wir seien Teil einer geheimen Verschwörung, und werfen uns vor, wir konspirierten mit anderen auf der ganzen Welt, um eine neue ganzheitliche globale politische und wirtschaftliche Struktur aufzubauen eine neue Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das die Anklage ist, bekenne ich mich gern schuldig und ich bin stolz darauf…

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  • Teil 3


    Am 28. September 2011 hielt Wulff eine Rede beim Festakt „60 Jahre Bundesverfassungsgericht“ in Karlsruhe. Ein paar Passagen daraus:


    „Die Herausforderungen, die sich dem Gericht in der Zukunft stellen werden, sind keinesfalls geringer als die genannten Beispiele aus der Vergangenheit. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf unsere Einbindung in die Europäische Union. Sorgen bereitet mir eine – vielleicht in Extremfällen unvermeidbare – Tendenz der Politik, die Vorgaben unserer Verfassung und der Europäischen Verträge recht weit auszulegen, um für notwendig erachtete Entscheidungen entsprechend schnell treffen zu können. Das Bundesverfassungsgericht hat demgegenüber durch seine ,Wesentlichkeits-Rechtsprechung’ verdeutlicht, dass Rechtsstaatlichkeit insbesondere durch Parlamentsbeteiligung geprägt ist. Die zentrale Handlungsform des Parlaments ist das Gesetz. Die bewährte Umsetzung politischer Entscheidungen in Gesetzesform verbürgt eine Vielzahl rechtsstaatlicher Elemente: Das Gesetzgebungsverfahren ist transparent, Entscheidungsgrundlagen und -motive müssen formuliert und offengelegt werden. Das Gesetz garantiert durch seine Allgemeinverbindlichkeit die Gleichheit aller Bürger. Es ist außerdem Instrument der Gewaltenteilung und Demokratie. Schließlich ist bei der Verabschiedung eines Gesetzes die mehrfache verfassungsrechtliche ,Vorabkontrolle’ gewährleistet – durch den Bundestag, den Bundesrat, durch die Bundesregierung und am Ende auch durch den Bundespräsidenten.


    Die Politik neigt heute bisweilen dazu, diese vom Grundgesetz vorgegebenen Verfahrensregeln unter der Maxime von Dringlichkeit oder gar Alternativlosigkeit als unnötige Last zu qualifizieren. Der klassische Dreiklang von politischer Entscheidung, technischer Verarbeitung politischer Ideen in einem Gesetzentwurf und schließlich parlamentarischer Befassung darf aber nicht vernachlässigt werden, wenn die Qualität der Entscheidungsfindung nicht darunter leiden soll. Bereits auf der ersten Ebene der Entscheidungsfindung beraubt sich die Politik ihrer eigenen Kompetenzen, wenn wichtige Debatten immer häufiger auf externe Kommissionen ausgelagert werden. ,Auslagerung’ liegt offenkundig im Trend. Auch die zweite Stufe der Wandlung von Politik in Recht, die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs, wird teilweise nicht mehr als die ureigene Aufgabe der Politik verstanden, sondern als Beratungsdienstleitung, die Private vermeintlich schneller und effektiver erbringen können. Aber: Sind Private wirklich dem Allgemeinwohl verpflichtet? Sie müssen sich eben nicht so verantworten wie demokratisch gewählte Abgeordnete.


    Schließlich leidet auch die Parlamentsbeteiligung, wenn politische Entscheidungen wie die Aussetzung der Wehrpflicht oder das Atommoratorium von der Exekutive ohne Befassung des Bundestages vollzogen werden.


    Angesichts dessen müssen wir uns fragen: Leidet nicht die elementare Grundbedingung unseres Verfassungssystems – die Rechtstreue der Bürger –, wenn rechtliche Bindungen beiseite geschoben werden, von Wirtschaftseliten Verträge missachtet werden oder von der Politik bestehende Regeln ausgesetzt oder Fristen, die das Bundesverfassungsgericht setzt, nicht beachtet werden? Das beschäftigt viele Bürgerinnen und Bürger. Ich erkenne gerne an, dass es sich um Einzelfälle handelt – aber prominente Einzelfälle, die durchaus beunruhigen.


    Diese Tendenzen – so meine ich – sind bedenklich, weil sie der Verfassungserwartung nicht gerecht werden: Das Grundgesetz zwingt uns bei Entscheidungsprozessen, die das Leben der Bürger betreffen, zur Transparenz, zur Sorgfalt und zum Nachdenken …”


    Alles in allem Reden, die Wulff durchaus zur Ehre gereichen und ihn als einen Kritiker der derzeitigen Regierung aber auch von potenten Finanz- und Bankenkreisen dastehen lassen.


    ***


    Es verdichten sich Spekulationen, die auf Katrin Göring-Eckardt als neue Bundespräsidentin hinweisen. Die Grünen-Politikerin und derzeitige Bundestagsvizepräsidentin sei die “top-sichere” Kandidatin für alle.
    Frau Göring-Eckardt ist u. a. im Vorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentags (EKD) und ehemalige Young Leader Alumna der Atlantik-Brücke, in deren Vorstand sie seit 2010 sitzt.


    9.1.2012: Und weiter geht’s: Schlagzeile der Lokalpresse, 1. Seite: “Gabriel: Hilfe bei Wulff-Nachfolge” – das ist so ähnlich wie Hilfe für die Suche nach einem Bestattungsunternehmen anzubieten, während die betroffene Person noch ganz munter herumläuft. Auf mmnews fand ich eine gute Analyse der Kampagne von Roland Klaus: “Was steckt hinter der Hetzjagd auf Wulff?” Es ist nicht schlecht zu merken, dass auch schon andere sich in ähnlicher Richtung Gedanken machten.
    Roland Klaus arbeitet als freier Journalist und Analyst u. a. für den US-Finanzsender CNBC und für N24. Er unterhält eine interessante Webseite:
    http://www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de

    David Rockefeller gestand in seiner eigenen Biographie: “…Einige glauben sogar, wir seien Teil einer geheimen Verschwörung, und werfen uns vor, wir konspirierten mit anderen auf der ganzen Welt, um eine neue ganzheitliche globale politische und wirtschaftliche Struktur aufzubauen eine neue Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das die Anklage ist, bekenne ich mich gern schuldig und ich bin stolz darauf…

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    • Offizieller Beitrag

    Wäre nicht der ersts Prozess den der Sringerverlag verliert, weil er sich weigerte Gegendarstellungen abzudrucken. :thumbup:


    Edel hat natürlich ein Bild und Welt abo [smilie_happy]


    Schade für Dich, daß ich hier widersprechen muß. Auf Informationen dieser oder ähnlicher Printmedien kann ich gut verzichten. :whistling:
    .


    "Die Märkte haben nie unrecht, die Menschen oft." Jesse Livermore, 20.Jh.

    "Die Demokratie ist das Paradies der Schreier und Schwätzer, Phraseure, Schmeichler und Schmarotzer, die jedem sachlichen Talent weit mehr den Weg verlegen, als dies in einer anderen Verfassungsform vorkommt." E.von Hartmann

    Dieser Beitrag ist eine persönliche Meinung gem. Art.5 Abs.1 GG und Urteil des BVG 1 BvR 1384/16

  • Jedenfalls hat man den Eindruck, dass Wulff sich sehr gerne "nah" mit Leuten umgeben hat, die sich eines etwas zweifelhaften Rufs erfreuen. Im Falle Maschmeyer besonders..... das muß man ja wohl auch mögen, wenn man sich von solchen Leuten auch noch die Urlaube bezahlen läßt....... Inzwischen schillert unser Bundespräsidentenamt ja bereits recht heftig, ob der ganzen Verzeihens- und Vergebens-Möglichkeiten, die sich da ergeben....... schillernde Persönlichkeiten hinterlassen eben ihre Spuren.


    .... hätte ich mir an sich auch nicht so vorgestellt. Denn Horst Köhler wird das sicherlich nicht gemacht haben und Roman Herzog auch nicht. Ich schätze mal, dass die MEISTEN Bundespräsidenten es NICHT gemacht haben...... und im wahrsten Sinne des Wortes SAUBER waren...... das hoffe ich zumindest so lange, bis mir jemand das Gegenteil beweist.


    Aber was solls.... Sarkozy hat sich inzwischen damit auseinanderzusetzen, dass die schöne Carla ihre Freunde wohl sehr nahe wissen wollte und ihnen daher entsprechende Aufträge ohne Ausschreibung zugeschanzt hat..... Hilfsprojekte natürlich..... nach dem Motto: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott..... manche nehmen das wohl auf eine ganz besondere Art und Weise wahr.


    Schmierentheater .... benötigt eben Schmierenkomödianten.... auf allen Ebenen.

  • Zwischenruf:


    Durch Wiederholen wird es nicht richtiger....


    Wulff kann sich soviel Geld leihen von Freunden, Fremden oder der Bank, wie er will


    Wullf kann in Urlaub fahren, wohin er will.


    Dagegen hat im Zweifel auch die Presse nix.


    Es gib auch keine grossartige EURO-Rettungs-Verschwörung, da der Spiegel bereits seit Dezember 2010 an dieser Geschichte arbeitet.


    Er kann nicht:


    (1) über den Kreditgeber und die weiteren Umständen bei gesetzlicher Auskunftspflicht Halbwahrheiten erzählen und/oder lügen


    (2) solange er Ministerpräsident und/oder Bundespräsident geldwerte Vorteile in Anspruch nehmen, von denen nicht ausgeschlossen werden kann, dass er sie in Bezug auf sein öffentliches Amt erhält.


    (3) über diese "Vorwürfe" öffentlich zur Prime Time aufklären und dabei wieder Halb- oder Unwahrheiten verbreiten


    Wulff ist kein Opfer - außer vielleicht seiner eigenen Dummheit und Ungeschicklichkeit.


    greetz anwir

  • Legal, Illegal, Scheissegal...


    [Blockierte Grafik: http://www.zukunftskinder.org/wp-content/uploads/2011/08/wulff-islam.jpg]


    Ich persönlich würde es wie ein CDU Parteifreund zu sagen.


    "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen. Ich kann deine Scheiße nicht mehr hören!"

  • Was ist der Kern der Affäre Wulff?


    Es geht eindeutig um Entmachtung desselben. Etwaiges Fehlverhalten spielt eine untergeordnete Rolle. Frühere BPn haben allenfalls von einem "Ruck" gesprochen, sind aber nicht so konkret und direkt geworden wie Wulff.


    Man kann sie alle der Reihe nach durchgehen: Eine so deutliche und harte Kritik hat keiner gewagt. Alle Vorgänger hatten Angst, die Probleme offen und konkret zu adressieren.
    Die Probleme Euro, Staatsverschuldung etc. bestehen nicht erst seit ein paar Jahren.


    Meiner Ansicht nach ist die Kritik an Wulff an folgenden Punkten festzumachen:
    Neid, Missgunst und Bestehen auf einer einmal festgelegten Meinung.


    Die Alternative zu Wulff wird mit tödlicher Sicherheit auch einer der Atlantikbrücke bzw. ein entsprechend konformer BP sein.


    Man muss sich doch nur die Abstimmungsergebnisse im BT bzgl. ESM anschauen.


    Jeder kann seine Meinung hier äußern, auch wenn sie gegenteilig zu meiner Meinung ist, schließlich haben wir noch etwas Meinungsfreiheit.


    Aber vielleicht ist der eine oder andere noch lernfähig.

    David Rockefeller gestand in seiner eigenen Biographie: “…Einige glauben sogar, wir seien Teil einer geheimen Verschwörung, und werfen uns vor, wir konspirierten mit anderen auf der ganzen Welt, um eine neue ganzheitliche globale politische und wirtschaftliche Struktur aufzubauen eine neue Welt, wenn Sie so wollen. Wenn das die Anklage ist, bekenne ich mich gern schuldig und ich bin stolz darauf…

  • Was ist der Kern der Affäre Wulff?


    Es geht eindeutig um Entmachtung desselben. Etwaiges Fehlverhalten spielt eine untergeordnete Rolle. Frühere BPn haben allenfalls von einem "Ruck" gesprochen, sind aber nicht so konkret und direkt geworden wie Wulff.

    schon da bin ich anderer Ansicht und nicht "lernfähig" ;) . Er hat shcon gar keine Macht, die man ihm nehmen könnte. Er hätte Integrität und Glaubwürdigkeit haben können. Die hat er sich aber - so er sie je hatte- selbst genommen.


    Das, was ich ihm vor allem vorwerfe ist (weniger) das Fehlverhalten als der verbale Umgang mit dem Fehlverhalten danach. Das, was mich vor allem (ver)stört, sind nicht Behauptung der Presse oder sonstiger Meinungsmacher - es sind seine ganz eigenen Worte, die er live im Fernsehen spricht und die von ihm selbst eingestandenen Handlungen. Der Mann demontiert sich für mich ganz von selbst ohne jede fremde Hilfe, getreu dem Motto " Ich hatte keine Fragen bevor ich Ihre Antworten gehört habe"


    Deshalb: Glaub's mir oder nicht: Ich neide ihm weder den Urlaub noch den Freund Maschmeyer :pinch: noch den billigen Kredit - mein Gott, Else Kling sagte dazu, wenn's schee macht [smilie_happy]
    aber warum muß soetwas 8| der "oberste Repräsentant des Staats" sein, in dem ich lebe :wall: . Wenn ich sowas will, zieh ich nach Italien, da gibt's zur göttlichen Komödie wenigstens noch Pasta, Sonne und Meer :thumbup:
    Es mag ja richtig sein, dass CW ein Abbild unserer Schnäppchenjäger- und Eigennutz-Gesellschaft ist, ich hätte in diser Position aber nicht gerne eine Manifestation des Mittelmaßes und der Unzulänglichkeit sondern eine integre, seriöse, glaubwürdige, moralische Instanz.


    greetz anwir der sich seine naiven Vorstellungen nicht abschminken will

    • Offizieller Beitrag

    (....)... ich hätte in diser Position aber nicht gerne eine Manifestation des Mittelmaßes und der Unzulänglichkeit sondern eine integre, seriöse, glaubwürdige, moralische Instanz.


    greetz anwir der sich seine naiven Vorstellungen nicht abschminken will


    Nicht nur Du. Das sind aber keine naive Vorstellungen, sondern Anforderungen / Voraussetzungen für den B.P.


    Siehe neue Signatur.....


    Grüsse
    Edel


    "Die Märkte haben nie unrecht, die Menschen oft." Jesse Livermore, 20.Jh.

    "Die Demokratie ist das Paradies der Schreier und Schwätzer, Phraseure, Schmeichler und Schmarotzer, die jedem sachlichen Talent weit mehr den Weg verlegen, als dies in einer anderen Verfassungsform vorkommt." E.von Hartmann

    Dieser Beitrag ist eine persönliche Meinung gem. Art.5 Abs.1 GG und Urteil des BVG 1 BvR 1384/16

  • http://www.spiegel.de/politik/…and/0,1518,808374,00.html


    "Der für Mittwoch angesetzte Prozess um Verunglimpfung des
    Bundespräsidenten fällt überraschend aus. Christian Wulff nahm die
    Entschuldigung des Angeklagten aus Sachsen an.
    "


    Zur Erinnerung, das betrifft den Facebook-Blogger mit der armerhobenen Bettina auf einem Bilde, untermalt mit dem Blitzmädel-Hinweis. Bis eben noch persönlich angezeigt und strafvervolgt durch das deutsche Staatsoberhaupt. Ohne den aktuellen Rummel hätte der sächsische Bürger wohl ab Mittwoch vor Gericht gestanden, gleich vor einer "Staatschutzkammer". Aber auf einmal gilt der mitteldeutsche Mitbürger nicht mehr als rechtsextrem, obwohl er in Ostsachsen wohnt. Ein Wunder!


    Schöne Grüße

  • Wulf demontierte sich selbst. Der Einblick, den er über sein Rechts- und Werteverständnis gibt, ist für mich erschreckend. Zudem widerspreche ich heftig der Behauptung, dass alle Bundespräsidenten so gewesen seien. Das stimmt NICHT! Und wenn CW mit Halbwahrheiten bzw. Unwahrheiten Erfolg hat (immerhin gab es auch eine Anfrage des Parlaments), dann diskreditiert DAS das Amt.


    Von Politikern "erwartet" man inzwischen bereits alle möglichen "Überraschungen". BISHER von dem Bundespräsidenten nicht.


    CW soll übrigens nicht so medienungeübt sein, wie das derzeit gerade den Eindruck macht. Lt. TV-Bericht soll er die Trennung von seiner ersten Frau sowie den Auftritt seiner derzeitigen Ehefrau mithilfe von Bild SEHR mediengerecht aufbereitet und präsentiert haben. Das IMAGE durfte nicht leiden. Bild hat mitgespielt und der Bevölkerung eine Soap Opera geliefert........


    Soso......
    Gefängnis?


    Die Medien informieren also die Bürger jetzt entsprechend.


    Gut, dass es Kreide gibt.....

  • Ein "junger" Politiker gehört nicht in das Amt. Er ist offensichtlich noch viel zu vielen "Versuchungen" ausgesetzt. DAS zumindest haben wir wohl alle aus dieser Affaire gelernt.


    wie "gelernt"? Ein älterer hat viel mehr Zeit gehabt sich bestechen zu lassen(und sich dementsprechend auch viel öfter bestechen lassen, was anderes anzunehmen ist sehr naiv)

  • Ein älterer hat aber nicht mehr so viel Zeit übrig.
    Der wöllte er seine Sache eher der Ehre halber gut machen. Knete/Vorzüge des Amtes geraten da in den Hintergrund und man übt das Amt als letzte große Station im Leben aus.


    Bei Christian Wulff vermute ich eher, dass er noch an diverse Stationen nach dem Amt denkt.

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