"Es riecht nach Währungskrieg":
In einer für Commerzbank-Kommentare ungewöhnlichen Tonlage ("wenn...dann") wird im heutigen Devisen-Briefing auf die möglichen Folgen der bereits oben von @Miner2007 erwähnten Absicht Trumps eingegangen, zwei neue Kandidaten für das Board of Governors der FED zu nominieren.
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Es riecht nach Währungskrieg
04.07.2019 Währung Thu Lan Nguyen (Analyst FX & EM Research Commerzbank)
USD: Das Saldo des US-Außenhandels (hier in der wichtigeren Abgrenzung inkl. Dienstleistungen) lag im Mai – wie die gestern veröffentlichten Daten des US Census Bureau zeigen – wieder deutlicher im defizitären Bereich als in den Monaten zuvor. Bis jetzt sieht es nicht danach aus, als würde die US-Administration ihre Handelskonflikte in dem Sinne „gewinnen“, dass das US-Außenhandelsdefizit schrumpft. Wenn das US-Außenhandelsdefizit wieder wächst, dürfte US-Präsident Donald Trump einen schwachen Dollar als noch wichtiger erachten – weil der starke Dollar in Trumps Vorstellung für das Scheitern der US-Handelspolitik verantwortlich sein muss und nicht die Politik des „genialen Dealmakers“ selbst.
Gut, man mag einwenden: „Was soll das schon? Der US-Präsident legt nicht die USD-Wechselkurse fest. Das macht der Devisenmarkt.“ Wer so argumentiert, ignoriert, dass Trump aus eigener Sicht befugt ist, Fed-Chair Jay Powell abzusetzen. Und er kann Kandidaten für das Board of Governors nominieren. Sein jüngster Vorschlag ist in dieser Hinsicht deutlich: Christopher Waller und Judy Shelton sind geldpolitische Tauben. Shelton argumentiert, der Satz, mit dem Überschusseinlagen der Banken bei der Fed verzinst werden (derzeit 2,35%), solle auf 0% reduziert werden. Darüber hinaus ist sie als Befürworterin eines neuen Bretton-Woods-Systems in Erscheinung getreten. M.a.W.: Marktbestimmte USD-Wechselkurse sind nicht ihr Ding.
Daher ist der „Erfolg“ der US-Handelspolitik – auch gemessen am Außenhandels-Saldo – sehr wohl relevant für den Devisenmarkt.
Die verstärkten Angriffe des US-Präsidenten auf die aus seiner Sicht „Währungsmanipulateure“ China und Europa erwecken zunehmend den Eindruck, dass er es auf einen Währungskrieg ankommen lassen will. Das erklärt, weswegen Trump den Druck auf die Fed erhöht als auch seine letzten Nominierungen für das Fed-Board (siehe oben). Doch was, wenn ihm das noch nicht genug ist? So geht nach Trump’s gestriger Twitter-Attacke das Schreckgespenst „Devisenmarktinterventionen“ erneut um. Und in der Tat könnte der US-Präsident seinen Finanzminister anordnen, die US-Währung direkt durch Dollar-Verkäufe zu schwächen. Das Problem ist nur, dass dem Treasury lediglich begrenzte Mittel zur Verfügung stehen. Der hierfür vorgesehene Exchange Stabilization Fund (ESF) beläuft sich auf gerade einmal 90 Mrd. USD. Effektiv wären Interventionen nur, wenn auch die Fed, die in diesem Fall ein unendliches Arsenal hätte, mitmachen würde. Dennoch: Sollte Trump soweit gehen und Devisenmarktinterventionen anordnen, wäre dies ein glasklares Signal an den Markt, dass er gedenkt, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Und das hieße, dass er im Zweifelsfall auch nicht davor Halt machen würde, Fed-Chair Powell an den Kragen zu gehen. Ich glaube, ich muss nicht erklären, wie der US-Dollar hierrauf reagieren würde…
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Überrascherweise erwähnt der Artikel nicht, dass sich aus Sicht Trumps die - aus seiner Sicht - Dringlichkeit einer Dollarschwächung weiter verschärft würde, wenn Lagarde (von der bei aufziehender Konjunkturschwäche eine eher noch lockerere Zinspolitik als von Draghi zu erwarten wäre) dann tatsächlich EZB-Präsidentin sein würde.
Daniel Stelter teilt diese Ansicht und spricht in seinem heutigen Marktkommentar vom nahenden "Endspiel des Euros". Besonders verfänglich ist hierin seine Argumentation, dass niedrige Zinsen die Weiterverschuldung fördern (da sie im Extremfall negativer Zinsen zu Zugewinnen führen), gleichzeitig aber immer mehr dazu zwingen, sie auf einem niedrigen Niveau zu belassen (da bei sehr hoher Verschuldung schon geringe Zinsanhebungen Insolvenzwellen bzw. Staatspleiten hervorrufen können):
https://www.focus.de/finanzen/…ro-haben_id_10894242.html
Wenn daher weltweit alle die Zinsen drücken und die Währung abwerten wollen (um außenhandelspositiv zu bleiben bzw. werden), sollte Gold (im Nebeneffekt) eigentlich aufwerten.
Ob eine solche Entwicklung nun im (privaten) Goldverbot (Stelter), im neuen Goldstandard (Shelton) oder in beidem endet, ist schwer zu sagen.