Tapering: Tatsächlich nun Geldverknappung oder glatte mediale Lüge?

  • In der Wirtschaftspresse wird es ja seit geraumer herauf und herunter gebetet, dass die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel nun doch anzieht und blah, blah blah.
    Die Rede ist davon, dass die monatlichen Anleihe- und Hypothekenverbriefungsankäufe gedrosselt werden. Von 120 Milliarden Dollar pro Monat schrittweise auf 0 im ersten Halbjahr 2022.
    Bei "wallstreet silver" bin ich nun auf Beiträge gestoßen wo behauptet wird, dass das so gar nicht stimmt, sondern die Fed nur sagt, dass sie die Mindestmenge an Anleihen und co. die sie monatlich kaufen wollen reduzieren aber trotzdem nach gut dünken auch unbegrenzt viel weiter kaufen würden.
    z.B. hier: https://www.reddit.com/r/Walls…erate_reduction_of_asset/


    Da stellt sich natürlich die Frage wem man eher glaubt. Überspitzt ausgedrückt der "Mainstreem-Lügenpresse" oder einen Haufen "Finanzdoomern". ;)


    Zum Glück geht es in den USA bei allen was behördenähnlich ist sehr transparent zu und man kann direkt auf der Homepage der Fed nachlesen was sie wirklich sagt bzw. gesagt hat:
    https://www.federalreserve.gov…ypolicy/fomccalendars.htm
    (Übersicht von Fed-Statements)
    Und hier die aktuellste Verkündung:
    https://www.federalreserve.gov…es/monetary20211215a1.htm
    Da steht z.B. das was medial als Tapering verkündet wird:

    • Increase the SOMA holdings of Treasury securities by $40 billion and of agency MBS by $20 billion, during the monthly purchase period beginning in mid-January.

    Also nur noch 40 Milliarden $ an Staatsanleihen und 20 Milliarden an Hypothekenverbriefungen in der Periode. Also tatsächlich scheinbar Tapering weil es ja nur noch 60 Milliarden anstatt 120 Milliarden pro Monat sind.
    Der Hammer ist aber der nächste Punkt:


    • Increase holdings of Treasury securities and agency MBS by additional amounts as needed to sustain smooth functioning of markets for these securities.

    :boese:
    Fazit:
    Eindeutig haben die "Finanzdoomer" von wallstreet silver recht!

  • Schauen wir mal was das "Tapering" tatsächlich so macht anhand der Tabellen der FED:
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20211223/
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20211230/
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220106/
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220113/
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220120/
    Das sind die Daten vom 22.12.21 bis 19.01.21 also rund der letzte Monat.


    22.12.21: Reserve Bank credit 8,752,398 (Millions of dollars, also rund 8,75 Billionen Dollar)
    davon U.S. Treasury securities 5,649,823
    Mortgage-backed securities 2,649,661


    19.01.22: Reserve Bank credit 8,829,738 (Millions of dollars, also rund 8,83 Billionen Dollar)
    davon U.S. Treasury securities 5,693,341
    Mortgage-backed securities 2,686,262


    Es wurde also in diesem Monat 8,829,738 - 8,752,398 = 77,340 "Geld gedruckt" (77,34 Milliarden Dollar)


    Im Prinzip ist die Fed also tatsächlich beim "tapern" weil ja "nur" rund 77 Milliarden in dem Monat zukamen. :whistling:


    Gruselig wirken allerdings die Mortgage-backed securities in der Woche vom 12-19.01.22:
    Ein Anstieg von 66,139 (rund 66 Milliarden Dollar) =O
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220120/
    In der Woche wurde der Immobilienmarkt extrem "unterstützt" oder war das aktuell schon quasi eine Rettung? :hae:

  • ich würde nicht so binär denken:


    Geld ist immer knapp!
    fragt sich nur für wen?


    und seit man Geld drucken kann (also seit +/- Mitte des 20. Jahrhunderts) gibt es immer genug Geld!
    fragt sich nur, wer die Druckmaschine - oder heute den Server der Zentralbank - im Keller stehen hat :D

  • Man sollte bei dem ganzen Theater im Hinterkopf haben, daß das Tapering alleine noch keine Geldverknappung bedeutet. Diese erfolgt allenfalls indirekt, weil alle daran glauben. 97% der Geldschöpfung läuft über die Kredite der Geschäftsbanken. Darauf haben die Zentralbanken keinen (direkten) Einfluß.


    Es lohnt sich m.E. unbedingt, sich mit dem Thema Geldschöpfung und (Zentral)banken zu beschäftigen. Ich habe dazu vorhin einige Videos eingestellt.


    Entscheidend für die Aktienmärkte dürften die Wertpapierkredite sein. In der finanzmarktwelt gabs auch mal einen Artikel dazu.

  • Man sollte bei dem ganzen Theater im Hinterkopf haben, daß das Tapering alleine noch keine Geldverknappung bedeutet. Diese erfolgt allenfalls indirekt, weil alle daran glauben. 97% der Geldschöpfung läuft über die Kredite der Geschäftsbanken. Darauf haben die Zentralbanken keinen (direkten) Einfluß.

    Ich denke man sollte vor allem die Warnung von Krall und Co im Hinterkopf behalten, dass die Banken nur noch durch die Notenbankmaßnahmen (QE also z.B. diese 77 Milliarden im Monat im Falle der FED) lebensfähig sind.


    Ich würde es nicht als sicher ansehen, dass wenn das Staatsanleihen und Hypothekenaufkaufprogramm komplett aufhört der "Finanzdoom" da ist.
    Diese 66 Milliarden in nur einer Woche bei den MBS wirkt auf mich allerdings wie eine Notmaßnahme um da noch im letzten Moment einen Doom bei den Immos abzuwenden.
    Es ist auf jeden Fall spannend was die FED im Detail nun tatsächlich macht in nächster Zeit.

  • ..., dass die Banken nur noch durch die Notenbankmaßnahmen (QE also z.B. diese 77 Milliarden im Monat im Falle der FED) lebensfähig sind.

    Das kann man von verschiedenen Seiten sehen. Fernziel ist ja wohl, daß die Banken (erst die kleinen, dann aber auch die großen) nach und nach kaputt gemacht werden, um den Leuten dann die heilsbringenden Zentralbankkonten aufs Auge zu drücken. Ob gleich als Krypto oder erst noch wie gehabt, sei mal dahingestellt.


    Damit das klappt muß jede Bankenpleite mit der passenden Hintergrundmusik untermalt werden, damit der Mob nicht zu früh den Braten riecht. Wobei zum Mob diesmal auch die Banken selber gehören. Wie die Strippenzieher das fertigbringen wollen, ist in der Tat spannend.


    Ob sich die Bankenlandschaft freiwillig liquidieren läßt, ohne daß es da Reaktionen gibt, ist jedenfalls noch offen.

  • Hallo LuckyFriday
    Ich weiß jetzt nicht woher du deine 150 Milliarden hast?


    Diese Zahlen sind die Sachen "Werte" welche die FED in der Vergangenheit gekauft hat und somit in der Bilanz hat. Hauptsächlich Staatsanleihen und gebündelte Immobilienkredite und damit quasi Staatfinanzierung mit der Druckerpresse gemacht hat:
    Insgesamt am 02.02.22: 8.914.948.000.000$ (also rund 8,9 Billionen $)
    Insgesamt am 05.01.22: 8.807.725.000.000$ (also rund 8,8 Billionen $)
    Daher es wurde in einem Monat rund 107 Milliarden $ mehr.


    Die Amis verwenden Komma und Punkt bei Zahlen genau andersherum wie wir. z.B Achttausend schreiben die Amis 8,000 während wir ja 8.000 schreiben. Habe das im vorigen Post einfach per copy past übernommen, daher die Kommas anstatt Punkte.



    Hallo PatronaLupo
    Im sagenumwogenen "gelben" habe ich noch nie was geschrieben. Früher habe ich da mal ein bisschen gelesen.


    Gruß Helmut

  • 10,4 Milliarden mehr die Woche:
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220210/
    Über den gesamten Monat gesehen:
    Total 09.02.22: 8,927,565
    Total 12.01.22: 8,837,829
    Also 90 Milliarden Dollar mehr.


    Zur Erinnerung! Das war die Fed Ankündigung (das sagenumwogene Tapering):


    • Increase the SOMA holdings of Treasury securities by $40 billion and of agency MBS by $20 billion, during the monthly purchase period beginning in mid-January.

    Es sind also 30 Milliarden mehr als angekündigt. Wobei man ja auch sagen kann, dass der Zeitraum mit den tatsächlichen 90 Milliarden noch nicht ganz "mid-January" ist.


    Außerdem gilt ja nach wie vor:

    • Increase holdings of Treasury securities and agency MBS by additional amounts as needed to sustain smooth functioning of markets for these securities.

    Wenn es also kommende Woche nicht besser ausschaut gibt die Fed damit zu, dass es an den Anleihemärkten nicht "smooth" läuft. Das wäre denn meiner Meinung nach wie "Rauchentwicklung in der Pulverkammer".
    Diese Rauchentwicklung in der Pulverkammer ist dann aber bestimmt nur auch transitory. :thumbup:

  • Meines Wissens nach heißt Tapering erstmal,
    a) dass man sukzessive weniger aufbaut, dann
    b) vielleicht irgendwann mal den Bestand hält, dann
    c) den Bestand durch nicht mehr nachkaufen reduziert, und dann
    d) den Bestand durch Abverkauf reduziert.


    Wann wir irgendwann mal, wenn überhaupt, in welcher Phase sind, werden wir sehen.

  • Seit gestern neue Zahlen:
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220217/
    Wieder plus rund 20 Milliarden $


    Habe mal eine Tabelle gemacht der letzten Wochenberichte:
    FED Bilanz.pdf


    Fazit: Man sieht, dass langsam gedrosselt wird. Aber immer noch rund 30 Milliarden über den letzten Monat.
    Derweilen fallen die Aktienmärkte und die Anleihezinsen steigen.
    Man sollte bedenken, dass nach einfacher Logik mit nun +30 Milliarden anstatt den ursprünglichen +120 Milliarden nun die Aktienmärkte langsamer als früher steigen würden und die Anleihen weniger stark fallen.
    Stattdessen sieht es so aus als ob Volkswissenschaftler wie Sinn und co recht haben.


    Meiner Meinung nach passt folgende Analogie:
    Man hat einem Alkoholiker (0 Zinsen) weil es ihm schlecht ging zusätzlich reichlich Heroin gegeben.
    Nun wird um die Inflation zu stoppen mit dem Tapering die Heroindosis verringert und soll bald ganz abgesetzt werden und danach gleich mit Zinserhöhung auch die tägliche Flasche Schnaps gestrichen werden.

  • Wieder seit gestern neue Zahlen:
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220224/
    Insgesamt wieder plus 27 Milliarden $.
    Und davon allein MBS (Immobilienkreditverbriefung) +34 Milliarden. (andere Sachen sind sind etwas im Minus daher unterm Strich +27


    Fazit: Da das noch vor der jüngsten Ukrainesache ist deutet es doch stark darauf hin, dass die Fed sich nicht traut die "Druckerpresse" weiter zu verlangsamen. Und das in einem medialen Umfeld wo bereits von Zinserhöhungen schwadroniert wird und selbst Fed Mitglieder davon sprechen Anleihen auch wieder zu verkaufen.
    Also statt solider Notenbankpolitik wurde vergangene Woche wieder "per Helicopter 27 Milliarden$ verstreut" :wacko:

  • 2 mal neue Zahlen:
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220310/
    https://www.federalreserve.gov/releases/h41/20220317/
    Hier die aktualisierte PDF Tabelle:
    FED Bilanz.pdf
    Fazit: Über einen Zeitraum von 1 Monat immer noch grob plus 36 Milliarden davon allein 25 letzte Woche.
    Meiner Meinung nach völlig irre. Denn dieses Quantitative Easing ist ja schließlich Staatsfinanzierung und Immobilienfinazierung mit der Druckerpresse.
    Es ist bizarr! Da hat die FED nun symbolisch die Leitzinsen um 0,25% angehoben um die Inflation zu "bekämpfen" aber der Ankauf von eigenen Staatsanleihen läuft immer noch.

  • Wieso bizarr? Wir wissen doch was passiert, wenn bei einem Kettenbrief nicht mehr für genügend… Anmelden oder registrieren

    „Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann, wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang."
    Carl J. Burckhardt

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