Thorsten Polleit hat einen langen Aufsatz zu folgenden Themen verfasst
Zins, Inflation, Gold - und der "Great Reset"
Ich möchte daraus nur ein paar Aspekte herausgreifen und ein wenig zusammenfassen.
Im Artikel ist beispielsweise ein Chart zu deutschen Zinsen enthalten, der anhand des nominalen und realen Zinses aufzeigt, wie weit dieser bereits in den Minusbereich abgerutscht ist.
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Das Ergebnis daraus:
- Derjenige, der eine 10-jährige Bundesanleihe mit einer Rendite von real minus 4,6 Prozent erwirbt und sie bis zur Fälligkeit hält, der verliert (vorausgesetzt, die Marktlage ändert sich nicht) knapp 38 Prozent seines Kapitals.
Durch die extremen Tiefstände der Zentralbankzinsen / Staatsanleiherenditen wandert das Geld in Aktien / Immobilien.
Solange die Käufer weitere Preissteigerungen erwarten, wird sich dies auch inflationär weiter auswirken.
Damit nicht bald eine Ernüchterung in diesen Assets einkehrt
- muss die extreme Niedrigzinspolitik der Zentralbanken begleitet sein von einer kräftigen, fortgesetzten Geldmengenausweitung.
Sie ermöglicht nicht nur das Ansteigen der Vermögenspreise aufgrund des gesunkenen Zinses. Die Aussicht auf eine chronische Geldmengenvermehrung inflationiert auch die erwarteten künftigen Einzahlungen und vergrößert dadurch die Vermögenspreisinflation. - Dieses "Kunststück" wurde vor allem deshalb möglich, weil die Zentralbanken die Kreditausfallrisiken gezielt beruhigt haben.
Das Eingreifen der US-Zentralbank (Fed) hat nunmehr das "Stressniveau" in den Finanzmärkten auf ein historisches Tief gesenkt. Die Fed hat nämlich den Finanzmärkten de facto zugesichert, keine Zahlungsausfälle systemrelevanter Akteure zuzulassen, den Kreditmarkt also zu stützen, wann immer das als politisch erforderlich angesehen wird.
Das "unsichtbare Sicherheitsnetz", das die US-Zentralbank unter die Finanzmärkte gespannt hat - und alle anderen bedeutenden Zentralbanken eifern ihr darin nach -, treibt den Kreditfluss an, verleitet Investoren, neue Risiken einzugehen, und die inflationäre Spekulationsblase wird weiter aufgeblasen.[Blockierte Grafik: https://www.goldseiten.de/bilder/upload/gs61841cbd31ce2.png]
Als nächsten Punkt hat Polleit das Thema Great Reset behandelt. Hier möchte ich seine Definition herausgreifen:
- Der "Great Reset" steht für die konkrete Idee eines politisch-ideologisch herbeigeführten Umbaus des heutigen Wirtschaft- und Gesellschaftssystems des Westens, die spätestens durch die politische Instrumentalisierung der Themen "Klimawandel" und "Coronavirus-Krise" rasant an Dynamik gewonnen hat. Die Kernidee des Great Reset ist es, dass der Mensch seine Geschicke auf dem Planeten nicht in einem System der freien Märkte gestalten soll, sondern dass Wirtschaft und Gesellschaft vielmehr nach politischen Vorgaben zu lenken sind.
Er sieht folgende 4 Faktoren, die der Geldpolitik den Stempel aufdrücken:
- Die Staaten drängen darauf, den Umbau der Volkswirtschaften, vor allem die damit einhergehende Abkehr von fossilen Energieträgern, aktiv voranzutreiben.
- Die Verschuldungslage der meisten Staaten ist schon heute prekär. Um sie zu entschärfen, erscheint für viele Regierungen eine höhere Preisinflation ein probates Mittel zu sein.
- Die fortgesetzte Ausweitung der Geldmengen zur Finanzierung der Staatsausgaben treibt die Güterpreisinflation in die Höhe.
Das wiederum hilft, die ausstehenden Staatsschuldenlasten in realer Rechnung zu reduzieren und neue Schulden zu negativen Zinsen aufzunehmen. - Und nicht zuletzt ist eine erhöhte Güterpreisinflation auch deshalb politisch akzeptabel, weil sie dazu beiträgt, die wahren Kosten des Wirtschafts- und Gesellschaftsumbaus zu verschleiern.
Beispielsweise verringert die Ausweitung der Geldmenge die negative Wirkung der Energiepreisverteuerung auf Output und Beschäftigung: Die Kosten zeigen sich (zunächst) vor allem in erhöhten Güterpreisen, in einer Entwertung des Geldes und der Ersparnisse, und nicht so sehr (und unmittelbar) in Produktionsverlusten und Arbeitslosigkeit.
Ein nahezu sicheres Opfer des Great Reset wird die Kaufkraft des Geldes sein. Sie wird unter der fortgesetzten, erhöhten Güterpreisinflation dahinschwinden.
Abschließend hat er das Verhalten von Gold durchaus auch kritisch betrachtet.
- Mit Blick auf die letzten etwa 14 Monate haben sie (Gold und Silber) ihre Wertaufbewahrungs- beziehungsweise Versicherungsfunktion, auf die viele Edelmetallanleger setzen, keineswegs "glänzend" erfüllt.
- Ganz offensichtlich waren Gold und Silber nicht die erste Wahl für die Anleger in Krisenzeiten. Es war vermutlich vor allem das "Sicherheitsnetz", das die Zentralbanken unter die Volkswirtschaften gespannt haben, das die Befürchtungen vor einem Systemzusammenbruch zurückgedrängt hat.
- Angesichts einer zusehends digitalisierten Welt, einer Welt, die dem Great Reset geradezu entgegendrängt, könnte eine Empfehlung für das Halten von Edelmetallen allzu leicht als "überholt", "unmodern", ja als "aus der Zeit gefallen" erscheinen.
Er findet aber natürlich auch positive Aspekte für die Edelmetalle:
- Gold und Silber sind zum einen unverzichtbare Metalle in der Industriefertigung und -anwendung.
Diese Nachfragekomponenten garantieren ihnen quasi einen positiven Marktpreis, machen das Szenario eines "Totalverlustes" sehr unwahrscheinlich. - Auch in Zeiten des Great Reset verlieren die Edelmetalle nicht ihre vorzüglichen monetären Eigenschaften. Vielmehr wird vor allem das Gold wohl die einzig verbleibende, währungshistorisch bewährte Geldart sein, die nicht durch geldpolitische Machenschaften entwertet werden kann.
- Physisches Gold ist und bleibt eine unverzichtbare Versicherung gegen Inflation und Zahlungsausfälle für jeden Anleger und Investor.