Sollten Anleger nicht besser ihr Geld in Goldbarren stecken? Handelsblatt-Online hat mit renommierten Vermögensverwaltern gesprochen, was in diesen Krisenzeiten zu beachten ist – und wie ihre Depots aussehen.
Dr. Alexander Seibold, Gründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Dr. Seibold Capital GmbH
"Gold hat definitiv noch Potenzial. Definitiv. Kurzfristig ist aufgrund der technisch überhitzten Situation jedoch mit Rückschlägen zu rechnen."
Markus Zschaber, Geschäftsführer V.M.Z. Vermögensverwaltung
"Ich bin überzeugt, dass Gold durch die Marktteilnehmer aktuell als alternative Währung eingestuft wird und im derzeitigen geldpolitischen Umfeld noch nicht die Schutzfunktion vor kommender Inflation eingenommen hat. Gold kann man nicht drucken, das ist der entscheidende Vorteil."
Dr. Wolfgang Leoni, Chef-Anlagestratege vom Bankhaus Sal. Oppenheim.
"Gold ist, solange es nicht als Währungsersatz dient, reine Spekulation. Wir sind der festen Meinung, dass wir einen Währungsersatz nicht benötigen. Weder wird die Politik zulassen, dass das europäische Währungssystem zusammenbricht, noch wird es in den nächsten Jahren aufgrund des mäßigen Wirtschaftswachstums eine durch hohe Inflationsraten stark geschwächte Währung geben."
Christoph Bruns, Vorstand Loys AG
"Gold befindet sich in einer spekulativen Blase, deren Ende nicht prognostizierbar ist. Wie immer in derartigen Situationen wird das Ende überraschend und heftig ausfallen."
Jens Ehrhardt, Vorstand und Gründer der DJE Kapital AG
"Gold bleibt unverändert ein Depotstabilisator. Es gibt kaum Opportunitätskosten, da das Zinsniveau niedrig ist. Außerdem stellt Gold ein Gegengewicht mit Sachwert-Charakter zu den beliebig vermehrbaren und sich im Wert tendenziell mindernden Papierwährungen dar. Schließlich besteht noch immer eine extreme Unterinvestierung der internationalen Finanzgemeinde in Goldanlagen."
Dr. Georg Thilenius , Geschäftsführer Dr. Thilenius Management
"Gold hat auf die europäische Schuldenkrise wenig in Dollar reagiert. Bei einer dramatischen Krise wird Gold steigen. Sonst nur wesentlich später, falls die Staatsschuldenproblematik zu Exzessen führt, wie zuletzt die Inflation 1978 bis 1980. Gold wird unter den 2011 anstehenden Zinserhöhungen in USA leiden."
Winfried Walter, Vorstand Albrech & Cie
"Auf Sicht von zwei bis drei Jahren wird ein Inflationsszenario einsetzen. Gerade die neu etablierten Mittelschichten in den Emerging Countries sehen Gold als das Instrument zur Wertaufbewahrung schlechthin an. In drei bis vier Jahren sehe ich den Preis bei 1800 Dollar."
Michael Keppler, Gründer Keppler Asset Management
"Als Versicherung gegen Finanzunfälle, als Inflationsschutz und als Wertaufbewahrungsmittel hat Gold eine berechtigte Funktion und eine bessere Reputation als Barvermögen."
Klaus Martini, Vorstand Wilhelm von Finck AG
"Grundsätzlich befinden wir uns in einem Superzyklus bei Rohstoffen. Der Anstieg der ?konsumierenden? Weltbevölkerung hat zu steigender Nachfrage im gesamten Rohstoffkomplex geführt und wird das weiter tun. Gold ist anders: Die industrielle Nachfrage ist gering, wenn auch steigend. Das meiste kommt aus den Schmucknachfrageländern (Indien, China) und zunehmend durch Investoren. Gold als ?Versicherung? gegen Inflation und Crash gewinnt an Bedeutung. Gold nominal gemessen ist nahe des Allzeitshochs. Gold real gemessen noch weit von seinem Allzeithoch entfernt. Man kann also sagen, Gold ist nicht wirklich teuer. Es besteht noch gutes Potenzial."