Selbst auf die Gefahr hin, daß das zur Grundsatzdiskussion ausartet, man muß zwischen theoretischen Möglichkeiten unterscheiden und realistischen.
Theoretisch wäre es jederzeit möglich, daß Bärbock einen lichten Moment hat und begreift, daß es (nicht zuletzt für sie selbst) sinnvoller ist, sich um 360180° zu drehen. Dann könnte sie bei Lawrow Abbitte leisten und ausloten, wie man die Kuh gemeinsam vom Eis und die EU aus den Fängen der Transatlantiker bekommt. Und jede Wette (wenn es denn glaubhaft wäre), die Russen würden sagen, Schwamm drüber, wir arbeiten zusammen. Aber wie lange wäre sie dann noch Außenministernde? Wahrscheinlich könnte sie gleich in Moskau bleiben.
Bestimmte Dinge passieren einfach nicht. Da braucht es wenig Zwang von außen, dafür sorgen schon die ganz normalen internen Abhängigkeiten und die Angst vor Intrigen. Es sind ja nicht nur politische, sondern auch private Bindungen, die den Filz zusammen halten. Selbst wenn die USA zum Isolationismus zurückgekehrt wären, die EU und UK würden weiter gegen Rußland kämpfen. Es sind nicht die Regierungen, die solche sozialen Gebilde lenken.
Was den Schmidt angeht, wenn er so mutig war, wieso hat er dann nicht wenigstens als elder statesman aus dem Nähkästchen geplaudert? Haben ja andere auch gemacht. Dieses o.g. windelweiche Statement zur Ukraine und Georgien ist doch lächerlich. Die Nato ein Verteidigungsbündnis? War sie nie und nimmer, das wußte auch ein Schmidt. Wer Interesse hat, kann sich ja mit der direkten Nachkriegszeit befassen, u.a. mit den Stalinnoten und was da für Sprüche rausgehauen wurden. Oder auch die Interviews Jebsen/Rupp und solche Sachen.
Dieses Verklären der Vergangenheit sieht man u.a. auch bei Wimmer, wenn er Geschichten von früher erzählt. Kohl der Fels in der Amibrandung, und sowas. Aber das führt jetzt zuweit.