Moin zusammen,
meine provokante These: sogenannte Kontraindikatoren werden durch ihren Bekanntheitsgrad wertlos und sogar irreführend.
So lange wie ich das Thema Börse im Internet verfolge, lese ich immer wieder dieses oder jenes Symptom sei eindeutig ein Kontraindikator mit dieser oder jener Wirkung auf diesen oder jenen Markt.
Das mag früher für kleine eingeweihte Kreise in überschaubaren Märkten so funktioniert haben.
Gerade in unserem Segment wird m.E. oft (und oft leichtfertig) mit Kontraindikatoren argumentiert.
Doch je mehr Leute überzeugt sind von einer kontraindikatorischen Wirkung eines Symptoms, desto mehr handeln nach dieser Erkenntnis, wodurch sich schon wieder eine Massenbewegung ergibt.
Massenbewegungen an der Börse – das wissen wir – rennen aber fast immer und die meiste Zeit in die falsche Richtung.
Die Folgerung daraus wäre: je mehr Menschen in einem Markt die Erleuchtung aufgrund eines Indikators oder Kontraindikators gepachtet zu haben glauben, desto unwirksamer wird diese Einschätzung dieser Gruppe, weil sich die Wirkung selbst schon aufhebt.
Ein „offenbares Geheimnis“ ist ein Paradoxon und kann in einem Markt ansonsten sehr informierter Anleger nicht mehr funktionieren.
Das Gleiche gilt übrigens für Börsenregeln. Beispiel ist das „sell in may and go away“ - mittlerweile so bekannt, dass es nicht mehr recht funktioniert.
Im Edelmetallmarkt habe ich schon seit zwei Jahren den Eindruck, dass manche Parteien dem sogar zuvorkommen wollen, indem sie die Mai-Welle vorwegnehmen wollen, etwa „sell in march and win large“. Wodurch jedoch ein prägnanter Abverkauf im Mai ausbleibt.
Man könnte mit der Einschätzung von „Kontra-Kontraindikatoren“ bis zur Sinnlosigkeit in weitere Ableitungen gehen, aber diese Erläuterung hier soll ja nur zum Nachdenken anregen und nicht zu Hirn-Spasmen führen.
Aber was „lernt“ uns das?
Ich behaupte, dass in einer hektischen und „überinformierten“ Zeit wie unserer die Betrachtung vor allem tradierter kurzfristiger (Kontra-) Indikatoren kaum mehr Sinn macht.
(Wenn die Verkehrsnachrichten zum zweiten Mal die Umleitung empfehlen, dann bleibe auf der Hauptstrecke - bis auch diese Regel sich umkehrt.)
Nur das „große Bild“ macht meiner Ansicht nach noch Sinn bzw. gerade eben dieses, denn noch nie konnte es unserer ganzen Generation so klar vor Augen stehen, wohin die Geschichte ihren nächsten großen Haken schlägt.
Wir müssen eigentlich nur ein paar Schritte zurück gehen und entspannt hinsehen.
Gruß
face value