Ein US-Thinktank betrachtet Armenien und Kasachstan als Schlüsselfiguren zur Eindämmung Russlands
Andrew Korybko
Sie schüren Angst vor Russlands Absichten gegenüber diesen beiden Ländern – und schlagen gleichzeitig engere US-Beziehungen zu ihnen vor.
Die Washington Post veröffentlichte kürzlich einen Artikel, der Panik darüber verbreitet, dass Putins „nächster Halt“ nach der Ukraine Armenien und/oder Kasachstan sein könnte. Der Beitrag erschien kurz vor dem C5+1-Gipfel in Washington zwischen den fünf zentralasiatischen Staatschefs und Präsident Trump. Verfasser sind Seth Cropsey und Joseph Epstein – der Präsident bzw. Direktor des Yorktown Institute, das sich auf „Wettbewerb der Großmächte“, „militärische Überlegenheit“ und „Bündnisbildung“ spezialisiert.
Die Erwähnung Armeniens und Kasachstans in diesem provokativen Zusammenhang sowie das Timing des Artikels waren kein Zufall. Armenien fungiert als unverzichtbares Transitland entlang der neuen „Trump Route for International Peace and Prosperity“ (TRIPP) – einer Initiative, die bereits im Sommer nach ihrer Ankündigung als Gefahr für Russlands regionale Stellung bewertet wurde. Befürchtet wird, dass das NATO-Mitglied Türkei über diese Route westlichen Einfluss in den Südkaukasus und nach Zentralasien einspeisen könnte.
Dementsprechend spielt Kasachstan in diesen Plänen eine Schlüsselrolle: Es ist das wohlhabendste Land der Region und teilt mit Russland – dem Rivalen der NATO – die längste Landgrenze der Welt. Bereits Anfang des Monats wurde festgestellt, dass „der Westen Russland entlang seiner gesamten südlichen Peripherie neue Herausforderungen stellt“, indem TRIPP die westliche Einbindung des Südkaukasus und Zentralasiens beschleunigt. Selbst Russlands Außenminister Sergej Lawrow warnte vor den Plänen des Bündnisses und dessen faktischem EU-Zwilling.
Die zentrale Rolle Armeniens und Kasachstans bei der von der Türkei angeführten Einführung westlichen Einflusses in ihre miteinander verbundenen Regionen – auf Kosten russischer Interessen – erklärt, warum Cropsey und Epstein behaupten, diese Länder könnten Putins „nächster Halt“ nach der Ukraine sein.
Das Veröffentlichungsdatum ihres provokativen Artikels fiel bewusst mit dem C5+1-Gipfel zusammen und sollte offenbar inoffizielle Gespräche oder westliche Berichterstattung über das Treffen beeinflussen.
Laut den Autoren war der Aufstand in Armenien im Sommer ein gescheiterter, vom Kreml unterstützter Putsch, während Kasachstan durch subtilere Druckmittel wie die Schaffung prorussischer Einflussnetzwerke unterwandert werde – was angeblich einem „Donbass-ähnlichen“ ethnoregionalen Konflikt im Norden vorausgehen könnte. In Wahrheit handelte es sich beim armenischen Aufstand um eine patriotische Revolte gegen die Wahrnehmung, Premierminister Nikol Paschinjan habe das Land an seine turkischen Nachbarn „verkauft“. Die Anschuldigungen zu Kasachstan beruhen hingegen auf unbestätigten Leaks und Spekulationen.
Tatsächlich akzeptiert Russland, dass die USA ihren Einfluss im Südkaukasus ausgeweitet haben, und respektiert Kasachstans multi-gerichtete Außenpolitik. Die einzige Sorge Moskaus besteht darin, dass außerregionale Akteure wie die USA, die EU, die NATO und die Türkei – mit denen Russland in der Ukraine indirekt im Krieg steht – Armenien und Kasachstan nutzen könnten, um Russlands nationale Sicherheit zu gefährden. Dies würde das Risiko bergen, den Stellvertreterkrieg von Osteuropa in den Südkaukasus und/oder nach Zentralasien auszuweiten.
Cropsey und Epstein schlagen mehr Handel und Investitionen zwischen den USA, Armenien und Kasachstan sowie ihren Regionen vor – was harmlos klingt, aber zu einer vertieften Zusammenarbeit auf anderen Gebieten wie der Sicherheitspolitik führen oder diese verschleiern könnte – zum Nachteil Russlands.
Ihr eigentliches Ziel ist es, die Wahrnehmung von Russlands Partnern zu manipulieren oder eine Überreaktion Moskaus zu provozieren, die die bilateralen Beziehungen zerstört – also eine klassische Teile-und-herrsche-Strategie. Genau deshalb ist es entscheidend, dass die betroffenen Staaten sich dessen bewusst sind – und nicht in die Falle tappen.
Quelle: A US Think Tank Considers Armenia & Kazakhstan To Be Key Players For Containing Russia
Der Westen stellt Russland entlang seiner gesamten südlichen Peripherie vor neue Herausforderungen.
Die USA werden Russland nicht in Ruhe lassen, der nächste Konflikt wird vorbereitet. Und die willige Länder im russischem Einzugsgebiet spielen das Spiel mit.