lange genug haben sich die Frackingfirmen in den USA durchgemogelt....
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Spekulationsblase Fracking
Der niedrige Ölpreis droht Kredite und Investitionen in den Abgrund zu reißen
05.01.16
Von der U.S. Securities and Exchange Commission und der Fed gefördert: Fracking in den Vereinigten Staaten. Bild: Mauritius
Offenbar regelmäßig bringt das
Wirtschaftsmodell USA gigantische Spekulationsblasen hervor, die
anschließend Rückwirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft haben. Nach
dem Platzen der sogenannten Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende und der
Krise um minderwertige Subprime-Hypotheken droht nun die
Fracking-Branche zum nächsten Krisenherd zu werden.
Befeuert
durch die bisherige Niedrigzinspolitik der US-Notenbank Fed sind in den
letzten Jahren mehrere Hundert Milliarden Dollar in die vermeintliche
Goldgrube namens Schieferölförderung per Fracking geflossen. Für die nun
zu beobachtende Zuspitzung der Lage bei der Schieferölförderung haben
mehrere Faktoren gesorgt.
Eingeholt wird die Branche zum einen von
eigener Lobbytätigkeit. So war es Förderunternehmen im Jahr 2009
gelungen, die Börsenaufsichtsbehörde „U.S. Securities and Exchange
Commission“ (SEC) zu einer Änderung der Bi-lanzierungsrichtlinien zu
überreden, deren volle Tragweite der Öffentlichkeit und selbst einigen
Investoren erst jetzt bewusst wird. Abgerungen hatten Branchengrößen wie
Chesapeake der Börsenaufsicht im Jahr 2009 die Erlaubnis, auch solche
Lagerstätten zu bilanzieren, die noch für Jahre nicht angezapft werden.
Die
SEC hatte das Aufweichen der Bilanzrichtlinien allerdings an zwei
Bedingungen geknüpft, die vielen Firmen nun zum Verhängnis werden. Zum
einen dürfen die Ölfirmen in ihren Büchern nur solche Felder ausweisen,
die sie binnen fünf Jahren auch wirklich erschließen. Ende vergangenen
Jahres ging für viele Ölfelder, die bislang bilanziert wurden, diese
Fünf-Jahres-Frist zu Ende, ohne dass die bislang erschlossen wären.
Zum
anderen hatte die Börsenaufsicht gefordert, dass die Ölförderung auf
den ausgewiesenen Feldern profitabel zu betreiben sein muss. Da die
Profitabilität vom Weltmarktpreis abhängt, der seinerseits dramatisch
eingebrochen ist, können Chesapeake und Konkurrenten auch diese
Bedingung oftmals nicht mehr erfüllen. Nur wenige Ölfelder in den USA
lassen sich beim derzeitigen Weltmarktpreis noch profitabel betreiben.
Die Investitionen im Ölgeschäft sind dramatisch eingebrochen. Bislang
konnten viele Ölfirmen sich noch dadurch über die Runden retten, dass
die SEC bei der Messung der Profitabilität im Jahr 2014 noch von einem
durchschnittlichen Weltmarktpreis von 95 US-Dollar pro Barrel (rund 159
Liter) Öl ausging. Aktuell sind es unter 40 Dollar. Die Investmentbank
Goldman Sachs hält in einer jüngst veröffentlichten Analyse sogar
Weltmarktpreise um die 20 Dollar für möglich.
Schon in wenigen
Wochen könnte es vor diesem Hintergrund zu massiven Verwerfungen in der
Fracking-Industrie der USA kommen. Ab Januar müssen die Ölfirmen nämlich
ihre Jahresbilanzen vorlegen. Es wird damit gerechnet, dass riesige
Mengen bislang ausgewiesener Förderreserven aus den Büchern verschwinden
werden. Wie der Wirtschaftsinformationsdienst Bloomberg berichtet,
droht allein dem Unternehmen Chesa-peake, dass es auf diese Weise mit
einem Schlag 45 Prozent seiner Reserven verliert. Als Konsequenz werden
viele Milliarden-Investitionen von Fonds sowie Bankenkredite zügig
abgebaut und zurückgezogen werden, so die Befürchtungen in der Branche.
In Gang kommen könnte damit eine Abwärtsspirale, die von der
Vorzeigebranche „Fracking“ nicht viel übriglässt.
Unklar ist
bislang, wer die Leidtragenden sein werden. Dazu gehört sicherlich der
Bankensektor der USA, dem Kreditausfälle drohen. Besonders betroffen
könnten Bankhäuser in Texas sein, die mit Krediten für Förderunternehmen
hohe ungedeckte Risiken eingegangen sind. Doch auch bei asiatischen
Anlegern ist der Fracking-Boom in den USA auf großes Interesse gestoßen.
Kritische Fragen wird sich angesichts der drohenden Entwicklung die
US-Notenbank Fed gefallen lassen müssen. Möglich war die gigantische
Fehlleitung von Investitionen in den Fracking-Sektor nämlich nur vor dem
Hintergrund der Nullzinspolitik der US-Fed. Diese könnte einen Fehler
wiederholt haben, der schon die letzte Finanzkrise befeuert hatte. Nach
dem Platzen der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende hatte die Zentralbank
lange an extrem niedrigen Zinsen festgehalten und damit eine
Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt angeheizt. Norman Hanert