Die Zukunft wird zeigen, wer mehr einstecken kann - russische Leidensfähigkeit gegen amerikanische Druckerpresse. Schön wär's, wenn wir das Spiel als neutraler Dritter von außen betrachten würden, dürfen wir aber nicht, mangels Souveränität.
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Ein ungleiches Ringen?
Sein Argument: Bei dem Preiskampf handele es sich um eine Auseinandersetzung zwischen ungleichen Gegnern: Auf der einen Seite stünden Staaten, die ein vitales Interesse an ihrer Ölindustrie hätten, wie die Opec-Länder und Russland - für sie ist der Erhalt ihrer Ölförderung überlebenswichtig und sie würden zur Not auch ihre Staatshaushalte bemühen, um diese zu erhalten.
Auf der anderen Seite stünde die US-Fracking-Industrie, eine Ansammlung von Privatunternehmen, die schlichtweg - wie der Fall von WBH Energy zeigt - pleite gehen können. Und die erste Pleite in der Fracking-Industrie könnte kein Einzelfall bleiben, mutmaßt Bershidsky: Die Produzenten des "shale oil" würden bei einem Ölpreis von unter 40 Dollar erheblich Probleme bekommen - so jedenfalls sagt es eine Analyse des Beratungsunternehmens Wood Mackenzie vorher. Laut ihr würde es zunächst zu einer Schließung bestimmter Förderprojekte etwa von Ölsanden in Kanada kommen, auch die Fracking-Industrie in den USA wäre betroffen. Und dass der Ölpreis bis auf 40 Dollar fällt, davon sind so manche überzeugt, wie etwa die US-Investmentbank Goldman Sachs.
"Der Sieger wird der sein, der am meisten einstecken kann"
Die weltweite Fördermenge würde durch diese ersten Schließungen auf den amerikanischen Kontinent fallen, die übrigen US-Fracking-Firmen müssten jedoch kräftig weiter fördern, da sie einen gigantischen Schuldenberg von 200 Milliarden US-Dollar zu bedienen hätten. Allerdings, so Bershidsky, sei es für die Firmen unmöglich, diese Schulden zu finanzieren, wenn das Fracking aufgrund des niedrigen Ölpreises unprofitabel wird. Viele weitere fremdfinanzierte Unternehmen würde dies folglich in die Pleite treiben - was allerdings wieder die weltweite Ölproduktion senken würde.
Am Ende blieben zwei Szenarien: Entweder, die Ölpreise steigen wieder so weit an, dass sich die US-Fracking-Industrie erholt. Oder die Förderung von Schieferöl in den USA wird schlichtweg den Bach runter gehen. Dann hätte Russland das bessere Ende für sich.
Allerdings hat auch die russische Öl-Industrie mit Schulden zu kämpfen: Der staatliche kontrollierte größte russische Ölproduzent Rosneft sitzt auf einem Milliarden-Schuldenberg, allein bis April dieses Jahres sollen laut Bloomberg rund 21 Milliarden Dollar fällig sein. Allerdings habe Putin bereits signalisiert, dem Konzern, wenn nötig, zu helfen. Bereits im vergangenen August hatte Rosneft den russischen Staat um Hilfe ersucht. Für stützende Maßnahmen der vor allem unter den westlichen Sanktionen leidenden russischen Großkonzerne verfügt Russland zwar immer noch über gigantische Währungsreserven in Höhe von 388,5 Milliarden Dollar - aber auch diese schmelzen langsam, aber sicher dahin.
Bershidsky schätzt den Ausgang des Ölpreis-Kampfes so ein: "Der Sieger wird der sein, der am meisten einstecken kann."
Gruß
Smithm