Zurück zu den Metallen….Dr. Ehrhardt und die Sicht der FiWo :
ZitatAlles anzeigenGold erreichte mit über 2.400$ pro Feinunze (über
2.200€) ein neues historisches Hoch. Markttechnisch
(Schwankungsindikatoren, Optimismuswerte bis 76%)
erscheint Gold damit konsolidierungsbedürftig. Mittel-
fristig dürfte das charttechnische Kursziel von 2.550$
aber nach wie vor realistisch sein. Der Hauptpluspunkt
für Gold ist die Tatsache, dass die (überwiegend aus
US-Geldern bestehenden) Gold-ETFs volumenmäßig
noch fast auf dem Tiefstand der letzten drei Jahre
stehen (siehe Chart, S. 10). 2023 fielen die Gold-ETF-
Bestände um 254 Tonnen und 2024 nochmal um 120
Tonnen auf ca. 2.500 Tonnen. An den US-Anlegern ist
der Goldanstieg offensichtlich vorbei gegangen. Man
hat sich lieber auf die "Magnificient 7" und andere
Technologie-Aktien konzentriert. Dabei wird immer
übersehen, dass viele dieser Titel sich 2022 fast halbier-
ten bevor sie sich dann – unter großem Interesse der
Öffentlichkeit – im letzten Jahr wieder verdoppelten.
Die Goldanlage war wesentlich besser als ein Invest-
ment in den meisten US-Aktien (Gold in Dollar +30%,
S&P 500 +5,0% jeweils seit Anfang 2022).
Wie sehr nicht nur amerikanische Großanleger (via
Gold-ETFs), sondern auch amerikanische Kleinanleger,
die Goldhausse verpasst haben, zeigt der geringe
Absatz bei US-Goldmünzen. Wird Gold von den US-
Anlegern favorisiert, gibt es hier immer sehr hohe
Absatzsteigerungen. Im März wurden 12.000 Unzen
American Eagle Münzen verkauft gegen über 200.000
bei Goldhochs und 73.000 pro Monat im Durchschnitt
seit 15 Jahren. Für ein Übersehen der Goldanlage in
den USA spricht auch das verhältnismäßig (im Vergleich
zum Goldpreis) schlechte Abschneiden der nord-
amerikanischen Gold-Aktien. Normalerweise steigen
Gold-Aktien überproportional zum Goldpreis. Zwar
sind für das unterdurchschnittliche Abschneiden die
Kosten-Verteuerungen (Energie, Personal) und teilweise
umweltbedingte Produktionsverschlechterungen der
Minen verantwortlich, aber analytisch gesehen sind
Gold-Aktien durchschnittlich bezogen auf Gewinn
und Bilanzstruktur niedrig bewertet. Auch die sonst
in früheren Zyklen die Gold-Aktien belastenden Ter-
minverkäufe (Vorwärtsverkäufe zur Absicherung bei
den Minen) gibt es diesmal kaum. Eigentlich sollten die
Minen also von weiteren Goldpreissteigerungen über-
durchschnittlich profitieren (siehe Chart, S. 10).
Als guter Timing-Indikator für Edelmetalle hat sich die
Analyse von Discounts und Aufschlägen bei amerika-
nischen geschlossenen Gold-Fonds erwiesen. Die Gold
Closed-End Funds PHYS und CEF haben regelmäßig in
der Vergangenheit bei längerfristigen Goldpreishöchst-
ständen bei ihren Börsenkursen Aufpreise gegenüber
dem inneren Goldwert aufgewiesen. Wie die Graphik
zeigt, gab es seit über einem Jahr beim Sprott Physical
Gold Trust (PHYS) Abschläge des Börsenpreises gegen-
über dem inneren Wert und keine Aufpreise.
Abschlag bei US-Closed-end Goldfonds gegenüber
innerem Wert gibt kein Gold-Verkaufssignal..
Diese ungewöhnliche Situation (Goldpreis-Hausse
verbunden mit Abschlägen bei den Gold Closed-End
Funds) lässt darauf schließen, dass die Amerikaner
noch nicht auf den Gold-Zug gesprungen sind. Ähnli-
ches gilt für Singapore, wo für Goldbarren und Münzen
nur die üblichen zwei Prozent Aufpreis gezahlt werden
gegenüber acht Prozent in Goldhausse-Zeiten wie 2011
und 2012 (Gold damals bei 1.900$).
Obwohl der Goldpreis kurzfristig übergekauft erscheint,
ist damit eine Tendenzwende nach unten beim Gold-
preis eher unrealistisch. Da Gold zur Zeit hauptsächlich
nicht in den USA, sondern in China gekauft wird, gab
es in China bei einem Gold-ETF bereits Aufpreise von
bis zu 30% gegenüber dem inneren Wert, was eine
kurzfristige Überhitzung anzeigt. Mittel- und langfristig
erscheint aber der Stimmungsindikator der amerikani-
schen Aufpreise wichtiger beim Timing als die Aufpreise
in China. Timingmäßig positiv ist auch, dass die Gold-
termin-Positionen (Comex) nicht auf Extremen sind wie
bei Goldhochs 2011, 2016 und 2020 (siehe Chart, S. 6).
Schwer einzukalkulieren ist das Verhalten von Noten-
bank-Goldkäufen und -verkäufen. Es ist realistisch,
dass die chinesische Zentralbank nicht jedem Gold-
preis nachlaufen wird und hier ein vorübergehender
Goldkauf-Stopp einsetzt. Genaue zeitnahe Daten über
die chinesischen Goldkäufe gibt es nicht. Im Januar
und Februar stiegen die chinesischen Goldimporte um
53% gegen Vorjahr auf 372 Tonnen. Aber selbst ein
Goldkauf-Stopp von dieser Seite dürfte keine Gold-
baisse auslösen. Das wäre nur der Fall, wenn westliche
Notenbanken zur Bekämpfung der Inflationsmenta-
lität Gold aus ihren Beständen verkaufen. Aber die
Goldbestände der Notenbanken sind hier bezogen
auf die in den letzten Jahren extrem ausgeweiteten
Geldmengen (Notenbankbilanzsummen von USA, EZB
und Japan seit 2009 von 5,5 Bio. $ auf 25 Bio. $ im Feb-
ruar 2022 gestiegen, jetzt 19,6 Bio. $) so gering, dass
Notenbank-Goldverkäufe wahrscheinlich längerfristig
das Vertrauen in solche Währungen eher untergraben
würden, zumal es schon lange Gerüchte gab, dass in
den amerikanischen Notenbank-Goldtresoren nicht so
viel Gold lagert wie angenommen. Wenn Notenbanken
und Regierungen die Inflationsmentalität bekämpfen
wollten, könnten sie eher dafür sorgen, dass der Bitcoin
nicht weiter steigt bzw. fällt. Allerdings hat die Bank
von England bewiesen, dass Notenbank-Goldverkäufe
den Goldpreis nicht längerfristig bestimmen. Höchst
dümmlicher Weise verkaufte z.B. die Bank von England
(man fragt sich, wer sie zu dieser für Großbritannien
vermögensvernichtenden Aktion gezwungen hat?) den
Großteil ihres Goldbestandes in der Nähe der langfristi-
gen Tiefststände von gut 200$ (!!) pro Feinunze im Jahre
2000.
Klüger waren chinesische und japanische private
Goldanleger, wenn man sich den Goldpreisanstieg in
Yuan oder Yen vor Augen hält. Gleiches gilt für türki-
sche Anleger bezogen auf den Goldpreis in türkischer
Lira (die Türkei gehört zu den größeren Goldkäufern).
Für die Japaner war es angesichts gegen Null tendieren-
der Anleihe-Zinsen natürlich naheliegend einen Teil des
Vermögens in Gold anzulegen (siehe Graphik "Gold-
preis in Yen", S. 10). Gold kann nur im Zuge der jährli-
chen Produktion der Goldminen vermehrt werden (ca.
3.644 Tonnen). Die Kosten für Gewinnung einer Fein-
unze dürften in der 13-Jahresspanne seit dem letzten
Goldpreishoch 2011 (1.900$ pro Feinunze) weit mehr
gestiegen sein als der Goldpreis. Berücksichtigt man
dann noch die Explosion der weltweiten Geldmengen
durch das "Gelddrucken" der Notenbanken in diesem
Zeitraum, erscheint der Goldpreisanstieg sogar uner-
heblich in Prozentgrößen. Geht man davon aus, dass
die Notenbanken weltweit im zweiten Halbjahr die
Zinsen senken werden und auch andere Anti-Inflations-
maßnahmen wie Quantitative Tightening (Geldmengen-
verminderung durch Anleihe-Verkäufe durch die Noten-
banken) gestoppt werden, könnten wir vor einer
längerfristigen monetären Stimulierungsperiode
stehen, die dann günstig für Sachwerte (Edelmetalle,
Aktien) und ungünstig für Geldwerte (Anleihen) wäre.
Man fragt sich, ob vor einem solchen Hintergrund die
hier empfohlenen Anleihen (Schutz vor doch noch ein-
setzender Aktienbaisse) eine richtige Anlage sind. Trotz
der augenblicklichen allgemein guten Prognose für
die US-Konjunktur in den nächsten Monaten und den
erwarteten relativ hoch bleibenden US-Inflationsraten,
ist es denkbar, dass die US-Konjunktur doch enttäu-
schen wird und die monetären Bremsmaßnahmen der
Vergangenheit (immerhin die schnellsten und stärksten
der Geschichte) sich doch noch auswirken. Das Gleiche
gilt für die Auswirkungen der inversen Zinsstruktur in
den USA, die ebenfalls in der Vergangenheit immer
eine Rezession ausgelöst hat. Die Zinskosten für den
US-Konsumenten (und den US-Staat) waren zwar bisher
historisch gesehen sehr niedrig. Dies ändert sich aber
von Monat zu Monat sprunghaft und auch die US-Hypo-
thekenzinsen für Eigenheime steigen schon wieder (ca.
sieben Prozent). Auf der jetzigen Zinshöhe erscheinen
somit amerikanische (und europäische) Anleihen mit
nicht zu langer Laufzeit nach wie vor eine gute Zwi-
schenanlage. Sollte die amerikanische Notenbank in
Richtung Stimulierung und Zinssenkung umschalten,
was vor der Wahl durchaus realistisch erscheint, könnte
eine neue Anlagestrategie bzw. Reduzierung der
Anleihe-Bestände nötig sein.
Ich möchte noch ein kurzes Statement zu den kolportierten ’Kurszielen‘ anfügen.
Man liest jetzt Kursziele von ’renommierten‘ Analysehäusern…2300 bis Ende ’24 (CoBa) und 2800 …andere sprechen von 3000 , 5000 bis ’irgendwann’….ich schau‘ immer gerne in den Rückspiegel. War nicht alles ’schlecht‘ früher, war auch nicht alles besser. Aber ! unter der Annahme (1) , daß wir in einem erneuten Bullmarkt sind, und unter der Annahme (2) dass ich/der Anleger (Anlegende) etwas Zeit hat und das angelegte Kapital nicht morgen schon braucht, plädiere ich für Geduld . Auch bei Rücksetzern. Denn…
Seit der Aufhebung der Goldpreisbindung (’71) hat sich Gold in 50 Jahren…verfünfzigfacht ! (Im Top verachtundsechzigfacht !)
Gut, 50 Jahre…soviel Zeit hat hier vermutlich keiner…
Aber ! Im Bullmarkt 1971 - 1980 (9 Jahre) hat sich Gold verfünfundzwanzigfacht.
Nehmen wir (konservativ) an der Bullmarkt begann 2019 bei Gold ~1170…mal 25 …Kursziel : 29 000 !!!
Oder, der Bullmarkt 2001 - 2011…Gold hat sich versiebenhalbfacht. 1170 mal 7,5 = 8 700 !
Das ist mein ’konservatives‘ Kursziel.
P.s.: Was das in Kaufkraft dann wert ist…who knows….aber ’ne Toga pro Unze wird‘s schon sein.