Teil 2
Leider sieht Hahn in den Korridoren der Macht weder in Washington noch in Brüssel noch anderswo in den westlichen Hauptstädten politische Kräfte, die zu einem solchen Abkommen mit Russland über die Ukraine bereit wären. Im Gegenteil: Überall in den Hauptstädten des Westens hätten sich die Positionen gegenüber Russland verhärtet, entweder
- "aus Rachegelüsten" gegenüber dem unbotmäßigen Kreml,
- oder weil sie "weiter die Hoffnung hegen", dass irgendwie die Ukraine doch noch siegt und Russland ruiniert wird; ein Ziel, in das die Polit-Eliten der westlichen Welt sehr viel politisches Kapital investiert haben.
Es gibt sicherlich auch noch einen dritten Grund für die starre Haltung der West-Eliten, den Dr. Hahn nicht erwähnt hat, nämlich Angst. Sie haben Angst, dass sie mit ihrer Zustimmung zu einer "schmutzigen" Verhandlungslösung mit Russland ihre Maskerade als moralische Tugendbolde verlören, was zu einem Absturz ihrer persönlichen politischen und wirtschaftlichen Karrieren führen würde.
Aus welchen Gründen auch immer, laut Dr. Hahn haben die westlichen Polit-Eliten und Medien die Ukraine "in dieser völlig unrealistischen Haltung (auf einen Sieg) bestärkt, was völlig losgelöst von jeglicher Realität vor Ort ist". Für Washington und die NATO gehe es im Krieg nur darum, "'Putins Regime' ein Ende zu setzen" und "ihren verblendeten Träumen von einer 'Entkolonialisierung' Russlands (der Aufteilung Russlands in mehrere, vom Westen abhängige kleinere Staaten) nachzuhängen". Tatsächlich würden "die US-Regierung und die NATO den ukrainischen Staat und das ukrainische Volk als Rammbock gegen Russland benutzen" und zugleich "die nationalistischen Fantasien Kiews befördern, Russland zu besiegen und zum Retter des Westens zu werden", so die bemerkenswerte Feststellung Dr. Hahns.
Nun ist es aber ganz anderes gekommen als vom Westen geplant. Aus der traumtänzerischen Provokation Russlands zum Ukraine-Krieg ist für die West-Eliten ein Albtraum geworden. Die Ukraine hat im Donbass verloren und wird auch den ganzen Krieg mit Russland verlieren. Die West-Eliten stehen vor dem Scherbenhaufen ihrer Russland-Politik. Dabei haben sie die Bevölkerung ihrer eigenen Länder als Geiseln genommen, die die schweren wirtschaftlichen und sozialen Kosten der undurchdachten Sanktionen gegen Russland tragen muss, während Politiker und Medien für alles "Putin" verantwortlich machen. Die mit Dummheit gepaarte Arroganz der westlichen Eliten hat uns an diesen Abgrund gebracht.
Das alles hätte nicht so kommen müssen. Der schreckliche Krieg in der Ukraine hätte leicht vermieden werden können, meint Dr. Hahn. Alles, was dazu notwendig gewesen wäre, sei "die Zustimmung des Westens zu einer neutralen Ukraine gewesen – eine Option, die seit zwei Jahrzehnten zur Verfügung stand, aber die in Washington und Brüssel stets als nicht verhandelbar abgelehnt wurde".
Als Kiew sich bei den Verhandlungen mit den Russen in Istanbul im März dieses Jahres in einem schriftlich präsentierten Papier in Schlüsselfragen zum Thema Ukraine zum ersten Mal kompromissbereit zeigte, indem es anbot, nicht länger die NATO-Mitgliedschaft anzustreben und die Neutralität zu akzeptieren, schrillten bei der NATO die Alarmglocken.
Sprichwörtlich einen Tag, nachdem die ukrainischen Unterhändler bei den Verhandlungen in Istanbul die Bereitschaft zur Neutralität ihres Landes gezeigt hatten, stand der britische Premierminister Boris Johnson in Kiew auf dem Teppich, um Präsident Wladimir Selenskij diese "dumme Idee" auszureden und stattdessen unbegrenzte NATO-Hilfe mit Waffen und Finanzen zu versprechen. Schließlich hatten die Hauptkriegstreiber der NATO dem eigenen Bekenntnis zufolge die Ukraine seit acht Jahren für diesen Krieg gegen Russland aufgerüstet und vorbereitet, von einer 8.000-Mann-Armee auf eine Streitmacht von 250.000 im Februar 2022, bereit, die Krim und die Ostukraine mit Gewalt zurückzuholen. Diese mächtige ukrainische Armee ist inzwischen nach eigenem Bekenntnis aus Kiew zum Großteil von den Russen vernichtet worden, aber das offizielle Kriegsziel der Regierung in Kiew ist völlig unrealistischerweise unverändert die Rückeroberung der Krim und des gesamten Donbass. Dazu will Kiew eine neue, eine Million starke Armee aufstellen – darunter 200.000 Frauen, weil die Männer fehlen.
Kiew erwartet von der NATO, diese Riesenarmee mit modernen Waffen auszurüsten und die Million zum Wehrdienst gezwungenen Ukrainer zu tüchtigen Soldaten auszubilden, damit noch im Herbst dieses Jahres die Großoffensive zur Rückeroberung der Krim und Ostukraine beginnen kann. Fakt ist jedoch: Selbst wenn die NATO-Staaten wollten, könnten sie auf die Schnelle kein Millionen-Heer ausstatten, geschweige an den neuen Waffen ausbilden. Aber niemand in der NATO hat den Ukrainern ihre surrealen Hirngespinste ausgeredet und empfohlen, schleunigst wieder mit den Russen Kontakt aufzunehmen, um eine Verhandlungslösung mit Moskau zu finden und wenigstens eine unabhängige Rumpf-Ukraine zu retten.
Tatsächlich hat Kiew seit dem Abbruch der Verhandlungen im März dieses Jahres in Istanbul unter dem Druck Londons und Washingtons jegliche weitere Gespräche mit Moskau über eine diplomatische Beilegung dieses menschenfressenden Konfliktes abgelehnt. Es herrscht Funkstille zwischen Kiew und Moskau, und US-/NATO-Politiker tun alles, damit dies so bleibt, weshalb in der Ukraine weiter hauptsächlich ukrainische Soldaten sterben. Für die USA/NATO ist jedoch nur wichtig, dass auch Russland leidet.
Solange im Westen dieselben nach Hegemonie strebenden Eliten für ihre Ziel über die Leichen ganzer Völker gehen, solange den Polit-Verbrechern das Prestige der NATO über das Wohlergehen ihrer eigenen Bevölkerung geht, stehen die Chancen für einen vom Westen mitgetragenen Verhandlungsfrieden in der Ukraine allerdings schlecht. Denn die West-Eliten wehren sich mit Zähnen und Klauen dagegen, dass nach dem kläglich verlorenen Krieg in Afghanistan, nach allem Hype um eine angebliche Niederlage Russlands in der Ukraine nun auch noch ein weiterer verlorener Krieg in der Ukraine auf ihr Konto geht. Diese menschenverachtenden Politiker in den Schaltstellen von USA/NATO werden es daher vorziehen, den Krieg in der Ukraine so lange wie möglich am Brennen zu halten.
Vor diesem Hintergrund scheint die Gefahr durchaus real, dass die Selenskij-Regierung im Herbst mit dem Segen der westlichen Polit-Eliten Hunderttausende von militärisch schlecht ausgebildeten Männern und Frauen in Uniformen steckt und für die NATO in den Fleischwolf der haushoch überlegenen russischen Artillerie schickt, obwohl die Ukraine durch diese unsinnigen Opfer nichts gewinnen, sondern nur sehr viel verlieren wird.
Allerdings steckt Russland aus der Sicht von Dr. Hahn trotz seiner beeindruckenden militärischen Siege in der Ukraine in einer Art politischer Zwickmühle. Russland braucht einen Verhandlungsfrieden, um die Gefahr eines US/NATO-Krieges abzuwenden. Mit einem Diktatfrieden wäre Moskaus Ukraine-Problem nicht gelöst, stattdessen kämen neue Probleme hinzu, wie die Bekämpfung neofaschistischer Terror- und Sabotage-Gruppen in "Banderistan", in den Brutstätten des ukrainischen Faschismus im Westen des Landes.
Wo und wann sollte Russland seine militärische Sonderoperation in der Ukraine am besten beenden? Diese und weitere von Dr. Hahn aufgeworfene Fragen werden in Teil II dieses Artikels diskutiert.
Mein Kommentar:
In dem Artikel wird ein Teil der Probleme Russlands angesprochen, wenn es nicht zu einer Verhandlungslösung kommen sollte. Nicht angesprochen werden die enormen Schäden durch die Hilmars Raketenwerfer und der dadurch entstehende Zwang den Konflikt zu eskalieren um sich vor den Angriffen der NATO zu schützen.
Die Neocons in den USA haben zur Zeit die Macht und volle Kontrolle über die US Regierung.
LG Vatapitta